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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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wieder ernst.
    »Ziemlich genau sogar. Passt, vor allem die auffällige Nase.«
    Croy war elektrisiert. Wenn Sprock wirklich in der Nähe des Tagungsortes war, musste er sofort eine Entscheidung treffen. Er zog einen Beamten seines Dienstranges zu sich heran und übergab ihm stellvertretend die Verantwortung für die weitere Einkreisung Sprocks. Dann eilte er zum Fahrstuhl, der ihn ein paar Etagen tiefer ins Basement der Behörde brachte. Er besuchte zunächst die Kleider-, dann die Waffenkammer. Der Sonderermittler achtete penibel darauf, welche Kleidung in den nächsten Tagen komfortabel war. Er passte sie den Situationen an, die ihn möglicherweise erwarteten. Neben der obligatorischen schusssicheren Polizeiweste wählte er vor allem eher eng anliegende Hosen, Jacken, Hemden und T-Shirts aus: Falls er kriechen, klettern oder springen musste, war die Gefahr zu groß, dass ein ausladender Stoff irgendwo hängen blieb und ihn damit gefährdete. Schließlich packte er einen langärmligen Latexanzug zum Schutz vor Kontaktgiften auf der Haut dazu, schwarze Kniestrümpfe, derbe, halbhohe Schuhe, eine schwarze Wollmütze, eine Armbanduhr mit eingebautem GPS-Empfänger, Lederhandschuhe mit eingebauten Magnetfäden und ein paar Knieschützer. Sein Kleidersack landete neben der ausladenden Waffentasche aus Prag hinter ihm auf dem Rücksitz seines nagelneuen Dienstwagens aus Rüsselsheim.
    Obwohl Semtin ein ärgerlicher Flop gewesen war, hatte er die Ausrüstung aus der Prager Waffenkammer kurzerhand mit nach Deutschland genommen. Er fühlte sich beinahe gut bewaffnet. Doch die Niederlage in der Sprengstofffabrik klebte in seinen Erinnerungen wie Kerzenwachs auf Kleidung. Er durfte nicht noch einmal versagen. Croy wollte von nun an bis auf die unmöglichste Begegnung vorbereitet sein.
    Seine Augen strichen über die Regale. Er sah technisches Gerät, das nur dann Erfolg versprach, wenn man selbst kein Schlappschwanz war.
    »Was Bestimmtes?«, fragte ihn der Waffenwart mit schläfriger Stimme. Croys Augen blieben bei hübschen Totmachern und raffinierten Kletterhilfen hängen. Er zögerte noch.
    »Gehen Sie alleine irgendwo rein oder mit einer Mannschaft?«
    Croy sah ihn kurz prüfend an. Er sagte es ihm, vernebelte aber seinen Auftrag.
    Der Beamte blickte so reglos wie die Sphinx.
    »Einsatz dicht oder auf dem Meer?«, hakte er nach. Er wartete Croys Antwort gar nicht erst ab. »Wie wäre es mit dieser Schnellfeuerharpune aus Titan? Formschön, scharf, aber nicht ganz billig. Sollten Sie heil wieder zurückbringen.« Die Sphinx lebte, Croy war amüsiert.
    »Ich hatte nicht vor zu tauchen. Ich brauche was zum Schießen, zum Klettern und einen zuverlässigen Schutz vor Gasen. Und wenn’s dunkel wird, etwas sehr Lichtempfindliches. Ich möchte noch sehen können, was andere nicht mehr sehen dürfen.«
    »Ah«, bekam er zur Antwort. Der Beamte griff nun behände in die unterschiedlichsten Regale. Er legte dem Sonderermittler technisches Gerät auf den Tisch wie ein Krämer die Produkte seines Ladens: einen Heckler&Koch-Revolver mit sechs Magazinen, sechs Stäbe C4-Sprengstoff und als Initialsprengstoff Bleistyphnat, ein Schnellfeuergewehr G36 mit 250 Schuss Munition, zwei 50-Meter-Abseilrollen mit Karabinerhaken, Abstoppautomatik und Rückzugwinde, eine Brille mit eingebautem Nachtsichtgerät, umschaltbar auf Röntgenstrahlung, ein hochempfindliches Hand-GPS-Navigationsgerät und eine Atemschutzmaske mit eingebautem Giftgasfilter und Messer in verschiedenen Größen. Der Waffenwart sah ihn triumphierend an. Croy war beeindruckt, aber er schob die Messer beiseite. »Davon habe ich bereits ein besonders schönes Exemplar«, sagte er etwas steif. »Haben Sie noch etwas zum Schneiden oder Sägen? Möglichst leise, aber effektiv und mit ausreichender Akkuleistung?«
    »Na sicher«, sagte die Sphinx mit glücklichem Lächeln.
    Einen Moment später lagen eine Mikrokreissäge mit Elektroantrieb und vier Akkus vor ihm. Croy betastete ihre Metallzähne. Sie waren so scharf wie die diesjährige Miss World.
    Würde er so ein Gerät wirklich brauchen können? Nach kurzer Überlegung entschied er sich dafür. Croy verstaute die gesamten Utensilien einschließlich Nebelgranaten in einem schwarzen Seesack, den ihm der Beamte schweigend über die Theke schob. Der Ermittler unterschrieb mehrere Zettel, bedankte sich und verschwand durch die vergitterte Tür in den unterirdischen Gang.
    »Und Sie brauchen wirklich diese niedliche Harpune nicht?«,

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