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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Sein Blick war verschwommen, er schwankte, hielt sich kaum aufrecht. Blut hämmerte in seinen Schläfen. Er presste eine Serviette an die Wunde auf der Stirn. Dabei versuchte er, seine Blicke scharf zu stellen. Es gelang ihm nur mit Mühe. Er machte sich über ein Holzbrett mit aufgeschnittenen Käse- und Wurstscheiben her. In aller Ruhe aß er, durchsuchte dann die Vorratsschränke, fand ein Baguette und riss es grob auf.
    Es waren etwa zehn Minuten vergangen, als er das Geräusch neuer Gäste hörte, die das Lokal betraten.
    Eine kräftige Männerstimme sagte: »Hier ist die Polizei. Ist dort jemand?«
    Plötzlich wurde Hilpert klar, dass er einen Fehler gemacht hatte. Sein Herzschlag nahm Fahrt auf. Ihm fiel ein, dass sein Parka im Gastraum hing. Er sah auf die zerstörte Tür. Die Polizisten schritten vorsichtig durch das Lokal auf den Tresen zu. Noch konnten sie Hilpert nicht sehen, weil die Küchentür am Ende eines schmalen Ganges lag, der durch eine Wand vom Tresen abgetrennt war. Der Exagent dachte so scharf über einen Ausweg nach, wie es ihm der Alkohol in seinem Blut erlaubte. Da die Küche zu ebener Erde lag, waren ihre Fenster vergittert. Der Weg nach draußen führte über den Tresen. Ihm blieb die alleinige Erkenntnis, sich der Situation zu ergeben. Hilbert versuchte jetzt nur noch, so nüchtern wie möglich zu denken.
    Die Beamten kamen nacheinander auf ihn zu, wobei der kleinere der beiden an seiner Pistolentasche nestelte.
    »Bleiben Sie sehr ruhig dort stehen, wo Sie jetzt sind.« Die Stimme klang nach einem Mann, der gut ausgeschlafen hatte. Hilpert war brav. Der Polizist war nicht nur sehr viel größer als er, sondern auch auffällig breit gebaut. » Sie haben hier doch ganz sicher nichts verloren«, schnarrte er. »Drehen Sie sich um und legen Sie die Hände auf die Arbeitsplatte - aber ganz langsam!«
    Der Muskelprotz tastete Hilpert von oben bis unten ab.
    »Was ist denn das hier?«
    Der Beamte zog erstaunt das Tauchermesser aus dem Halfter, das Hilpert an seiner Wade umgeschnallt trug.
    »Das ist mein Schutz«, sagte Hilpert forsch. Der Polizist reichte das Messer stumm an seinen kleineren Kollegen weiter, der es intensiv begutachtete.
    Inzwischen war auch die Kellnerin aus dem sicheren Büroraum geeilt und hatte sich hinter die Männer in Uniform gestellt.
    »Er ist ein mieser Typ«, sagte sie. »Gewalttätig und unzurechnungsfähig. Am besten, Sie stecken ihn in eine Ausnüchterungszelle.«
    »Stopp …«, schnitt ihr der Muskelprotz das Wort ab und wandte sich wieder Hilpert zu.
    »Haben Sie das hier angerichtet?«
    Hilpert nickte wortlos.
    »Sachbeschädigung, vielleicht unerlaubter Waffenbesitz, vielleicht auch Nötigung. Haben Sie Ihren Ausweis dabei?«
    »In meiner Jacke. Sie hängt über dem Stuhl am Tisch«, sagte Hilpert kleinlaut.
    Auf ein Zeichen hin schoben die Polizisten Hilpert an der immer noch wütend blickenden Kellnerin vorbei aus der Küche in den Gastraum.
    Mit breiten Beinen blieb der trainierte Polizist vor Hilperts Tisch stehen und hielt den Ausweis ins Licht. »Hilpert, Franz, wohnhaft in Trier, Jesuitenstraße.« Der nickte wie mechanisch. Er ärgerte sich jetzt, keinen gefälschten Pass für diesen Auftrag benutzt zu haben. Ich werde zu alt für diesen Job, dachte er.
    Das Foto auf dem Ausweis zeigte einen Mann um die fünfzig mit dunklen Locken, die ein wenig über die Ohren standen. Die hellen Augen bildeten einen scharfen Kontrast zu den Haaren auf dem schwarz-weißen Foto.
    »Und wo wohnen Sie hier in Dresden? Hotel? Pension? Privat?« Der Polizist klang genervt.
    Hilpert dachte scharf nach und sagte: »Privat. Bin auf Besuch bei einem alten Freund aus Studententagen. Sie wissen schon, Erinnerungen auffrischen und so.«
    »Ah ja, Erinnerungen auffrischen. Sagen Sie uns die Adresse.«
    »Ich reise morgen ab«, sagte Hilpert viel zu schnell.
    »Ach wirklich?« Der Polizist hatte plötzlich ein hartes Glitzern in den Augen. »Dann nehmen wir Sie besser gleich mit, was?«
    Hilpert knickte ein. »Louisenstraße 54, dritter Stock, rechts. Name fehlt an der Haustür.«
    »Und wie heißt … Ihr werter … Studienfreund?«, fragte der Polizist gedehnt.
    Hilpert sagte den Namen.
    »Überprüfe sie beide mal«, wandte sich der große an den kleinen Polizisten, der eilfertig nickte, aus dem Lokal schlurfte, sich hinters Steuer setzte und ein Sprechgerät vor den Mund drückte.
    Hilperts Hände waren nass, sein Gleichgewichtssinn spielte verrückt. In Sekundenbruchteilen

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