Trias
die Bankencity Frankfurts klingelte Storms Funktelefon. Kong sah neugierig zu ihm hin.
Storm fragte in den Hörer: »Kann ich dich später zurückrufen? So dringend wird es doch nicht sein, oder?« Er lauschte kurz, sagte dann: »Na, siehst du, bis in Kürze.« Sein Gesicht hellte sich auf. »Ja, das wünsche ich dir auch. Mach’s gut, mein Junge.«
Kong sah ihn fragend an. In Storm stieg Ärger auf. Er mochte diese Distanzlosigkeit nicht.
»Mein Enkel. Er hat mal wieder ein Problem, das meine Tochter nicht allein lösen will. Ich werde später mit ihm reden.«
In Storm machte sich Aufregung breit. Die nächsten Tage würden sehr schwierig und für alle Seiten sehr gefährlich werden. Ihm war heiß.
Das Hotel Karo lag eingeklemmt zwischen mehreren Türmen aus Glas und Beton. Sie waren von zwei Großbanken und einer Versicherung geleast worden. Ihr Jahresumsatz betrug insgesamt mehr als 20 Milliarden Euro.
Ganz unscheinbar wirkte dagegen ein flaches Gebäude mit einem mit Marmor und Edelstahl umbauten Eingang, dessen Türgläser zu keinem Augenblick den Eindruck machten, als könne man sie eintreten, geschweige denn durchlöchern. Der Eingang führte in einen drei mal vier Meter großen Raum, auf den mindestens vier Kameras von der Decke herunterstarrten. An seinen Wänden hingen abgenutzte Geldautomaten, die mit chinesischen Schriftzeichen übersät waren. Die Chinese National Bank beschäftigte in Frankfurt am Main keine Menschen, nur Technik.
Lee Kong zückte seine Karte und schleuste zehntausend Euro in einer Fünfhunderter-Stückelung aus dem Automaten in seine Brieftasche, die mit den vierzig Scheinen deutlich überfordert war.
Storm wahrte Abstand, drückte sich außerhalb der Automatenbank unauffällig an eine Telefonzelle und beobachtete die Menschen um sich.
Junge Männer, gekleidet in hellgraue Anzüge und dunkle Mäntel, schritten hastig an ihm vorbei. Und wenn Windböen ihre Krawatten aufwirbelten und das sorgfältig gelegte Haar zerzausten, griffen sie hektisch mit ihren Händen in die drohende Unordnung. Die meisten von ihnen kamen aus der Richtung der Geldzentralen, strömten den U-Bahn-Eingängen zu und verschmolzen auf den Rolltreppen zu Kolonien grauer Geister.
Storm sah keine Verfolgergesichter, roch keine Gefahr.
Kong, der in seinem grellen Aufzug für Storms Geschmack viel zu viel Aufmerksamkeit erregte, gab sich von den neugierigen Blicken der Passanten unbeeindruckt. Er drückte Storm leidenschaftslos ein größeres Bündel Geldscheine in die Hand und raunte ihm Zeit und Ort ihres nächsten Treffens ins Ohr. Dann verabschiedeten sie sich knapp und ohne große Worte.
Während der chinesische Geheimdienstgeneral in den Hoteleingang verschwand, überquerte Storm die Straße und rief ein Taxi heran.
»Fahren Sie einfach so lange geradeaus, bis ich halt sage.«
Von der Rückbank aus rief er den Anrufer von eben zurück. Beide sprachen nicht mehr als fünf Minuten miteinander. Zum Fahrer sagte Storm: »Stoppen Sie hier«, zahlte, stieg aus und verschwand im Menschengewühl der Frankfurter Innenstadt.
Chinas Geheimdienstchef hatte das Karo sofort wieder durch den rückwärtigen Ausgang verlassen und narrte im weiteren Verlauf mögliche Verfolger mit elenden Tricks. Er wechselte häufig die Straßenseiten und blieb länger vor Schaufensterscheiben stehen. Ungefähr in der Mitte der Bruder-Jakob-Straße schlüpfte er schnell durch die rot lackierte Eingangstür eines anonymen grauen Gebäudes. Auf einem Messingschild war der Name Frankfurter Skatclub e.V. eingraviert. Das Haus erschien von der Straße her gesehen sehr schmal und geduckt, erstreckte sich aber weit in den Innenhof hinein. In seinem Innern reihte sich Kartenspiel an Kartenspiel hinter Glas an den Wänden; Pokale standen säuberlich aufgereiht nebeneinander auf blank geputzten Regalen. In der Mitte des Raumes breiteten sich zwei mächtige Holztische aus, um die jeweils drei Stühle gruppiert waren. Die gesamte Einrichtung war eine gut gemachte Fälschung. Der Zugang zur Etage darüber war nur mit geübtem Auge erkennbar. Eine riesige Klappe in der Decke, die geschickt mit dem Deckenstuck abschloss, führte, wenn man vorher eine Leiter anstellte, in einen lang gestreckten Flur, von dem genau acht Türen abgingen. Hinter denen lagen Zimmer, die mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet waren: Fernseher, kleines Bad, Couch, Doppelbett, Sessel und mehrere Anschlüsse für drahtlose Telefonie und Datenübertragung.
Der
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