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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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unschuldig.
    Ardeija fluchte. »Wenn Frau Herrad wieder frei ist, wird sie sich andere Augen und Ohren in der Stadt suchen müssen. Denn du, mein Lieber, wirst kopfüber im Graben vor der Mauer stecken und es sehr bereuen, mein Vertrauen so missbraucht zu haben.«
    Otter wusste leider sehr gut, wie ernst er dies nehmen musste, und lächelte weiter vor sich hin. »Das klingt besser als das, was mir für den Fall deines Nichterscheinens angedroht worden ist. Weitaus besser.«
    »Sie hätten ihn in Mons Arbuini behalten sollen«, gab Ardeija zurück und hoffte sehr, dass Wulf es hören konnte.
    Für den Fall, dass diese eine Bemerkung ihr Ziel verfehlt hatte, legte er sich auf dem kurzen Weg zu dem Mauerstück, auf das Otter gezeigt hatte, noch einige weitere freundliche Worte zurecht, doch sein Zorn verrauchte halb, als Wulfins Gesicht ihn aus einer überwucherten Mauerspalte anlachte, die er vielleicht sonst übersehen hätte.
    »Ist dein Großvater dort unten?«, fragte er deshalb nur. »Sag ihm, dass er herauskommen soll, wenn er mit mir reden will. Ich habe weder Zeit noch Lust, im Dreck herumzukriechen.«
    Der Junge verschwand mit einem Nicken in der Dunkelheit, und Ardeija schüttelte den Kopf. Es sah Wulf ähnlich, die Unvernunft anderer zu tadeln und dabei großzügig zu vergessen, dass sein Enkel alles andere als alt genug war, an solchen Unternehmungen beteiligt zu sein. Doch er kam nicht dazu, den Vorwurf in seine schöne, verärgerte Rede einzubauen; noch bevor er sich ganz wieder aufgerichtet hatte, legte sich ihm eine Hand auf die Schulter.
     »Es wäre doch sehr dumm, in einer Höhle ohne Hinterausgang zu sitzen und zu warten, wenn einen die finsteren Barsakhanen verfolgen«, sagte Wulf. Er sah noch nicht einmal so zerzaust aus, wie es sich für jemanden gehört hätte, der Verstecke unter der Stadt ausgekundschaftet hatte, und schien es überhaupt durchaus zu genießen, dass nichts war, wie es hätte sein sollen. »Was deine Mordgedanken betrifft, lass sie für ein oder zwei Stunden ruhen. Und sprich etwas leiser.«
    Ardeija hätte ihn gern beim Kragen gepackt und geschüttelt. »Oh, vergebt«, sagte er stattdessen schneidend. »Man hat wohl versäumt, mich darüber zu unterrichten, dass Ihr in meiner Abwesenheit zum neuen Hauptmann bestimmt worden seid und nun die Entscheidungen über Frau Herrads Sicherheit trefft, Herr Corvisianus !«
    Wulf ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ich habe wohl wirklich gut daran getan, dich nicht auf die Burg zu lassen«, verkündete er mit einem milden Lächeln, das Ardeija ihm nur zu gern vom Gesicht gewischt hätte.

26. Kapitel: Das Bündnis
    »Ein bedauerlicher Unglücksfall?« Es fiel Herrad schwer, Ebbos Worte halbwegs beherrscht zu wiederholen. »Ihr wollt sagen, dass rein zufällig ein Pfeil dort umherflog und Wigbold im Weg stand?«
    »Ihr wisst gut genug, dass es nicht so war.« Das Gesicht des Grafen von Corvisium war angespannt, doch immerhin wich er Herrads Blick nicht aus. »Aber sein Tod lag nicht in unserer Absicht. Wir wissen, dass wir Euch eine Buße schulden, und Ihr seht doch, dass wir bereit sind, sie zu zahlen. Es kann auch Euch nur recht sein, wenn wir uns ohne Hinzuziehung eines Gerichts einig werden.«
    Auf den geknüpften Blumen des Seidenteppichs, der den kleinen Tisch bedeckte, an dem Herrad und der Graf saßen, lagen sechs blanke Solidi, die ein Vertrauter Ebbos sauber aufgereiht hatte, um sich dann wieder zurückzuziehen. Herrad hatte das Geld bisher ebenso wenig angerührt wie den Wein und die etwas wahllos zusammengestellten Nüsse und Früchte, die man eilig in einer Silberschale aufgetragen hatte, als Ebbo und Asgrim sich entschlossen hatten, Einschüchterung durch zuvorkommende Gastfreundschaft zu ersetzen.
    Der kleine Raum, in dem sie nun zu viert die in der Halle abgebrochene Unterredung fortsetzten, war bis vor kurzem noch das Ankleidezimmer des Vogts von Aquae gewesen, doch die Truhen voller Pelze und feiner Tuche waren wohl mit Getas Geliebter verschwunden. Ebbo hatte mitgebrachte Möbel aufstellen lassen, die Art von Faltstühlen und rasch auseinanderzunehmenden Tischen, die sich auf Reisen und Feldzügen leicht mitführen ließen, aber dennoch die Wohlhabenheit und den Geschmack ihres Besitzers verrieten. Nicht, dass es in diesem Fall ein sonderlich guter Geschmack gewesen wäre … Doch das war zweitrangig.
    »Was hätten wir vom Tod Eures Kriegers denn gehabt?«, warf nun Asgrim ein, der gegen die Säule im Mittelpunkt

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