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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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nichts sich eben erst in ihrer Nähe bewegt haben konnte, und Otter, der noch den Vorhang hielt, schien nichts bemerkt zu haben.
    »Und noch eines«, fuhr Ardeija fort, den das Schweigen, das auf seine Rede gefolgt war, übermütig gemacht hatte. »Seid auf dem Heimweg ja vorsichtig! Wie man hört, hat das Niedergericht noch nicht wieder genügend Krieger, nachts welche auszusenden und Überfälle in dunklen Gassen zu verhindern. Gehabt Euch wohl!«
    »Gehabt Euch wohl«, wiederholte Otter.
    Wulfila beschränkte sich lieber darauf, so gut überlegen zu lächeln, wie es einem Mann mit einem Stück zerbröckelnden Nusskuchens auf der Hand möglich war, und folgte den anderen beiden dann eilig ins Freie.
    Ardeija blieb erst stehen, als sie das Osttor durchquert hatten und den Decumanus schon ein gutes Stück hinauf waren. Gjuki hatte sich zu dem Zeitpunkt schon längst mit einem unzufriedenen Schnarren unter Ardeijas Mantel geflüchtet.
    Er war nicht der Einzige, der fror. »Schade um den Tee«, bemerkte Otter und schob sich die Hände unter die Achseln.
    »Es tut mir ja leid«, behauptete Ardeija sehr halbherzig und wohl eher um des lieben Friedens willen als aus echter Reue.
    »Nicht so schlimm«, sagte Wulfila großzügig. »Will noch jemand etwas vom Kuchen abhaben?«
    Ardeija winkte ab. »Das Stück ist ja für dich kaum genug.«
    »Es ist ja nicht so, dass ich nicht noch mehr dabeihätte«, gestand Wulfila und begann, seine Taschen auszuleeren. »Hier ist noch etwas mit Nüssen … Und so ein Ding, wie Otter eines hatte, glaube ich, aber das hat ziemlich gelitten.«
    Das verblüffte Schweigen, das seinem freundlichen Angebot folgte, zog sich für seinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge.
    »Wie hast du das jetzt unter unseren Augen angestellt?«, fragte Otter am Ende in die unbehagliche Stille hinein. »Und vor allem – warum? Du verhungerst heute doch nicht gerade.«
    »Ich habe es ja auch erst getan, als wir gegangen sind«, sagte Wulfila mit einem Schulterzucken und fand, dass Otter und Ardeija ruhig etwas dankbarer hätten sein können. »Und nur aus dem Wissen heraus, dass wir diesen Kuchen hier so schnell nicht wieder bekommen werden. Wir sind schließlich davongelaufen, ohne zu bezahlen. Aber wenn ihr nichts haben wollt, ist das auch gut. Wulfin wird sich bestimmt freuen.« Bei dem Gedanken, was Herrad wohl sagen würde, wenn er ihr auch etwas von dem geretteten Festmahl anbot, hätte er sich allerdings beinahe verschluckt.
    Otter schüttelte den Kopf. »Darum werde ich mich später kümmern. Die Wirtin weiß, dass ich gelegentlich gezwungen bin, rasch und grußlos aufzubrechen, wenn auch gewöhnlich nicht derart laut und auffällig.«
    »Gib mir doch etwas ab«, bat Ardeija angesichts dieser Anklage und über seiner aufgehaltenen Hand erschien prompt eine neugierige Drachenschnauze. »Etwas von dem mit den Nüssen. Das kann ich jetzt brauchen.«
    »Meine Schuld ist das nicht«, erinnerte ihn Otter, als hätte er nicht zuvor schon vorwurfsvoll genug geklungen.
    »Hätte ich sie denn einfach so reden lassen sollen?«, fragte Ardeija unwillig.
    Otter trat auf der Stelle und wollte offensichtlich sehr gern dafür bedauert werden, dass er infolge von Ardeijas Unbedachtheit so fror und litt. »Geschadet hätte das keinem und wir hätten vielleicht mehr erfahren. Weshalb stehen wir jetzt hier herum? Willst du sie nun wirklich noch überfallen?«
    »Nein«, sagte Ardeija und schob Gjuki ein Bröckchen Kuchen ins Maul. »Ich will keinen ernsthaften Streit mit denen. Das Treffen im Kranichwald damals hat mir gereicht.«
    Doch Otter hatte noch nicht zu Ende geschimpft. »Was schlägst du dann vor, großer Hauptmann? Sollen wir hier in der Eiseskälte warten, bis deine bösen Feinde entweder mit eingekniffenem Schwanz vorbeigeschlichen kommen und in den Schatten die bösen Barsakhanen vermuten oder aber unter Gelächter über deine albernen Drohungen zur Burg ziehen? Sieht so deine Vorstellung von einem lustigen Abend aus?«
    »Wir können ja in den ›Bischof Garimund‹ gehen«, bot Ardeija versöhnlich an. »Sie haben Kräutertee für dich dort und sicher etwas Handfesteres zu essen als das hier. Ich bezahle auch.«
    Diese Einladung schien Otter zu besänftigen und einen halben Becher Hagebuttentee sowie den Großteil einer brüderlich geteilten Schüssel Zwiebelsuppe später hatte er sich vollends wieder beruhigt.
    »Das mit dem Kranichwald …«, sagte er behaglich und schnappte Ardeija das letzte Stück

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