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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Verfolger nicht wahr; dafür war der Verkehr zu dicht, und in der Luft lag Nebel.
    Der Mann, der ein paar Autos weiter hinter ihm fuhr, hielt sich während der Fahrt immer wieder ein kleines Opernglas vor die Augen. Er folgte ihm mit Abstand bis fast vor die Tür seines Hauses im nahe gelegenen Münchner Villenvorort Grünwald.
    Seine Besoldungsstufe und die Höhe der Alimente erlaubten es Paul Hess nicht, wertvolles persönliches Gut zur Schau zu stellen. Außer seinem ererbten Elternhaus besaß er einen Hahn aus Zinn, der am Giebelfirst hockte und den er im letzten Jahr mit einer Goldlackierung überzogen hatte. Da glänzte er nun, während die Bezüge der Sofas im Hausinnern verschlissen und an den Ecken aufgerissen waren. Die alten Furniere seiner Küchenmöbel brachen auf, sein Kühlschrank rostete unter dem weißen Lack, Ess- und Couchtisch zeigten ihr Alter mit Flecken und Schrammen aller Art.
    Es war eine Art von Haus, in dem man am Weihnachtsmorgen nicht aufzuwachen wünschte.
    Seit sich seine Frau mit den beiden Kindern vor mehr als zehn Jahren aus dem gemeinsamen Haushalt verabschiedet hatte, betrieb der BND-Referatsleiter sein Haus als Soloprojekt. Abwechslung in der Lebensöde kam immer dann auf, wenn die Skatfreunde am Samstagabend bei ihm einfielen und anschließend im Haus nächtigten, weil Schnaps und Rotwein ihre Beine knickten.
    Aber heute war erst Donnerstag. Hess war mit der Mittagsmaschine aus der Berliner BND-Zentrale in die Außenstelle gekommen. Er hatte jetzt Bier und Nüsse um sich und rekelte sich matt und schwer auf den schlaffen Kissen seiner abgeschabten Couch. Seine Gedanken wanderten zurück. Drei Monate war es jetzt her, als der chinesische Geheimdienst MSS über seine New Yorker Residentin Ling Yu ein stilles Treffen anberaumt hatte. Anfangs hatte der BND-Referatsleiter geglaubt, es handele sich um eine Angelegenheit unter Partnern . Er reiste unter dem Decknamen Nogard nach Paris, zu einem Treffen am Gare du Nord. Sprechen war nicht erlaubt. Die gute, alte Zeitung war das Erkennungssignal, ein Wagen mit getönten Scheiben und gefälschten Kennzeichen der Transportklassiker. Im Satellitenbezirk Belleville, in der Nähe des Hochhausriesen Maine-Montparnasse, übergab man ihm in einer schmutzigen Bar ein schmales Kassiber mit Papieren, die er an Ort und Stelle lesen sollte. Da war von einem Billionen-Dollar-Vertrag die Rede, der kurz vor der Unterschriftsreife stehen sollte.
    Paul Hess verstand. Man brauchte ihn, weil vor allem der chinesische Geheimdienst alles daransetzen sollte, diesen Vertrag zu verhindern. Doch welche Rolle sollte er dabei spielen? Nur wenige Tage später erreichte ihn per Kurier ein Modemagazin aus Paris, in das die CD »Music for Airports«, Volume 7, eingeklebt war. Der Track war in fünf Parts eingeteilt, in denen nur elektronische Ambient-Musik zu hören war. Nach einer Pause von etwa zwei Minuten meldete sich Ling Yu zu Wort. Sie sprach Englisch, ihre Stimme klang dabei seltsam gepresst:
    » Mister Hess, nachdem Sie die Papiere gelesen haben, sind wir sicher, Ihr Interesse geweckt zu haben. Wir wissen, dass man Ihnen jahrelang bei Beförderungen die kalte Schulter gezeigt hat. Erst bei der letzten Beförderungsrotation vor zwei Monaten hat man Sie wieder links liegen lassen. Sie sind jetzt bald Ende fünfzig, und langsam schwant Ihnen sicher das Unheil der Pensionierung, ohne dass Sie je den Sprung unter das Führungsquartett geschafft hätten. Mit unserem Großauftrag an Sie wird Ihr Leben noch einmal Geschwindigkeit bekommen und sich vielleicht von einer Minute zur anderen verändern. Sie haben es in der Hand, wieder jemand zu sein. Wir bieten Ihnen eine halbe Million Dollar als Lohn dafür an, dass Sie die chinesischen Interessen in dieser Angelegenheit unterstützen. Sie wissen sicherlich, wie Sie mich erreichen. « Und die Stimme von Ling Yu verebbte.
    Mit den beiden Attentaten an Rumpf und Kirijenko glaubte Paul Hess, dass die geheime Operation Kiss abgeschlossen sei. Er hoffte, dass ihm und seinem Agenten Strachow weitere Aufträge dieser Art erspart würden.
    Doch er hatte sich geirrt.
    Seufzend griff er nach der Fernbedienung. Per Daumendruck schwamm er kurzatmig durch die Fernsehkanäle. Ein Wirtschaftsmagazin verglich die Renditen für Geldanlagen. Das inspirierte ihn und trieb ihn auf die Beine. Einhunderttausend Euro seines Agentenlohns lagen im Auto, die er jetzt einfach mal beschnuppern und berühren wollte. Er öffnete die Kellertür und

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