Trias
Militärakademie als Agenten-Eleve zu Talos Team gestoßen und fiel vor allem dadurch auf, dass er ständig Fragen stellte.
»Ja, Lehman?«
»Wir befinden uns dort mitten in den Karpaten, richtig?« Special Agent Talo nickte zustimmend.
»Es ist sehr bergig dort, könnte also sein, dass unsere Lenkraketen das Ziel verfehlen.«
»Das glaube ich nicht«, knurrte Talo. Er blickte den Nachwuchs an, als habe er ihn vorher noch nie gesehen.
»Warum nicht?« Lehman kannte diesen Blick.
»Wie Sie sicher auf der Akademie gelernt haben, fliegen die modernsten Lenkraketen heute nicht nur mit Lasersteuerung, sondern auch mit human-biometrischer Zielorientierung. Und da hoffentlich Menschen die Trucks fahren und keine Aliens und außerdem nach so einer langen Fahrt die Wärmeabstrahlung der Motoren konstant ist, dürften Bergspitzen keine Probleme darstellen. Es sei denn, es sitzen dort gerade Menschen und wärmen sich an einem Feuerchen.« Die Anwesenden lachten, Lehman blickte jetzt doch unsicher drein.
»Also gut, weiter«, sagte Talo und nahm noch einen Schluck Kaffee.
»Um 18 Uhr startet der Konvoi in Semtin. Wir rechnen mit etwa dreizehn Stunden Fahrzeit für insgesamt 640 Kilometer. Gegen 23 Uhr sind die Trucks spätestens an der tschechischslowakischen Grenze in Makov. Die Grenzbeamten winken auf unsere Anweisung die Trucks durch. Weitere sieben Stunden später erreicht die Kolonne dann die slowakisch-ukrainische Grenze. Dass wir zurzeit gemeinsam mit den Slowaken eine geheime Truppenübung durchführen, ist wirklich ein Segen, denn …«
Wieder störte Lehman. In Talos Gesicht kam Farbe durch.
»Wie sicher können wir sein, dass die Chinesen von der Militärübung nichts wissen?«
Verärgert sah der Italoamerikaner auf den jungen Mann. Talo hielt nicht viel von Menschen, die ihn ständig unterbrachen. Er gab seiner Antwort einen scharfen Ton und gestikulierte mit den Händen.
»Erstens hat Saanigri seinem Auftraggeber Lee Kong die Fahrtroute als absolut sicher verkauft, und zweitens ist die Delta Force nicht umsonst unsere unsichtbarste Eingreiftruppe.«
Lehman zuckte betroffen zurück. Er hatte auf der Akademie gelernt, dass die Chinesen wie die Russen ihre Augen und Ohren überall hatten. Talo entschärfte sich etwas.
»Deklariert ist das Aufeinandertreffen beider Einheiten als Katastrophenschutzübung des Slowakischen Roten Kreuzes. Ich vermute mal, dass solche Übungen in vielen Ländern parallel zueinander stattfinden. Die alle zu observieren, übersteigt selbst ein Milliarden-Ameisen-Volk wie das der Chinesen. Reicht Ihnen das?« Lehman bekam rote Ohren.
Die Runde lachte erneut. Dann wurden alle wieder ernst.
»Zwischen sechs und sieben Uhr morgens erreicht der Transport unser Operationsgebiet. Es gibt da ein paar Dörfer mit insgesamt 1200 Menschen. Wir haben die strikte Anweisung, die Lenkraketen so zu platzieren, dass außer dem Konvoi niemand zu Schaden kommt. General Mason wird unseren Einsatzbefehl abwarten und dann die Raketen abfeuern. Wir werden mit ihm über einen Satelliten in Verbindung bleiben. Ich hoffe, jeder weiß, was er zu tun hat. Das war’s. - Ach, Peggy«, wandte er sich an eine junge Agentin, »würden Sie mich in mein Büro begleiten?«
Die anderen Agenten verließen den Meeting Room. Der Countdown für Operation Big Fish ging in die entscheidende Phase.
Talo kannte Peggy als einsichtvolle, freundliche Agentin und zwanghafte Trägerin roter Cowboystiefel. Tatsächlich hatte er sie noch kein einziges Mal ohne gesehen.
Peggy war eine zierliche, drahtige Person, die ihre rötlichen Haare raspelkurz trug. Sie war Anfang dreißig, hatte braune Augen und eine kleine Nase, die mit Sommersprossen übersät war. Sie trug eine graue Weste ohne Jackett, dazu einen gleichfarbigen Rock, darunter ein rosafarbenes Hemd mit ausgestelltem Kragen und - rote Cowboystiefel. In der Abteilung nannte man sie Boner . Sie machte Kampfsport, redete immer ein bisschen zu laut und wirkte ein wenig zu maskulin. Entschlossen sah sie auf ihren Vorgesetzten.
»Setzen Sie sich doch.« Talo wies auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch.
»Kennen Sie Ling Yu? Die chinesische MSS-Residentin in New York?«
Peggy nickte so heftig mit dem Kopf, als hätte sie über diese Person alles gelesen, alles gehört und alles gedacht.
»Gut«, sagte Talo lächelnd. »Ich möchte, dass sie ausgeschaltet wird. Und zwar dieses Mal endgültig. Wir haben sie mehrfach versucht auszuweisen, sie kam immer wieder auf
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