Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
Vom Netzwerk:
ist mit dem, was man sagt.«
    »Wenn man nichts zu verbergen hat, ist Vorsicht eher verdächtig«, konterte Croy. »Was haben Sie zu verbergen?«
    Sprock, der sich den Abend gänzlich anders vorgestellt hatte, dachte fieberhaft darüber nach, was er als Nächstes sagen sollte. Er rettete sich mit einer Notlüge. In keinem Falle durfte Marienstrand ins Spiel kommen.
    »Richtig ist, dass unsere Väter befreundet waren«, sagte er nach einem kurzen Moment des Schweigens. »Und richtig ist auch, dass wir uns besser kennen, als ich vorhin zugab. Wir unterstützen beide eine Gruppe, die den Namen Weiße Ritter trägt. Sie kümmert sich ausschließlich um die Betreuung ehemaliger Wehrmachtsangehöriger, die auf Grund ihres Alters oder ihres sozialen Umfelds Hilfe brauchen. Eine Art Samariterdienst, wenn Sie verstehen …«
    Croy unterbrach ihn grob lachend. »Eine feine Gesellschaft, in der Sie sich da befinden. Sie schreckt das Blut nicht ab, das an den Händen von Altnazis klebt.«
    Sprock gab sich unbeeindruckt. »Sie denken, ich akzeptiere uneingeschränkt, was damals geschah? Da irren Sie sich! Jeder Krieg hat seine widerlichen Begleiterscheinungen. Nehmen Sie die Amerikaner und die unendliche Geschichte von Guantanamo. Das Gefängnis auf Kuba ist auf internationalen Druck kaum geschlossen, da wird schon das nächste Hochsicherheitsgefängnis für Terroristen im von amnesty international schwer kontrollierbaren Alaska eröffnet. Was geschah in den drei Golfkriegen, in Afghanistan, in Vietnam und Korea? Das ist doch Staatsterrorismus im Auftrag des Dollars! Eigentlich müssten Sie ein Amerikafeind sein. Sind Sie es?«
    »An wen oder was ich glaube, tut überhaupt nichts zur Sache, Sprock. Sie infiltrieren demokratische Gesellschaften mit einer undemokratischen Ideologie. Und darauf steht wenigstens Verurteilung wegen Volksverhetzung. Und ich frage mich, warum Sie noch niemand deswegen am Arsch hatte.« Croy war erregt aufgesprungen und warf Sprock einen wütenden Blick zu.
    Sprock lächelte dünn. Er kannte den Grund. Schließlich hatte er einflussreiche Freunde. »Warum machen Sie Ihren Job? Für wen? Für sich? Für eine deutsche Gesellschaft, die an ihrem Wirtschaftssystem langsam krepiert? Bemerken Sie nicht die unheilvolle Spirale, in der wir uns alle drehen? Profit erzeugt den Drang zu mehr Profit. Nehmen Sie die Aktionäre. Sie wollen Gewinne, Gewinne, Gewinne. Es ist ihnen, mit Verlaub, scheißegal, ob dafür Menschen entlassen werden oder eine deutsche Firma ins Ausland geht. Es soll mittlerweile sogar Aktionäre geben, die die Sozialisten wählen, aber Aktien von Rüstungskonzernen kaufen. Machen Sie sich nichts vor: Sie dienen einem faulen System. Und wir Rechtskonservativen sagen: Zuerst die Interessen des Volkes und dann …«
    Bevor Sprock sein Programm herunterbetete, das Croy für so verlogen hielt wie die angeblichen Volkswohltaten des Dritten Reiches, schnitt er ihm das Wort ab.
    »Sie wollen wissen, warum ich diesen Job mache? Ich mache ihn, weil ich mir niemals von solchen Lurchen, wie Sie einer sind, erzählen lassen will, was gut und was schlecht ist. Mag sein, dass wir in miesen Zeiten leben, in denen nur gilt, was der Stärkste vermag. Das gilt übrigens auch für das Verbrechen. Es gibt also viel zu tun, um Leute wie Sie in die Schranken zu weisen.«
    Beide schwiegen jetzt. Croy ärgerte sich, dass er sich hatte provozieren lassen. »Warum waren Sie wirklich in Prag?«, fragte er. »Was hatten Sie gestern Abend im Restaurant so Wichtiges mit Spread zu besprechen?« Ihn wurmte die Amateurhaftigkeit Maliks, der keine Abhörtechnik eingesetzt hatte. Er rechnete nicht damit, dass Sprock mehr preisgab, als ihm nützte. Doch dann sagte Sprock etwas, das ihn aufhorchen ließ.
    »Spread sprach davon, dass er ausspioniert und beschattet würde. Angeblich von chinesischen Agenten, von denen es in Washington nur so wimmelt. Ich empfahl ihm, erst mal in seinen eigenen Reihen nach faulen Eiern zu suchen. Damit wollte er auch gleich beginnen, wenn er wieder zurück in Amerika sei.«
    »Was denken Sie? Warum sollte Spread Feinde haben?«
    »Wir wissen beide, dass mit Entwicklung dieses Vertrags dessen Gegner gleich mit geschaffen werden.«
    »Ach«, wirbelten Croys Worte hinüber zu Sprock, »wovon reden Sie? Was wissen denn Sie von einem angeblichen Vertrag?«
    Sprock entgegnete kühl: »Von Spread selbst, er hat mir davon erzählt.«
    »Hatte er einen Verdacht? Gab es Menschen in seinem Umfeld, denen er

Weitere Kostenlose Bücher