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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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selbstverständlich Trost zu spenden.
    »Es tut mir sehr leid; ich war dumm und unbedacht«, hatte er zögerlich gesagt, als sie auf den Medicus gewartet hatten.
    »So?«, hatte Theodulf nur zur Antwort gegeben, aber eher gleichgültig als vorwurfsvoll geklungen; auch alle weiteren Versuche seines Sohnes, ein Gespräch mit ihm anzuknüpfen, hatte er beharrlich zum Scheitern gebracht, womöglich noch nicht einmal absichtlich.
    Ardeija war fast froh, noch einmal unter das Bett kriechen zu müssen, um die Teeschalen hervorzuholen, denn wenigstens hatte er so die stumme Gestalt, die es ihm so schwer machte, nicht mehr vor Augen. Vielleicht wäre es ohnehin das Beste gewesen, eng zusammengerollt hier unten zu bleiben, bis sein Unwohlsein vorüber war.
    »Ist der Stein wichtig?«, fragte er stattdessen, indem er sich, die bedenklich schwankenden Schalen in einer Hand, wieder aus der sicheren Höhle hinausschob und zu Theodulf emporsah.
    Der Blick, den er auffing, war recht hilflos. »Stein?«
    »Stein, ja.« Er hatte sich zu rasch aufgerichtet; eine neuerliche Welle des Schwindels und der Übelkeit zwang ihn, sich neben Theodulf zu setzen. »Ihr müsst doch wissen, dass Ihr einen Stein unter Eurem Bett habt.«
    Theodulf begann zu lachen.
    Ardeija wäre beinahe erschrocken wieder aufgesprungen, nicht allein, weil er hier und jetzt nicht mit großer Heiterkeit gerechnet hatte. Er hatte nie darüber nachgedacht, dass unter der gewohnten äußerlichen Kälte und Härte auch viel Harmloses liegen mochte, das ebenso rasch hervorbrechen konnte wie Zorn oder Abscheu.
    »Den könnt Ihr hierlassen«, sagte Theodulf endlich. »Er dient nur dazu, die Tür offen zu halten. Im Sommer kann es hier oben stickig und erstaunlich warm werden, wenn man Tür und Fenster nicht weit aufreißt, und ohne den Stein fällt die Tür zu; so einfach ist das. Ich werde ihn wohl kaum noch brauchen, ganz gleich, wo ich nun hingehe, und wenn doch, dann werde ich einen anderen finden. Es gibt viele Steine.«
    Ardeija hatte, ohne aufzustehen, nach einem der Hemden gegriffen und begonnen, die Teeschalen einzuwickeln. »Seid Ihr Euch sicher? Wenn Ihr ihn besonders gern mögt, nehme ich ihn mit. Nicht, dass Ihr später in Aquae traurig seid, wenn Ihr ihn nicht mehr habt.«
    »In Aquae werde ich anderes zu bedenken haben.«
    »Immerhin werdet Ihr dort in Sicherheit sein, bis es Euren Händen wieder gut geht.« Obwohl sie sich wohl beide keine falschen Vorstellungen darüber machten, hatte Ardeija nicht das Herz, auszusprechen, dass eine vollständige Heilung kaum zu erwarten war. »Ich weiß eine gute Ärztin, die sich um Euch kümmern kann, und überhaupt werdet Ihr versorgt sein, ganz gleich, ob ich in Aquae bleiben kann oder auf die Suche nach Frau Herrad gehen muss.«
    Theodulf schüttelte den Kopf. »Es ehrt Euch, dass Ihr mir helfen wollt, doch Ihr tätet besser daran, mich in einer bezahlbaren Herberge abzuladen und Euch dann aus allem weiteren herauszuhalten. Was Ihr getan habt, vergisst Asgrim vielleicht mit der Zeit, besonders, da er manchmal ein gewisses Verständnis für tollkühne Torheiten aufbringt. Was ich getan habe, wird er dagegen nie vergessen, und ich werde gewiss noch von ihm hören.«
    Das klang nicht nach günstigen Aussichten; Ardeija wünschte sich mehr denn je, brav unter dem Bett geblieben zu sein. »Ihr habt allen Grund, mir Vorwürfe zu machen«, sagte er, »aber Ihr solltet mir dennoch nicht unterstellen, dass ich meinen Vater im Stich lassen würde.«
    »Ihr glaubt mir also mittlerweile.«
    Ardeija musste sich zwingen, Theodulf anzusehen, statt sich angelegentlich damit zu befassen, den roten Kasten ebenfalls in ein Hemd einzuschlagen. »Ich glaube Euch; aber das ist unerheblich. Ihr habt mich gerade eben vor drei Zeugen anerkannt … Was rede ich, vor weit mehr als drei Zeugen! Wenn meine Mutter keine begründeten Einwände vorbringt, seid Ihr damit von Rechts wegen mein Vater, ob ich Euch nun haben will oder nicht. Die Stiefel da unten sollen auch mit, nicht wahr?«
    »Packt ein, was Ihr wollt, aber hört mir jetzt zu.« Theodulf war aufgestanden; es lag ein eigenartiger Ernst in seiner Stimme. »Es ist anständig von Euch, alle Bedenken beiseitezuwischen, doch zugleich ist es sehr leichtfertig. Ich habe den Eindruck, dass Ihr nicht ahnt, in was Ihr hier hineingeraten seid.«
    »Dann sagt es mir.« Ardeija schnürte das Bündel fest zu und sah abwartend auf.
    Theodulf schien kurz zu zögern. »Es bietet sich kaum an, hier und

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