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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Sichtweite der Politiker ihre Proteste mit Getöse zielgenau zu platzieren, war erst kürzlich zerstoben. In einem Eilverfahren hatte das Landgericht Rostock eine zwei Kilometer lange Bannmeile rund um das Seebad genehmigt. Die Regierungschefin hatte daraufhin persönlich im Justizministerium der mecklenburgischen Landeshauptstadt Schwerin angerufen und sich mit warmen Worten für diese Entscheidung bedankt.
    Croy blieb etwa zwanzig Minuten in Marienstrand und sah sich gründlich um. Sodann fuhr er zurück nach Bad Doberan, zu einem Termin mit den örtlichen Ermittlungsbeamten. Sie hatten in den letzten Stunden versucht, Sprock und seinen weißen Lieferwagen aufzuspüren. Noch auf dem Weg dorthin erreichte ihn ein Anruf von Kaltenborn.
    »Sagt Ihnen der Name Piet Sydow etwas?« Croy dachte kurz nach.
    »Nein, nie gehört.«
    »Er war in den Achtzigern der Kopf einer militärisch organisierten Neonazi-Gruppe. Er steht seit Jahren als V-Mann in den Diensten des Verfassungsschutzes. Treffen Sie sich mit ihm. Er hat Informationen, die uns weiterbringen. Er könnte am frühen Abend bei Ihnen sein.« Sie verabredeten einen Treffpunkt.
    Was Kaltenborn da wieder einfädelte, gefiel dem Ermittler gar nicht. Schon der Ex-Stasi-Agent Storm hatte sich als unzuverlässig und rätselhaft entpuppt. Wo war er überhaupt abgeblieben? Was trieb er? Croy erwehrte sich nun schon zum wiederholten Male dem Gefühl, zwischen den Fronten zu operieren. Auf welche Seite gehörte Storm? War er gar ein Doppelagent wie Kamidou Saanigri, der in Casablanca sein, wie Croy urteilte, gerechtfertigtes Ende gefunden hatte? Für Menschen, die sich für eine Seite nicht entscheiden konnten, hatte er kein Mitleid.
    In Gedanken sammelte er die Truppen, ordnete sie in Freunde und Feinde. Hier er, Kaltenborn und die CIA; dort Storm, mysteriöse Chinesen und der rechtsradikale Sprock. Und nun dieser V-Mann. Piet Sydow. Ein ehemaliger Nazi. Er sah auf die Uhr. 17 Uhr 35.
    Bad Doberan war bereits in den Händen der Truppen des Bundesinnenministers und des Ministeriums für Verteidigung. Auf dem Weg zum örtlichen Kriminalkommissariat fragte er sich, wie viel der schwer verletzte Strachow inzwischen preisgegeben hatte. Es wurmte ihn, das Verhör mit dem BND-Verräter nicht selbst führen zu können. Solange Sprock ein Phantom blieb, brannte Croy auf Neuigkeiten von den beiden anderen Ermittlungsfronten. Wie weit war Talo wohl gekommen? Hatte er die Chinesen unter Kontrolle?
    Mit entschlossener Miene betrat Croy das Polizeigebäude des Erholungskaffs. Seine beiden Gesprächspartner waren Männer um die vierzig, die sich offenbar zu wenig bewegten und vielleicht zu viel Bier tranken. Während sie vor Croy den mageren Stand ihrer Erkenntnisse referierten, legten beide die Hände liebevoll auf ihren Bäuchen ab.

8
    Bad Doberan, Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, kurz vor 18:00 Uhr
    Piet Sydow umfuhr zunächst das Zentrum der Kurstadt und bog schließlich scharf in eine Kurve zum Stadtmarkt ein. Dort parkte er den Wagen, schlüpfte zwischen kleinen Verkaufsständen hindurch und sog den Duft von Käse, Oliven und geräuchertem Fisch ein. Von irgendwoher wehten kitschige Weihnachtsklänge heran. Eine Marktfrau mit geröteten Wangen bot Eier und frisches Geflügel an. Als er das Zentrum durchquert hatte, verlangsamte Sydow seine Schritte. Er war in Sichtweite des 70 Meter hohen Münsters angelangt. Die einstige Klosterkirche des Zisterzienserordens und der weit ausladende Kirchgarten standen einem düsteren Haufen von dunkelroten Ziegelgebäuden gegenüber, in denen einst die Mönche gewohnt hatten und die um mehrere Höfe herumgebaut waren. Die Wuchtigkeit des Bauwerks stand in krassem Gegensatz zum Klosterpark, in dem blätterlose Buchen wie Gespenster standen. Die vier stämmigen Bäume, die den Weg zum Tor des Münsters säumten, wirkten wie uralte Äbte vor ihrer Heimstatt.
    Unter einem dieser Buchenbäume stand ein Mann, reckte das Kinn und sah in die Luft. Seine Beine überkreuzten sich, der Mantel war hochgeschlossen und lastete ihm schwer auf den Schultern. Hell leuchteten seine Haare gegen die schmutziggraue, frostige Luft.
    »Sind Sie Croy?«, rief Sydow, als er dichter heran war. Der andere Mann antwortete nicht und wartete ab, bis ihm Kaltenborns Empfehlung ins Gesicht sah. Dann streckte er seine Hand aus. Sydow griff erfreut zu.
    Croy packte ihn blitzschnell und zog den V-Mann mit einem kräftigen Ruck dicht an sich heran. Croys Augen bohrten sich in die

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