Tricontium (German Edition)
dann irgendwann fortgegangen, aber wir haben als Kinder miteinander gespielt und zurückhaltend war sie noch nie. Ich komme also unerwartet zur Schmiede und Berta freut sich. Denk dir einen Kuss links, einen rechts, eine Umarmung wie von einer Bärin und ›Ardeija, mein Lieber, das ist eine Überraschung, was führt dich denn her?‹ Das wäre ja alles nicht schlimm gewesen, wenn Richenza uns nicht gesehen hätte. Sie war auf dem Rückweg von Corvisium, wo man ihr einen Auftrag in Aussicht gestellt hatte. Ja. Und so endete es dann. Sie dachte, da wäre etwas mit der Schmiedin, und das hatte ich wohl verdient. Denn sie hat mich ja eigentlich zu Recht ertappt, nur ein paar Jahre zu spät und mit der Falschen.«
»Besser vor der Hochzeit als danach«, sagte Theodulf lachend. »Alles andere hätte mehr Ärger gegeben.«
Während sie gesprochen hatten, hatte die Wirtin einen Kessel über das Feuer gehängt und die Tür zur Straße geöffnet, so dass einige frühe Gäste eintreten konnten. Oshelm war nicht darunter, dafür aber Otter, der geradewegs auf Ardeija zuhielt, sobald er ihn erblickte. »Hier versteckst du dich also! Dein Vater scheint ja keinen guten Einfluss auf dich zu haben. Kommt beide mit. Wir müssen reden.«
Er hatte daran gedacht, seine Mütze abzunehmen, und schwenkte sie nun in einer scheinbar heiteren Geste, die Ardeija zu gut vertraut war, als dass er sie hätte übersehen können; was zu besprechen war, musste wichtig sein.
»Schickt Oshelm dich?«, fragte er im Aufstehen und griff nach den Mänteln.
Otter lachte. »Der auch, ja. Willkommen zurück unter den Lebenden, übrigens!« Er schlug Ardeija auf die Schulter. »Ich habe ja fürchterliche Dinge über deine Abenteuer gehört! Wenn Zeit ist, wirst du mir nachher davon berichten müssen. Ah, Gjuki ist auch heil geblieben? So gehört es sich …«
Er plauderte munter weiter und gelangte dabei zu immer belangloseren Dingen, während er sie aus dem »Bischof Garimund« fort, über einen Weg zwischen Obstgärten entlang bis in eines der zahlreichen Trümmerfelder von Aquae führte, wo man weithin sehen und nur schlecht belauscht werden konnte. Dort setzte er umständlich die Kappe wieder auf, um dann, als sei damit die Verstellung beendet und die Ordnung der Welt wieder hergestellt, neu zu beginnen: »Hört mir jetzt zu, von nun an ist es wichtig. Asgrim und Ebbo halten die Burg und Frau Herrad ist dort, wahrscheinlich gefangen, jedenfalls aber nicht freiwillig. Wulfila ist ihr heimlich nach und noch nicht zurückgekehrt, Oshelm wollte offen hin, weil er meinte, einen guten Vorwand zu haben, und dabei Nachforschungen anstellen. Ob das gut geht, weiß ich auch nicht, aber das ist wohl seine Sache. Was nun mich betrifft, so schickt mich Wulf, um dich einzusammeln.«
Ardeija hob abwehrend die Hand. »Das kannst du später tun. Ich werde selbst zur Burg gehen und sehen, was ich erreichen kann. Ich habe wohl bessere Aussichten als die anderen. Immerhin kann ich einen Handel vorschlagen. Sie geben mir die Richterin heraus, ich sage ihnen im Gegenzug zu, das zu tun, was sie ohnehin von mir wollen, und …«
»Wulf hat mir gleich gesagt, dass du solche Pläne machen würdest«, schnitt Otter ihm das Wort ab. »›Nehmt Ardeija beim Kragen und bringt ihn mir, sonst stellt er noch dümmere Dinge an als mein Sohn‹, das etwa waren seine Worte. Er sagt, du sollst dich erst mit ihm besprechen, wie wenig du auch davon halten magst. – Redet Ihr ihm gut zu, Herr Theodulf, auf Euch wird er hören, und ich möchte nicht mit einem Mann, der mehr Messer bei sich hat als ich, streiten müssen.«
Ardeija konnte ihm die mangelnde Bereitschaft, sich auf eine Auseinandersetzung mit Wulf einzulassen, nicht verdenken. »Also gut«, sagte er mit einigem Widerwillen und in dem sicheren Bewusstsein, dass Wulfs Plan ihm weniger gefallen würde als sein eigener. »Wo steckt er?«
Otter deutete auf die unscheinbar wirkenden Grundmauern eines römischen Hauses nicht weit entfernt von ihrem Standort. »Da drüben. Es ist ein alter Keller dort.«
»Hier?« Ardeija hatte nicht gewusst, dass sich einer der Einstiege in die Unterwelt von Aquae Calicis hier befand, aber diese Entdeckung war weniger ungeheuerlich als alles andere. »Warte! Du hast mich hergebracht, ohne erst zu fragen, ob ich einverstanden bin, und hast mich dann über meine Pläne an einem scheinbar sicheren Ort ausgehorcht, während er in seinem Erdloch da zuhören konnte?«
Otter lächelte viel zu
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