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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Aurelianus dann ihr Mann ist, wird das für beide Seiten vorteilhaft sein.«
    »Aber ist das allein es wert, dass ein Mensch widerrechtlich seiner Freiheit beraubt, vielleicht gar getötet wird?«
    Justa hatte die Hände sinken lassen und hatte sich abgewandt, um mit hängenden Schultern vor dem Feuer zu stehen. Sie hatte auf einen Schlag älter ausgesehen, als sie hätte wirken dürfen, da sie doch nur zwei Jahre vor Herrad geboren war. »Nein«, hatte sie mit einem unterdrückten, unfrohen Auflachen erwidert, »nein, das allein wäre es vielleicht nicht wert, diesen Unglücksraben zu opfern. Aber ich habe weitere Gründe. Du solltest besser wissen als irgendjemand sonst, dass Erbteilungen noch einmal ganz Austrasien zugrunde richten werden. Hast du nicht ein Achtelgut von deiner Mutter her?«
    »Ein Sechzehntel«, hatte Herrad mit Würde erwidert und gehofft, dass Justa sie nicht zwingen würde, einzugestehen, dass die Einkünfte aus diesem stolzen Besitz, die der mit der Verwaltung der Anteile betraute entfernte Verwandte ihr jährlich zukommen ließ, sich gewöhnlich auf ein nicht sonderlich schweres Säckchen voll Denarii, genug Wollstoff für einen neuen Mantel, ein Schaffell und einen guten Schinken beliefen. »Aber so geht es eben. Besitz wird geteilt oder neu zusammengefügt und manchmal sitzt man am schlechteren Ende.«
    »Es musste schon zwischen meinem Bruder und mir geteilt werden; das war möglich, aber nun habe ich drei Kinder und zu wenig für sie. Was Aurelius an Land mit in die Ehe gebracht hat, liegt weit westlich von Padiacum … Zu weit, schon auf der neustrischen Seite. Wenn das Reich geteilt wird, kann es uns leicht verloren gehen.« Sie hatte sich wieder umgedreht und einer Dienerin bedeutet, Holz nachzulegen. »Nein. Wenn Aurelianus in drei Jahren alt genug ist, Waffen zu tragen, soll er genug in Aussicht haben, um ein sorgenfreies Leben führen zu können. Gerberga ist Asgrims einzige Erbin und zwei Jahre älter als mein Sohn. Auf etwas Besseres kann ich jetzt nicht mehr hoffen.«
    Herrad hatte nicht gefragt, was besser als eine künftige Fürstin gewesen wäre. Dass Justa sich Hoffnungen auf eine Einheirat ihrer Kinder in die Verwandtschaft des Königs gemacht hatte, mochte im Nachhinein vermessen scheinen, hatte in den guten Tagen in Padiacum aber vielleicht im Bereich des Möglichen gelegen.
    »Und du willst deinen Sohn in das Haus eines Mannes geben, dem zwei gebrochene Hände nicht Rache genug an seinem langjährigen Schwertmeister sind?«, hatte sie schließlich erwidert.
    Justa hatte gelacht. »Du verstehst noch immer klug zu fragen. Aber ich muss es verstehen, klug den Blick abzuwenden, wo es sein muss, sei es als Königsbotin oder als Vögtin. Sieh … Ich habe eine gute Richterin für mein Hochgericht. Soll ich darauf achten, dass sie mit einem Dieb schläft, den sie selbst verurteilt hat?«
    Darüber, dass Justa schon Erkundigungen über Wulfila und sie eingezogen hatte, war Herrad nicht erstaunt gewesen; über die unverhohlene Drohung durchaus. »Es steht dir jederzeit frei, mir das Amt zu entziehen, wenn du der Ansicht bist, dass mein Lebenswandel damit schlecht einhergeht«, hatte sie steif entgegnet. »Allerdings habe ich kein Verständnis dafür, dass du etwas, das sich nicht gehört, aber kein Verbrechen ist, auf eine Stufe mit einer Entführung stellst, was das Wegsehen betrifft.«
    Vielleicht hatte diese Beharrlichkeit Justa beeindruckt oder sie hatte einfach ein schlechtes Gewissen wegen ihrer harten Worte gehabt; jedenfalls hatte sie nach kurzem weiteren Sträuben die Regelung vorgeschlagen, auf die sie sich dann geeinigt hatten.
     
    Justa hatte den großen Saal vorbereiten lassen und thronte nun wie eine Königin am Kopfende, ihren Mann, der stumm und blässlich in einem goldbestickten Mantel versank, an ihrer Seite und die wichtigsten Mitglieder ihres Haushalts um sich geschart. Die Wandbehänge schienen größtenteils diejenigen zu sein, die Herrad am Vortag noch in einem anderen Zimmer gesehen hatte, doch dafür, dass die missa regia die Burg noch nicht lange in Besitz genommen hatte, war das, was ihre Leute geleistet hatten, eindrucksvoll genug.
    Asgrim war schon eingetroffen, als Herrad mit ihren Leuten in den Saal hinaufkam, und hatte sein Gefolge zur Rechten der Königsbotin, auf der Klägerseite, aufgestellt, als sei ihm selbst ein Unrecht angetan worden; dass Justa es ihm nicht verwehrt hatte, war kein gutes Zeichen.
    Immerhin war Asgrim klug oder barmherzig

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