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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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fragte ihn fast ehrfürchtig: »Ist es wahr, was sie sagen?«
    »Was sagen sie denn?«
    »Dass du in Wirklichkeit gar kein Schreiber bist, sondern einer von Otachars besten Kriegern, und dich absichtlich so ungeschickt anstellst und dich ›Krähe‹ nennst, weil dein richtiger Name sehr berühmt ist und du unerkannt bleiben willst. Ist das wahr?«
    »›Was ist Wahrheit?‹«, fragte Oshelm mit einem schiefen Lächeln und sah sich in seinen traurigen Ansichten über die Bildung seines Gegenübers bestätigt, dem das Zitat ganz offensichtlich nicht bekannt war.
    Immerhin brachte die Geschichte Wulf zum Lachen, als Oshelm sie ihm am Abend erzählte, ebenso wie er Aslaks Vermutung und alles, was sich daraus ergeben hatte, sehr lustig zu finden schien. Doch auch all seine Scherze konnten nicht darüber hinwegtäuschen, wie schlecht es ihm ging, und mehr als einmal unterbrach ein Hustenanfall ihr Gespräch.
    Am folgenden Morgen konnte Wulf nicht reden. Wenn Oshelm schon zuvor besorgt gewesen war, bekam er es nun mit der Angst zu tun, und so ergriff er, bevor die Zellentür aufgeschlossen wurde, die einzigen Maßnahmen, die ihm zu Gebote standen. Er breitete seine Decke und seinen Umhang über den kranken Freund und schob ihm die kleine Bronzescheibe, die bisher wohlverborgen geblieben war, in die Hand.
    »Hier … Das wird sehr gut helfen. Du musst nur daran glauben.«
    Wulf sah ihn zweifelnd an.
    »Es hilft wirklich«, beharrte Oshelm, »es ist ein mächtiges Amulett, das jede Krankheit abwenden kann. Herr Malegis ist ein sehr kundiger Magus und hat es selbst geweiht. Du musst doch von ihm gehört haben? Selbst der Markgraf hat ihm vertraut. Sein Zauber wirkt immer, und ich bin nicht mehr ernsthaft krank gewesen, seit ich es ihm abgekauft habe, als ein böses Fieber in Tricontium umging … Schön daran glauben, ja? Es wird helfen.«
    Doch es half nicht, sei es, dass Wulf sich nicht dazu durchringen konnte, an die Wirksamkeit des Amuletts zu glauben, sei es, dass Malegis tatsächlich einmal schlechte Arbeit geleistet hatte. Zwei Tage lang änderte sich nichts zum Besseren; am dritten Morgen begleitete Gero die Wachen und stand mit sorgenvollem Gesicht einige Zeit auf der Türschwelle, doch wenn er etwas zu unternehmen beschloss, erfuhr Oshelm es nicht mehr.
    Man brachte ihn nämlich geradewegs zu dem Gewölbe im vorderen Tor, das er zuletzt bei seiner Ankunft betreten hatte.
    An diesem Tag waren trotz der frühen Stunde schon Fremde dort, zwei Krieger von recht wildem Aussehen, an denen nur die Waffen gut gepflegt wirkten, ein Mann mit langem roten Zopf und eine Frau mit wirren Locken, die sich auf den Boden gekauert hatte, um mit einer der halbzahmen Katzen zu spielen, die allen und keinem gehörten und frei ein und aus gingen. Auch der Stellvertreter des Hauptmanns und der Schreiber waren schon auf.
    »Freu dich«, sagte der Schreiber und schob Oshelm mit dem Fuß das Bündel mit den wenigen Habseligkeiten hin, die man bei seinem Eintreffen in Mons Arbuini noch hatte beschlagnahmen können. »Du gehst zurück nach Aquae.«
    Einige Wochen zuvor hätte Oshelm eine solche Nachricht noch sehr begrüßt, doch nun ließ er einen kranken Freund zurück und das bekannte Übel der Steinbrüche erschien weit weniger schlimm als die Ungewissheit, in die man ihn schickte. Da es aber nichts gab, was er hätte tun können, sammelte er nur gehorsam sein Gepäck auf und murmelte etwas über den zurückgelassenen Mantel. Eine der Wachen machte sich schimpfend auf, das Kleidungsstück zu holen.
    »Den werdet Ihr auch brauchen«, sagte der rote Krieger mit einem ganz freundlichen Lachen, »wir hatten den halben Weg über Schnee und eisigen Regen.«
    Oshelm wusste nicht recht, ob eine Antwort von ihm erwartet wurde, und schwieg sicherheitshalber.
    »Quittiert mir den Empfang«, bat Geros Schreiber unterdessen, und die Kriegerin ließ von der Katze ab, um mit größter Sorgfalt ein wohlgeübtes Kreuz unter das Papier zu setzen, das der Schreiber ihr hinschob. Sie schien ihm schon bekannt zu sein, denn er fragte nicht nach, bevor er fein säuberlich notierte, dass dies das Zeichen Adelas, der Tochter der anderen Adela, sei.
    Die Frau, die wohl ohnehin nicht hätte lesen können, was dort über sie vermerkt wurde, sah währenddessen schon Oshelm an. »Wir haben Euch ein Pferd mitgebracht. Ihr könnt doch reiten?«
    Oshelm nickte und wusste nicht recht, was er davon halten sollte, dass man sich so viel Mühe mit ihm machte. Wenn man ihm

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