Trias
unschädlich machen.«
»Rubens vom BND und ich nehmen uns jetzt weiter Strachow zur Brust«, antwortete Kaltenborns Konterfei und verschwand vom Bildschirm.
Croys Jagdtrieb war wieder erwacht. Zurück an seinem Schreibtisch warf er die Blätter der Akte Rumpf schwungvoll von einer Seite auf die andere. Darunter waren auch die Schriftstücke, die Polizisten im völlig durchweichten Mantel bei Emma Rumpfs Leiche gefunden und in einem aufwändigen Verfahren getrocknet und versiegelt hatten. Sie waren teilweise sogar lesbar geblieben, denn sie waren eng zusammengerollt gewesen. Er blätterte in ihnen, sah auf die Statistiken, die ihr Ehemann zusammengetragen hatte.
Da war ein handschriftlich verfasster Brief, dem ein größeres Stück einer Ecke fehlte. Er hatte den Satz: Grüße an den Kameraden Rumpf nicht vergessen. Hier könnte die Telefonnummer gestanden haben, die Emma Rumpf herausgerissen hatte. Croys Betriebstemperatur stieg weiter an.
Rasch blätterte er weiter und stieß kurz darauf in seiner Akte auf eine Folie, in der ein bräunlich angelaufener Zettelrest lag. Die Telefonnummer in Köln-Wesseling. Vorsichtig nahm er ihn heraus und passte ihn in den handgeschriebenen Brief ein. Mit einem durchsichtigen Tesa-Band klebte er die beiden Enden zusammen. Er hielt den Brief gegen das Schreibtischlicht, um zu sehen, ob die Ecke richtig angepasst war. Croy überflog noch einmal seinen Inhalt:
Verehrter Mister Spread, in gespannter Erwartung des gemeinsamen Unternehmens überreiche ich Ihnen ein paar wichtige Daten für die weitere Ausarbeitung unseres gemeinsamen Projektes. Grüße an den Kameraden S. R. Ihr P.S.
Gerade wollte er ihn beiseitelegen, als er ein Wasserzeichen mit einer winzigen Signatur entdeckte. Mit einer Lupe in der Hand und zusammengekniffenen Augen setzte er Buchstaben für Buchstaben zu drei Wörtern zusammen: Heilquelle Bad Doberan . Etwas klingelte in ihm. Durch diesen Ort war er schon einmal in Richtung Marienstrand gefahren. Aber da hatte Stefan Rumpf noch gelebt. Er überlegte nicht lange.
»Ich denke, ich weiß, wo wir unseren Mann suchen müssen«, unterbrach er mit kräftiger Stimme die immer noch erregt miteinander diskutierenden Beamten seines Teams. Ihre Köpfe flogen zu ihm hin. Croy hatte jetzt alle Aufmerksamkeit. Er zeigte auf den Brief und das Wasserzeichen. Für Höflichkeiten war keine Zeit.
»Ab sofort klärt ihr folgende Fragen: Von wo in Bad Doberan könnte das Blatt Papier stammen? Aus einem Hotel, einer Pension oder Privatunterkunft? Aus einem Schreibwarenladen, einem Touristenshop, einem Supermarkt? Wer hat einen weißen Transporter in Bad Doberan gesehen, wer einen Mann, auf den Sprocks Beschreibung passt? Was tat er, was sagte er, wohin ging er, und wo ist er jetzt? Macht alle Informanten scharf, treibt sie an, und wer nichts liefert, fliegt aus der V-Mann-Kartei. Verstanden?«
Zustimmende Blicke, doch einer fragte: »Ist das wirklich eine konkrete Spur, Chef?«
»Das wissen wir, wenn ihr mir Ergebnisse liefert.« Mehr konnte Croy dazu auch nicht sagen. Über Bauchgefühle wollte er hier nicht sprechen. Und die sagten ihm, dass er womöglich richtig lag.
Zurück an seinem Schreibtisch, fand er die rührigen Beschreibungen örtlicher Chronisten über Marienstrand. Angeheftet war auch ein Prospekt über das Städtchen Bad Doberan. Beides landete in der Innentasche seines Jacketts.
Obwohl er unter Strom stand, wählte er Katjas Nummer. Seit sie sich so nahegekommen waren, war sie ein Teil seiner angenehmen Erinnerungen. Doch ihr Telefon klingelte ins Leere.
»Markus, wir haben da was«, rief eine Viertelstunde später eine Frau aus seinem Team, eine begeisterungsfähige Person mit einem Hang zur Großspurigkeit. Croy sah gespannt auf die Beamtin. Sie überprüfte sämtliche Tank- und Raststätten des Landkreises Bad Doberan.
»Einem Tankstellenpächter in der Ortschaft Kritzmow ist gestern ein Mann unangenehm in Erinnerung geblieben. Er fuhr genau so einen Lieferwagen, wie wir ihn suchen. Volkswagen Crafter, weiß.«
»Und was war da los?«, fragte Croy gespannt.
»Sein Besitzer wollte eine bestimmte Biersorte kaufen - Reißdorff Bier, ein obergäriges Kölsch. Hatten sie natürlich nicht. Soll sich daraufhin lautstark beschwert haben, bezeichnete die Tankstelle als Osthütte und sprang ziemlich angefressen in seinen Lieferwagen.«
Trotz der Anspannung machte sich Heiterkeit breit.
»Kann der Pächter den Mann beschreiben?«, fragte Croy jetzt
Weitere Kostenlose Bücher