Tricontium (German Edition)
nur offen zugeben, wie viel ihm an seinem Buch lag. Vielleicht gehörte es auch zu den Dingen, an denen ein Krieger den weisen Lehren nach, die Theodulf Rambert erteilt hatte, eigentlich nicht zu sehr hängen durfte.
»Sie sind schön«, sagte Ardeija, dem zu seiner Beschämung auffiel, dass er noch kein Lob ausgesprochen hatte. »Wunderschön. Besonders die hier.« Das galt der Schwertkämpferin, die auf dem nächsten Blatt mit flatterndem hellen Haar einem unsichtbaren Feind entgegenstürmte.
»Die ist für Rambert.« Theodulf lächelte, als habe es eine besondere Bewandtnis damit. »Der nächste Wisent auch.«
»Hätte ich lieber einen Wisent machen sollen, keinen Tiger?«
»Der Tiger ist schon gut, wie er ist.«
»Das hier ist besser.« Ardeija deutete auf einen lachenden Drachen, der Gjuki hätte ähnlich sehen können, wenn er nicht zu große Ohren gehabt hätte. »So gut, dass man glauben könnte, ein richtiger Maler hätte es gemacht. Und ich muss es wissen. Ich war einmal mit einer Malerin zusammen. Deine Bilder sind besser als ihre.«
Theodulf ließ sich nicht anmerken, ob die anerkennenden Worte ihm etwas bedeuteten. »Mit der, aus deren Haus du vorhin gekommen bist?«, fragte er.
Ardeija wünschte sich, er hätte nichts gesagt. »Du kennst Richenza?«
»Nicht gut.« Das klang glücklicherweise nicht nach einer Lüge. »Sie hat die Kapelle auf dem Brandhorst vor zwei Jahren neu ausgemalt. Weiter weiß ich nichts von ihr, nur, wo sie lebt, und dass Asri nicht wissen soll, dass du sie besuchst.«
»Ich besuche sie ja nicht. Nur heute, und das war etwas anderes. Da ist nichts mehr.«
Theodulf hätte lieber so tun sollen, als glaube er ihm, statt derart zweifelnd zu schweigen.
»Da ist wirklich nichts mehr«, beteuerte Ardeija und fragte sich zugleich, warum er den Drang verspürte, sich zu erklären und zu rechtfertigen. Es war ja doch nicht zu erwarten, dass Theodulf die Sache besser verstehen würde als Asri, die ihm seinerzeit so große Vorhaltungen gemacht hatte. »Vor ein paar Jahren, ja, aber es ist nicht gut gegangen, und es wäre auch nicht viel länger gut gegangen, wenn das mit der Schmiedin nicht gewesen wäre.«
»Hast du sie betrogen?« Es lag keine Empörung in der Frage und das bewog Ardeija, ehrlich zu antworten.
»Nicht so, wie sie dachte … Nicht mit der Frau von der Schwarzen Schmiede, auch wenn Richenza das geglaubt hat.«
Aus unerfindlichen Gründen schien Theodulf das sehr lustig zu finden. »Das rechte Verbrechen, aber die falsche Mitschuldige?«
Ardeija reckte den Kopf, um aus dem Fenster zu sehen, doch natürlich dachte Oshelm gar nicht daran, gerade jetzt zu erscheinen und ihn zu erlösen. »Ja, und auch die falsche Zeit«, sagte er widerstrebend. »Aber das konnte ich ihr nicht sagen, sonst hätte sie bestimmt ein Messer herausgeholt. Nicht, dass ich das nicht vielleicht verdient gehabt hätte.«
Gjukis Zirpen, das unter den Mänteln hervordrang, sollte hoffentlich nicht zustimmend klingen.
»Eine verwickelte Angelegenheit also«, bemerkte Theodulf mit der Miene eines Genießers und lehnte sich zurück, als rechne er mit einer längeren Erzählung.
Ardeija sah sich in der Hoffnung, ihn mit einer Einladung zum Wein von Richenza ablenken zu können, nach der Wirtin um, doch die war in einem Nebenraum verschwunden. Er würde sich wohl selbst helfen müssen. Vielleicht konnte er ja Theodulfs Interesse zu seinem eigenen Vorteil nutzen. »Ich kann dir erzählen, wie es mit Richenza und mir war«, sagte er, »aber da das eine Geschichte ist, die mich nicht im besten Licht erscheinen lässt, hat sie ihren Preis. Du musst mir im Gegenzug erzählen, wie es mit dir und meiner Mutter war.«
So hatte Theodulf sich die Sache offenbar nicht gedacht, aber nach einem Augenblick stummer Verblüffung lachte er. »Du bist Asri in der Tat ein würdiger Sohn.«
»Eine schlimme Geschichte gegen eine andere, das ist nur gerecht.«
»Nein.« Theodulfs Augen ruhten auf dem Buch, das Ardeija noch immer auf dem Schoß hielt. »Es ist nicht dasselbe.«
Das war es in vielerlei Hinsicht nicht, aber Ardeija hatte nicht vor, seinen Vater länger darüber nachdenken zu lassen. »Nein, zugegeben. Richenza hat kein Kind von mir, das weiß ich. Ich habe sie heute gefragt.«
Theodulf versuchte ohne großen Erfolg, darüber zu lachen. »Weißt du, ob sie dir die Wahrheit sagt?«, fragte er schließlich ernst. »Hat sie Kinder?«
»Keine, von denen ich weiß. Und warum sollte sie
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