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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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ihn überhaupt geschlagen habe. Ich war sehr unklug in der Wahl meiner Mittel, doch ich konnte diese Beleidigung nicht unbeantwortet stehen lassen.«
    »Unklug, in der Tat.« Ganz kurz schien etwas wie ein heimliches Lächeln in den Augen des Hauptmanns zu liegen, doch es war rasch wieder verschwunden. »Du bist ein Schreiber und hast doch versucht, die Antwort eines Kriegers zu geben. Aber selbst wenn du ein Krieger wärst und hoffen könntest, Aslak Demut zu lehren, müsstest du eines bedenken. Dies ist Mons Arbuini, nicht die Welt jenseits der Tore. Das bisschen Ehre, das du hier noch hast, ist es gar nicht wert, verteidigt zu werden. Gewinnen kannst du nichts. Du kannst dir nur eine Strafe einhandeln und es ist keine Kleinigkeit, einen Mitgefangenen so zu verletzen, dass er tagelang nicht mehr recht zu gebrauchen sein wird.« Daran hätte er Oshelm nicht erst erinnern müssen. »Sei froh, dass du vorher nie etwas Vergleichbares angestellt hast, sonst könnte ich es gar nicht rechtfertigen, milde mit dir zu verfahren.«
    »Milde wird in diesem Fall nicht nötig sein«, bemerkte eine fremde Stimme, deren fester, aber nicht unfreundlicher Klang nicht recht zu dem harten Inhalt der Worte passen wollte.
    Oshelm wandte den Kopf, um sich die Frau anzusehen, die ihn anscheinend streng bestraft sehen wollte.
    Sie war jung, gewiss noch nicht über ihr dreißigstes Jahr hinaus, und trug Reisekleider, einen pelzgesäumten Mantel über groben Reithosen und abgenutzten Stiefeln. Was er von ihrem Gesicht zwischen dem langen grünen Schal, der mehrfach um ihren Hals gewunden war, und der Pelzmütze sehen konnte, kam ihm vage bekannt vor. Vielleicht hatte er sie einmal im Krieg getroffen oder noch davor, doch er konnte sie nicht einordnen.
    In jedem Fall verfügte sie über genügend Einfluss, in die Steinbrüche vordringen und unangemeldet bei Gero vorsprechen zu können, und das war schlecht, denn das hieß auch, dass sie sich mit ihren Vorstellungen würde durchsetzen können.
    Der Hauptmann runzelte die Stirn, neigte aber zugleich höflich den Kopf. »Ihr habt Recht, dass es mir nicht ansteht, vor einem Vergehen die Augen zu verschließen, für das ich andere für Wochen habe in Ketten legen lassen«, begann er verbindlich. »Doch Ihr wisst, dass man mir nicht vorwerfen kann, irgendjemanden ungerecht zu bevorzugen. Das habe ich nie getan … Nein, kein einziges Mal.« Er hielt inne, fuhr dann aber rasch fort: »Vertraut meiner Einschätzung, wenn ich in diesem Fall geneigt bin, nicht zu hart zu sein. Ich soll den armen Teufel schließlich nicht unnötig quälen, sondern nur dafür sorgen, dass er einen ausreichenden Denkzettel erhält, um so etwas nicht wieder zu versuchen.«
    »Ihr missversteht mich.« Als wolle sie Oshelm die Mühe ersparen, sich hin- und herdrehen zu müssen, um der Verhandlung über sein Schicksal zu folgen, ging die Besucherin zu Gero hinüber und hinterließ dabei einige nasse Fußspuren. »Milde ist dann möglich und zuweilen nötig, wenn eine Bestrafung unvermeidlich ist, doch ich sehe keinen Grund, diesen Mann hier zu bestrafen.«
    Der Hauptmann sah sie ungefähr so verständnislos an, wie Oshelm sich angesichts dieser Wendung fühlte. »Keinen Grund, diesen Mann zu bestrafen?«, wiederholte er. »Vielleicht verstehe ich Euch tatsächlich nicht recht, Frau Herrad, aber warum seid Ihr der Ansicht, dass jemand, der einen anderen Gefangenen angegriffen hat, gar nicht bestraft werden sollte?«
    Die Frau, deren Name Oshelm nichts sagte, hob die Schultern. »Ich habe, während Ihr mich habt warten lassen, mit einigen Leuten gesprochen, und das, was ich, als ich hier eingedrungen bin, noch von Eurem Gespräch mit angehört habe, bestätigt die Meinung, die ich mir über diesen Vorfall gebildet habe. Ein Angriff muss bestraft werden, das ist wahr, doch das Gesetz sagt auch, dass ein Kampf unter Gleichen nicht verboten ist, wenn eine Herausforderung ausgesprochen und angenommen wird, sofern denn alle Beteiligten alt genug sind, Waffen zu tragen, und sich verteidigen können.« Sie hatte begonnen, die schneefeuchten grünen Windungen um ihren Hals Stück für Stück zu entfernen, und Oshelm sah ihren flinken Händen zu, während sie fortfuhr: »Das Gesetz legt aber auch fest, dass, Brauch und Herkommen nach, eine Herausforderung nicht notwendigerweise wortwörtlich in einer Aufforderung zum Kampf bestehen muss. Eine Beleidigung, die mit bloßen Worten nicht hinreichend beantwortet werden kann, ist genauso

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