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Tricks

Tricks

Titel: Tricks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Munro
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nicht was, sodass sie mit vierzehn von der Schule runter musste. Aber man fragt sie das auch, weil einem nichts anderes zu sagen einfällt, sie lebt nicht in der Welt, in der wir übrigen leben. Sie ist in keinem Club und treibt überhaupt keinen Sport und führt kein normales Gesellschaftsleben. Sie hat zwar einen gewissen Umgang mit anderen Menschen, und dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, aber ich weiß nicht, wie ich darüber reden soll, und sie vielleicht auch nicht.
    Mr. McWilliams war da und half Mrs. McWilliams im Laden aus, weil die Verkäufer es nicht zur Arbeit geschafft hatten. Er treibt gern mit anderen seine Scherze und fing an, Tessa zu necken, fragte sie, ob sie nicht über den Schneesturm Bescheid gewusst hätte und warum sie allen übrigen nichts davon gesagt hätte und so fort, bis Mrs. McWilliams sagte, hör auf damit. Tessa machte ein Gesicht, als hätte sie nichts gehört, und verlangte eine Dose Ölsardinen. Das versetzte mir einen Schlag, die Vorstellung, dass sie sich an den gedeckten Esstisch setzt, auf dem nur eine Dose Ölsardinen steht. Was ziemlich unwahrscheinlich ist, denn ich kenne keinen Grund, warum sie sich nicht etwas zu essen kochen kann wie alle anderen auch.
    Die große Neuigkeit, die ich beim Kaufmann erfuhr, war, dass das Dach über dem Festsaal des Wohltätigkeitsvereins eingestürzt ist. Und futsch ist unsere Bühne für
Die Gondolieri
, die Ende März Premiere haben sollen. Die Bühne im Saal des Rathauses ist nicht groß genug, und das alte Opernhaus dient jetzt als Sarglager von Hay's Furniture. Heute Abend soll Probe sein, aber ich weiß nicht, wer sich alles einfinden wird und was dabei herauskommen wird.
    *
    16 . März.
Die Gondolieri
werden für dieses Jahr auf Eis gelegt, nur sechs von uns zur Probe da im Saal der Sonntagsschule, also haben wir aufgegeben und sind auf eine Tasse Kaffee mit zu Wilf gegangen. Wilf hat angekündigt, dass dies eigentlich sein letzter Auftritt sein soll, weil seine Praxis ihn zu sehr in Anspruch nimmt, und wir müssen uns dann einen anderen Tenor suchen. Das wird ein harter Schlag, denn er ist der Beste.
    Es kommt mir immer noch komisch vor, einen Arzt beim Vornamen anzureden, auch wenn er erst um die dreißig ist. Sein Haus war früher das von Dr. Coggan, und viele Leute nennen es immer noch so. Es wurde speziell für einen Arzt erbaut, mit einem Praxis-Flügel an einer Seite. Aber Wilf hat es völlig erneuert und einige Zwischenwände einreißen lassen, sodass es sehr hell und geräumig ist, und Sid Ralston hat ihn schon damit aufgezogen, dass er es wohl für eine zukünftige Ehefrau einrichtet. Das war ein recht heikles Thema, weil Ginny dabei war, aber wahrscheinlich hatte Sid keine Ahnung. (Ginny hat drei Heiratsanträge bekommen. Erst einen von Wilf Rubstone, dann einen von Tommy Shuttles und dann einen von Euan McKay. Ein Arzt, dann ein Optiker, dann ein Pfarrer. Sie ist acht Monate älter als ich, aber es besteht wohl keine Hoffnung, dass ich sie je einhole. Ich glaube, sie hat ganz schön mit ihnen poussiert, obwohl sie immer sagt, sie kann es überhaupt nicht verstehen, und jedesmal, wenn einer sie gefragt hat, ob sie ihn heiraten will, kam es wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich denke jedoch, dass es Wege gibt, alles ins Scherzhafte zu wenden und ihn wissen zu lassen, dass ein Heiratsantrag nicht willkommen wäre, bevor er hingeht und sich zum Narren macht.)
    Wenn ich je ernsthaft krank werde, komme ich hoffentlich noch dazu, dieses Tagebuch zu vernichten oder durchzusehen und alle Gemeinheiten darin auszustreichen, für den Fall, dass ich sterbe.
    Wir führten dann alle eine recht ernste Unterhaltung, ich weiß nicht, wieso, und wir kamen auf Dinge zu sprechen, die wir in der Schule gelernt haben, und wie viel wir davon schon vergessen haben. Jemand erwähnte den Debattierclub, den es mal hier gab, und wie das alles nach dem Krieg eingeschlafen ist, weil alle sich Autos zulegten und damit herumfuhren und die Lichtspielhäuser besuchten und anfingen, Golf zu spielen. Über was für ernste Themen wurde früher geredet. »Ist die Naturwissenschaft oder die Literatur für die Formung des Menschen wichtiger?« Kann irgendjemand sich vorstellen, heutzutage die Leute mit so etwas hinter dem Ofen hervorzulocken? Wir kämen uns sogar komisch vor, wenn wir in offener Runde darüber reden würden. Dann sagte Ginny, wir sollten wenigstens einen Leseclub gründen, und das brachte uns auf die wichtigen Bücher, die wir schon

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