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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Mr. McCann. Ich bin gespannt, was auf dem Chip zu hören ist. Wie groß ist Ihr Vertrauen zu Spreads Empfangsperson?«
    »Sie ist fest in meiner Hand, wenn Sie das meinen«, sagte er vieldeutig. »Außerdem kann sie das Geld gut gebrauchen.«
    Ling Yus Miene zeigte eine Mischung aus Zufriedenheit und Gleichmut. Sie reichte den Chip dem Fahrer und sagte: »Legen Sie den mal ein und fahren Sie uns an die Stadtgrenze zu New Jersey und dann wieder zurück. Länger dürfte die Aufzeichnung wohl nicht dauern, oder, Alister Hu?«
    Er schüttelte den Kopf. Während sie, abgeschottet durch die einen Zentimeter dicken Sicherheitsscheiben des Geländewagens, den heimlich mitgeschnittenen Ausführungen Spreads folgten, tobte außerhalb des Wagens der gewöhnliche Lärm des New Yorker Verkehrswahnsinns. Hunderte Taxis kämpften gegen den Privat- und Lieferverkehr. Die Hupkonzerte waren polytonal, die Menschen hinter den Lenkern aber wirkten erstaunlich entspannt. Doch die schusssicheren Scheiben des schweren Geländewagens ließen nur einen Bruchteil der Geräusche herein.
    Schweigend und mit angestrengten Gesichtern hörten Ling Yu und McCann auf die sonore Stimme Spreads, die Einwürfe von Chopov und Weinstein, ihre gedanklichen Pausen, ihr Räuspern und Atmen. Nach dem Ende der Aufzeichnung griff die MSS-Residentin zum Hörer des Autotelefons und ließ sich über das an einen Kryptonator angeschlossene Hausnetz mit dem Hauptquartier des MSS in Peking verbinden. Wer jetzt mithören wollte, würde nur noch ein Kauderwelsch aus zerhackten chinesischen Silben vernehmen.
    Ling Yu schilderte das Treffen der drei Männer am Rector Place ausführlich; zwischendurch streute sie kurze, aber scharfe auf Spread gemünzte Kommentare ein. Als Sie geendet hatte, lauschte sie angestrengt in den Hörer. Sie sah durch die Frontscheibe auf die Straße. Alister McCann wunderte sich, warum sie so still geworden sein mochte.
    »Gao bie«, sagte sie schließlich und legte auf.
    Sie drehte ihr Gesicht zu McCann. »Es war Peking. Ein Befehl von höchster Stelle. Unser Klient soll sofort ausgeschaltet werden. Sie sind ihm am nächsten. Jetzt können Sie beweisen, ob Ihre Ausbildung gut war. Haben Sie schon mal einen Menschen getötet, Alister Hu?«

Teil 2
    SCHATTEN

1
    Peking, Ministerium für Staatssicherheit, MSS (Guoanbu), 25. November, 9:00 Uhr Ortsze it
    Der Mann, der soeben am Rande des Tianmen -Platzes die Allee aus Platanen entlangspazierte, war aus dem nahe gelegenen, eleganten Hotel Oriental Plaza gekommen. Er durchquerte jetzt das Quianmen -Tor und betrat eine enge, geschäftige Verkaufsstraße, die ihn an Basare in Drittweltstädten erinnerte.
    Einfache Garküchen reihten sich an Geschäfte mit billigen Gebrauchsgütern, Gemüse- und Fischstände. Im Ritan -Park sah er den Menschen zu, wie sie in Zeitlupe Taiji-Übungen oder mit Holzschwertern Kung-Fu-Techniken trainierten. Der Mann fühlte sich immer noch müde von der langen Flugreise. Er war mehr als fünfzehn Stunden unterwegs gewesen. In der Nähe der linken Schläfe klebte ein kleines Pflaster, das eine leichte lokale Schwellung aber nicht vollständig überdecken konnte. Die Haut leuchtete an dieser Stelle grünlichblau.
    Es tat gut zu laufen, auch wenn die Luft von Fäkalien, Kochgerüchen und dem vorherrschenden Smog verseucht war. Er betrat die rustikalen Hutongs , die alten, einfachen Wohnquartiere mit ihren verwinkelten Straßen. Die Menschen, die ihm begegneten, spuckten nach chinesischer Manier ihren Rotz vor sich auf die Straße. Karren mit Lebensmitteln und Trauben von Radfahrern kreuzten seinen Weg. Er blickte durch offene Türen in enge Wohnräume hinein, in deren Zentrum plärrende Fernseher standen. Hier fühlte er sich wie in der Altstadt von Delhi oder Lahore.
    Er hatte mit Lee Kong eine Menge zu bereden. Seit zwei Politiker aus zwei G8-Staaten den Tod gefunden hatten, war die Nervosität unter den jeweiligen Regierungen der reichsten Industriestaaten gestiegen. Nachdem die Amerikaner mit ungebremster Energie die Achse Washington-Berlin-Moskau vorantrieben, fühlte sich Peking in der Defensive. Das große Vorhaben Chinas, in Wirtschaftswachstum und politischem Einfluss an die Weltspitze vorzustoßen, war derzeit mehr als gefährdet. Die Zeit war reif dafür, Washington zu zeigen, wer das größere Potenzial unter den Supermächten hatte.
    Der Mann wusste, dass seine Mission nicht ungefährlich für ihn war: Der Einsatz für zwei Seiten barg immer das Risiko der

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