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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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auch verdeckt ermitteln. Er bekommt alle damit verbundenen Kompetenzen. Das war’s, meine Herren.« Kaltenborn schob seine Papiere beiseite.
    Die alten Brüder schauten mit einer Mischung aus Achtung und Zweifel auf den Novizen. Kaltenborn trat vom Pult beiseite und stellte sich zwanglos zu den anderen Behördenchefs. Der zum Sonderermittler ernannte Croy gesellte sich etwas verlegen an die Seite seines Chefs, der ihm unbemerkt einen gefalteten Zettel in die Hand drückte und dabei murmelte: »Ein Termin für Sie. Morgen früh 9 Uhr.«
    Croy fragte erst mal nicht weiter nach.
    Kaltenborn sah derweil zu Carl Rubens und Paul Hess hinüber. Der BND-Chef und der Referatsleiter für Terrorabwehr Osteuropa hatten sich anscheinend viel zu sagen. Kaltenborn störte sie gern.
    »Paul, wie viele von deinen Schnüfflern sind eigentlich schon unterwegs, hm?« Kaltenborn sah so gleichgültig wie möglich auf ein mit Schinken und sauren Gurken belegtes Brötchen, das er gerade von einem Tablett nahm, und biss herzhaft hinein.
    »Eigentlich noch niemand«, log Paul Hess und sah dabei auf seinen Chef Rubens. Der wusste es wirklich nicht besser.
    »Das ist ganz sicher nicht wahr«, behauptete Kaltenborn und rieb mit der Zunge an einem winzigen Schinkenrest zwischen seinen Zähnen.
    »Wir haben lediglich mit unserer BND-Residentur in Prag gesprochen, als wir den Fund von Y3-Sprengstoff spitzkriegten«, gab der schwergewichtige Hess zu und sah dabei gierig auf das belegte Brötchen in Kaltenborns Hand.
    »Stört mir Markus Croy nicht«, sagte Kaltenborn böse, »sonst sehen wir uns sehr schnell beim Innenminister oder beim Generalbundesanwalt wieder.« Er ließ die beiden Männer stehen und klopfte beim Hinausgehen seinem sächsischen LKA-Kollegen auf die Schulter, der gerade heftig auf den Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz einredete.
    Hess sah BKA-Vizepräsident Kaltenborn mit geringschätzigem Blick hinterher. Verdammter Besserwisser, dachte er kalt und warf Croy einen raschen Blick zu, der jetzt hinter Kaltenborns Rücken den abhörsicheren Raum verließ.
     
    Während der BKA-Vizepräsident mit entschuldigendem Blick kurz in die Sanitärräume verschwand, lehnte Markus Croy lässig an der Schreibtischkante der Chefsekretärin. Sie war eine brünette, zierlich gewachsene Frau von Anfang vierzig. Ihr Name war Roswitha, den Kaltenborn zu Witha reduziert hatte. Er war der Einzige, der sie so nennen durfte.
    »Spart Zeit«, hatte er ihr gegenüber begründet, als sie vor beinahe fünfzehn Jahren ihren Dienst bei ihm angetreten hatte. Sie nahm es ohne Gegenwehr hin, wurde Kaltenborns Vertraute, und wenn es sein musste, hielt sie ihn aus der Schusslinie, indem sie die Wahrheit mitunter etwas beugte.
    »Eine Form von Kreativität«, hatte sie einmal zu einer Freundin gesagt, »die unser Referat gegenüber den neugierigen Kontrollabteilungen der Behörde im Gleichgewicht hält.«
    Witha kannte ihren Chef durch und durch. Die Wutausbrüche, die er sich oftmals leistete, prallten an ihr ab wie ein Tennisball an einer Steinwand. Die Genesis der Aufklärung von Fällen, die teilweise hochgeheimen Besprechungen und seine glückselige Stimmung beim Abschluss eines brisanten Falles: All diese Momente hatte Witha miterlebt. Sie wusste, dass sie für den erfolgreichsten BKA-Beamten der letzten Jahre arbeitete und war auch ein bisschen stolz auf sich selbst, es so lange mit ihm ausgehalten zu haben.
    Seit einem Jahr arbeitete sie nun auch für Markus Croy.
    »Jetzt bin ich mit zwei Männern verheiratet«, hatte die ledige Frau neulich zu einer Kollegin scherzhaft gesagt. Sie kam gut klar mit Croy, weil er nicht so ein Hitzkopf wie Kaltenborn war. Sie mochte seine charmante Art, sein Aussehen und sein Vermögen, dem abgebrühten Kaltenborn bestimmt, aber freundschaftlich Paroli zu bieten.
    Witha saß hinter einem Schreibtisch aus dunklem Holz, vor sich Papierstapel mit Ermittlungsberichten, Zahlentabellen und Fachliteratur. Sie war schon seit einiger Zeit damit beschäftigt, für Kaltenborn eine Analyse über Gewalttaten von militanten Demonstranten in Deutschland zusammenzutragen.
    Fragend sah sie zu Croy auf.
    »Die Hütte brennt mal wieder ordentlich, was? Und Sie sind sein Feuerlöscher.«
    Croy setzte ein Lächeln auf. Er mochte das dunkle Timbre ihrer Stimme.
    »Darin bin ich Spezialist«, sagte er.
    Kaltenborn kehrte zurück. »Kommen Sie«, murmelte er Croy im Vorübergehen zu und hielt ihm seine Bürotür auf. Croy warf Witha einen

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