Tricontium (German Edition)
lag.
Irgendjemand hatte auch einen annehmbaren Mantel als Ersatz für den, der in Asris Haus zurückgeblieben war, aufgetrieben, und wenn Asgrim seinem ehemaligen Schwertmeister bisher überhaupt etwas Schlimmeres angetan hatte, als ihn einzusperren, waren die Spuren wohlverborgen, sah man davon ab, dass Theodulfs Haar nun viel zu kurz für einen Krieger und freien Mann war. Wenn es nicht streng zurückgeflochten war, wellte es sich ganz leicht, und Ardeija fragte sich, warum er diese Beobachtung erst jetzt machte, da sie so unwichtig war und doch die Welt bedeutete.
»Du redest aber noch mit mir, nicht wahr?«, fragte er zögernd, als sein Vater weiter schwieg.
Theodulf sah auf. »Es ist alles gesagt und getan.«
»Von deiner Seite vielleicht«, sagte Ardeija kopfschüttelnd. »Aber du nimmst doch wohl nicht ernsthaft an, dass ich ruhig zusehe, wie mein Vater sich umbringen lässt?«
Theodulf musterte ihn aus kühlen, blauen Augen. »Du bist dein Leben lang sehr gut ohne mich ausgekommen. Nur, weil wir uns jetzt ein paar Tage lang halbwegs miteinander verstanden haben, musst du nicht jammern, als würdest du wahrhaftig deinen Vater verlieren und nicht nur mich.«
Von seinem Platz auf Ardeijas Schulter schnarrte Gjuki sehr missbilligend. Ardeija hätte es ihm gern nachgetan, denn die Unmutsäußerung des kleinen Drachen schien Theodulf mehr zu beeindrucken als alle Worte. Das, was er gesagt hatte, nahm er aber nicht zurück und fügte auch nichts hinzu.
Ardeija wartete einen Augenblick ab und setzte sich dann ans Ende des Bettes. »Wenn du mir schon nicht abnimmst, dass es mir etwas ausmacht, dich hier so zu sehen, dann glaubst du mir vielleicht, dass Rambert todunglücklich ist.«
»Ja.« Es mochte Bedauern in Theodulfs Stimme mitschwingen, doch vielleicht bildete Ardeija sich den Unterton auch nur ein, weil er ihn gern hören wollte. »Was du gestern für sie getan hast, war gut; dafür danke ich dir.«
»Du musst mir nicht danken, aber entschuldigen könntest du dich durchaus. Du weißt sehr gut, wie du uns hast dastehen lassen!«
Wahrscheinlich lachte Theodulf nur, um nicht ernsthaft auf den Vorwurf eingehen zu müssen. »Bisher gibt es nichts, wofür ich dich um Entschuldigung bitten müsste, aber wenn es dich glücklich macht, kann ich gern etwas Entsprechendes tun. Reicht eine unhöfliche Bemerkung aus? Du riechst nämlich abscheulich. Mit was für einem Zeug hast du dich da parfümiert?«
»Es sind Geißblatt und Rosen darin«, sagte Ardeija und fand, dass er sich verlegener anhörte, als er es sein wollte. »In Sala damals mochte Justa es sehr gern. Hier war es schwer aufzutreiben, aber irgendwie musste ich sie doch überzeugen, mich zu dir vorzulassen.«
»Du hast was getan?«
Ardeija senkte den Kopf. Theodulfs angeekelte Miene war nicht viel besser zu ertragen als die Empörung, mit der Justa den Hauptmann hatte wissen lassen, was er ihr vorschlage, sei seiner und ihrer nicht würdig, so dass sie ihm nur aus christlicher Barmherzigkeit die Bitte erfüllen werde, seinen Vater sehen zu dürfen; verdient habe er es nicht.
»Weit bin ich nicht gekommen«, gestand er, »aber wenn ich Erfolg gehabt hätte, hätte ich vielleicht mehr erreichen können.«
»Versuch es nicht weiter«, bat Theodulf ernst. »Weder bei der Königsbotin noch bei jemand anderem. Halt dich aus der Sache heraus.«
»Das kann ich dir nicht versprechen. Nur, weil du übertriebene Schuldgefühle hegst, werde ich doch nicht …«
»So große nun auch wieder nicht«, schnitt Theodulf ihm das Wort ab.
Ardeija benötigte einen Augenblick, um sich von dieser Eröffnung zu erholen. »Aber warum hast du uns dann gestern nicht einfach machen lassen? Frau Herrad hat bis zuletzt versucht, einen Ausweg für dich zu finden, und Wulfila muss Liutbrand neulich schon in Grund und Boden gestampft haben. Er hätte wieder gewonnen, selbst für dich, trotz der Ohrfeige damals.«
Theodulf sah ihn ruhig an. »Ich weiß. Und dann hätte in der Nacht mehr als ein Dach in Aquae gebrannt. Hast du eigentlich je darüber nachgedacht, wie es Asgrim ergangen ist, seit du auf dem Brandhorst warst? Sein Schwertmeister hat ihn hintergangen, du hast ihn vor aller Welt vorgeführt und erpresst, Geta ist unter seinem Dach gestorben, deine Richterin hat ihm einen Dolch ins Hinterteil gerammt, er hat Otachars Kriegskasse, die er gut hätte brauchen können, nicht bekommen, seine schönen Pläne für Tricontium haben sich in Luft aufgelöst, sein auserkorener
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