Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
Vom Netzwerk:
darüber nach«, antwortete Kaltenborn knapp. Seine Ausflüge ins Private waren nie von langer Dauer. Croy bedauerte das manchmal. »Wollen wir …«, hob Kaltenborn an.
    Croy drückte den Rücken durch. »… wieder zum Thema kommen? Also gut: Was soll diese Geheimnistuerei mit dem Zettel? Was bedeutet der Name darauf? Muss ich jemanden kennen, der so heißt?«
    Kaltenborn schien überrascht. »Sie kennen diesen Namen nicht? Michael Storm ist der wohl erfolgreichste ehemalige Auslandsagent der DDR-Staatssicherheit. Er kann eine Hilfe für uns sein.«
    »Wieso?«
    »Ich kenne ihn seit Ewigkeiten. Er ist ein alter Haudegen, der sich zwar längst aus dem Geschäft zurückgezogen hat, aber noch immer über hervorragende Kontakte verfügt. Ein Optikspezialist.«
    Der Sonderermittler musterte seinen Chef. »Wie kamen Sie ausgerechnet auf ihn?«
    Kaltenborn beugte sich vor. »Er hat mich ein paar Stunden nach dem Attentat kontaktiert und gefragt, ob er helfen könne.«
    »Warum tut so jemand das?«, erwiderte Croy.
    »Möglicherweise geht es Storm wie meinem Vorgänger beim BKA. Beide kennen sich hervorragend in der Welt der Geheimdienste und des Verbrechens aus. Wenn sie aus Alters- und anderen Gründen ihre Stühle räumen müssen, fallen ja Wissen und Erfahrung nicht von ihnen ab wie Blätter von Bäumen im Herbst. Sie wollen nicht zum alten Eisen gehören, auch wenn ihre Umwelt das gern so hätte. Ich denke, das ist der Grund, warum Storm sich anbot.« Kaltenborn nahm noch einen Schluck und fuhr dann fort: »Er geht wie ich davon aus, dass Ehemalige ihre Hände im Spiel haben könnten …«
    »Sie haben ihn tatsächlich in unsere Ermittlungen eingeweiht?«, unterbrach ihn Croy ungläubig.
    Kaltenborn nickte jetzt beinahe fröhlich. »Der Kalte Krieg ist nun wirklich vorbei, Markus. Er wird uns nicht bescheißen, da können Sie sicher sein.«
    Croy beschloss, konstruktiv zu sein. »Was könnte er uns sagen?«
    »Viele DDR-Spitzel haben seit 1989 nichts mehr zu tun; ein paar sind im unteren Polizeidienst oder als Wachleute in Sicherheitsfirmen untergekommen.«
    »Das ist nicht neu«, antwortete Croy nach einigem Zögern. »Aber vielleicht geht es manchen gehörig auf die Nerven, dass auf ihrem ehemaligen Territorium kapitalistische Heilsbringer ihr Königsmeeting abhalten.« Er sah seinen Chef fragend an.
    »Hm, an diesem Zusammenhang könnte etwas dran sein. Zumal beide Attentate auf einen Zeitpunkt fallen. Allerdings gibt es da noch etwas anderes. Seit etwa einem Jahr sind die Tore nach Deutschland, vor allem aus Weißrussland und der Ukraine, dichter als jemals zuvor. Darüber dürften vor allem diejenigen nicht erfreut sein, die mit schöner Regelmäßigkeit die Russenmafia in Berlin, Hamburg und Frankfurt mit frischem Personal durchlüftet haben. Rumpf war derjenige, der die damalige Visa-Affäre ins Rollen brachte und die politische Opposition mit Zündstoff versorgte. Die machte wiederum den früheren Außenminister nach Belieben fertig. Und seitdem«, atmete Kaltenborn durch, »ist das einstmals so freizügige Deutschland für Osteuropäer so dicht wie eine Tresortür der Deutschen Bank.«
    »Sie denken an einen Racheakt militanter linker Grüner? Wie wäre es denn gleich mit radikalen Anhängern der Außerparlamentarischen Opposition, ROK?« Croy wollte sarkastisch klingen.
    »Schließen wir erst mal nichts aus«, erwiderte Kaltenborn ernsthaft, nippte an seinem Glas und sah seinem Gegenüber direkt in die Augen. »Wenn wir schnell herausfinden, dass dieser ganze Zinnober nichts mit unserem G8-Meeting zu tun hat, sind wir wenigstens in diesem Punkt aus dem Schneider. Andernfalls bekämen wir mit dem hypervorsichtigen Secret Service ein echtes Problem.« Er pausierte wieder, sah aus dem Fenster. Die Spree war ein langsamer, ruhiger Fluss.
    »Wann waren Sie das letzte Mal in Prag?«
    »Als Kind. Familienurlaub.«
    »Prag hat sich verändert«, sinnierte der BKA-Vize. »Renovierte Altstadt, gutes Bier, blonde Frauen … Im Ministerium für Wirtschaft und Technologie sitzt eine Kontaktfrau, die offiziell in der Sprengstoffvertriebsabteilung als Sachbearbeiterin für uns die Augen und Ohren offen hält. Sie heißt Gabriela Malichova. Vielleicht hat sie Spuren zu dem verwendeten Y3. Ich gebe Ihnen ihre Telefonnummer, sie spricht Deutsch. Und besuchen Sie unseren Verbindungsmann Chris Becker. Doch nun trinken wir noch einen.«
    Kaltenborn lehnte sich zurück, hob das Glas, blinzelte etwas weggetreten mit den Augen und

Weitere Kostenlose Bücher