Trias
oder überhaupt nicht an die Öffentlichkeit. Seien Sie also versichert, dass unsere Task Force auch bei Trias geräuschlos und unsichtbar agiert.«
Chopov und Weinstein sahen mit fragenden Blicken auf Spread. »Wie geht es nun weiter?«, fragte Weinstein schließlich.
Spread öffnete seinen schwarzen Ordner, die Heftklammern schnappten hoch.
»In den nächsten Tagen lasse ich Ihnen Unterlagen über den Stand der Vorbereitungen zukommen. Danach werden Ihre jeweiligen Arbeitgeber einen Brief der US-Regierung erhalten. Darin steht …«, Spread hielt nun ein solches Schreiben in der Hand, »dass Sie vom State Department gebeten werden, im Interesse der guten außenwirtschaftlichen Beziehungen zu Europa einen sechsmonatigen Beraterjob im neu gegründeten Wirtschaftsausschuss der EU-Kommission in Brüssel anzunehmen. Ihre Arbeitgeber erhalten für die Monate Ihrer Auszeit eine Ausgleichszahlung, die wiederum so hoch sein wird, dass man Sie ziehen lassen wird. Ihr Honorar, das Sie für diesen Job erhalten, wird um ein Vielfaches höher sein als Ihr jetziger Verdienst. Chopov, Sie werden in etwa zehn Tagen in Moskau erwartet, und Sie, Weinstein, in Berlin.«
Spread sah auf die Uhr. Die drei Männer verabschiedeten sich. Spread war zufrieden. Dass Rumpf und Kirijenko von zwei jungen, aber talentierten amerikanischen Unterhändlern ersetzt wurden, würde im deutschen Bundeskanzleramt und der Moskauer Präsidialkanzlei mit Sicherheit nicht begeistert aufgenommen werden. Doch dort würde man sich fügen müssen. Der G8-Gipfel war bereits für den nächsten Monat anberaumt.
Ein paar Räume weiter trug der Mann mit dem irischen Namen und den chinesischen Gesichtszügen immer noch Kopfhörer und schlug gerade eine neue Seite seines Notizbuchs auf. Er schrieb das Wort Verabschiedung.
Kaum hatte Spread seine Firma verlassen, stand Alister Hu McCann am Eingangstresen. Emily drückte Spreads Finanzcontroller einen Briefumschlag in die Hand, den er auf der Herrentoilette sorgsam in der Sohle seines rechten Schuhs einfaltete. Dann verließ er das Haus.
24
West New York, Konsulat der Volksrepublik China, wenig späte r
Dort, wo von West New York kommend der Lincoln-Tunnel unter Wasser den Hudson River unterquert und auf die 12th Avenue in Manhattans Stadtteil Chelsea trifft, hält die Maut-Kreuzung den Straßenverkehr ewig auf. Hat man die öffentliche Schikane aber erst einmal hinter sich gelassen, ist der Weg zum Generalkonsulat der Volksrepublik China nur noch kurz.
Die Nummer 520, 12th Avenue, ist ein breit gezogener Kasten aus Glas und rötlichem Sandstein, vor dem auch an diesem Tag einige Demonstranten standen. Sie forderten die politische Unabhängigkeit Tibets und die Freilassung inhaftierter Regimekritiker. Heute war es der Name von Yue Tianxiang, dessen Konterfei auf gelbe Tafeln mit roter Schrift gepinselt war - ein Arbeiterführer der verbotenen Demokratischen Partei Chinas. Er war schon vor Jahren, genauer 1999, verhaftet worden und saß gemeinsam mit tibetischen Mönchen eine langjährige Haftstrafe ab.
Die Absperrungen vor dem Generalkonsulat waren so überflüssig wie lächerlich: Gerade mal eine Hand voll chinesischer Regimegegner sah sich einer beinahe gleichen Anzahl von Polizisten gegenüber, die nicht so wirkten, als wären sie über ihren Job besonders amüsiert. Gelangweilt lehnten sie an ihren Motorrädern und brabbelten irgendetwas in ihre Walkie-Talkies.
Ein unscheinbar gekleideter rothaariger Mann in einem blauen Mantel mit hoch geschlagenem Kragen und schräg stehenden Augen drückte die Tür der Telefonzelle an der Ecke zur 42. Straße auf und wählte die Nummer: 212-244-9456.
Er war mit einem Taxi vom Rector Place gekommen und hatte etwas mehr als eine halbe Stunde gebraucht.
Am anderen Ende meldete sich eine piepsige Frauenstimme, die ihn sogleich weiterverband.
»Ling?«, fragte McCann auf Chinesisch. Er hatte die New Yorker Residentin des chinesischen Ministeriums für Staatssicherheit, MSS, in der Leitung.
»Ja, am Apparat. Ah, Alister Hu. Was hat unser Freund heute so erzählt?«
»Reden wir bei Ihnen im Büro darüber«, forderte Spreads rechte Hand.
»Zu viele Ohren«, wehrte sie ab. »Wo sind Sie?«
»Vor dem Haus.«
»Machen wir lieber eine kleine Spazierfahrt. Wir holen Sie in zehn Minuten neben dem Tiefgaragenausgang ab.«
McCann schlenderte über die Straße zum Gebäude des chinesischen Generalkonsulats, vorbei an den Demonstranten, die Transparente schwenkten und dabei
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