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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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hinüberzuschießen und durch das leicht geöffnete Fenster neben der Tür ins Innere zu verschwinden.
    Diese unerwartete Wendung brachte Ansgar aus der Fassung.
    »Du hättest ihn festhalten sollen!«, sagte er anklagend, während er sich rasch hinter dem Schuppen eines Nachbarn in Sicherheit brachte, um vor neugierigen Blicken aus Asris Haus geschützt zu sein. »Du wusstest doch, dass er dem Mann gehört hat, der dort untergekrochen ist!«
    Wulfila hätte ihn darauf aufmerksam machen können, dass einem ein Drache nicht wirklich gehören konnte, doch für solche Feinheiten wäre Ansgar vermutlich unempfänglich gewesen.
    »Besser hätte es doch nicht gehen können!«, sagte er also nur. »Was wollt Ihr? Der Drache ist hineingelaufen, gut. Damit habe ich doch eine Entschuldigung, einfach hinzugehen und nach meinem Drachen zu fragen. Und wenn der Mann, den ich im Kerker Eures Herrn getroffen habe, dort ist, können wir ein fröhliches Wiedersehen feiern und ich kann in aller Ruhe Nachforschungen anstellen.«
    Obwohl er recht stolz auf diesen Plan war, wenn auch aus anderen Gründen als den offen genannten, war es seltsam, gerade dafür einen anerkennenden Blick zu ernten, der allerdings von nur bedingt schmeichelhaften Worten begleitet war. »Vielleicht hat mein Herr doch Recht und du wirst nützlich sein.«
    »Euer Herr versteht sich eben darauf, fähige Leute auszuwählen.«
    Die Ironie war offensichtlich verschenkt, die Herablassung, mit der er gesprochen hatte, jedoch nicht, und so war er höchst dankbar dafür, nun einen guten Grund zu haben, sich vorerst aus Ansgars Reichweite zu entfernen.
    Niemand öffnete auf sein Klopfen hin, doch die Hintertür war nicht verschlossen. Wulfila nahm sich vor, Ardeija sacht darauf hinzuweisen, dass der Hauptmann der Wachen einer Richterin seine Mutter eigentlich zu größerer Vorsicht vor Dieben hätte mahnen sollen, und schob Wulfin ins Haus, bevor er selbst eintrat, nur, um sich zu wünschen, er hätte die Tür nicht so voreilig geöffnet. Doch wie hätte er vorausahnen können, was er vorfinden würde?
    Es war schlimm genug, in ein Zimmer zu kommen und dort einen Feind anzutreffen, doch noch weitaus schlimmer, wenn eben dieser Feind nicht nur hilflos war, sondern in einen Winkel gekauert weinte und auch allen Grund dazu hatte.
    Wulfila wollte eigentlich kein Mitleid mit Asgrims entlassenem Schwertmeister haben. Der Mann hatte ihn nicht nur geohrfeigt, was vielleicht noch erklärlich war; er hatte es auch offensichtlich volle zweiunddreißig Jahre lang nicht für notwendig gehalten, seinen Sohn auch nur darüber in Kenntnis zu setzen, in welchem Verhältnis sie zueinander standen. Nun aber waren seine Hände verbunden, zu dick, als dass es sich nur um eine Kleinigkeit handeln konnte, und Wulfila ahnte gut genug, was das bedeutete. Für eine Weile, wenn nicht gar für immer, würde Theodulf auf die Unterstützung eines gewiss nicht sehr geliebten und liebenden Sohnes angewiesen sein, vielleicht gar auf die einer Frau, die er aller Wahrscheinlichkeit nach verlassen hatte, als sie schwanger gewesen war, und die Dankbarkeit für Ardeijas Befreiung würde kaum alle bösen Gedanken aus vergangenen Tagen vertreiben.
    Gjukis Erscheinen musste Theodulf zwar gewarnt haben, dass er bald Gesellschaft bekommen würde, doch konnte er allenfalls mit Ardeija gerechnet haben, und viel Zeit, die Tränen abzuwischen, war nicht geblieben. Wäre Wulfila an der Stelle des Schwertmeisters gewesen, hätte er das Unglück, in diesem Augenblick der Schwäche von jemandem überrascht zu werden, von dem wenig Verständnis zu erwarten war, wohl als demütigender empfunden als alles Übrige.
    Kurz las er denn auch Scham und fast etwas wie Angst in Theodulfs Augen, doch dann schien Ardeijas Vater sich darauf zu besinnen, dass nicht er derjenige war, der sich etwas vorzuwerfen hatte.
    »Was wollt Ihr?«, fragte er knapp, und vielleicht hätte er seine Stimme auch nicht für einen längeren Satz beherrschen können. Allerdings kam er erstaunlich geschmeidig auf die Füße und stand, noch bevor er eine Antwort erhalten hatte, genau dort, wo er Wulfila am meisten im Weg gewesen wäre, hätte er vorgehabt, auf den Hof und in die Werkstatt vorzudringen. Vermutlich hätte Theodulf einen Kampf zum jetzigen Zeitpunkt verloren, doch lebenslange Gewohnheiten ließen sich schlecht ablegen, so fehl am Platze sie auch in diesem friedlichen Raum wirken mochten, dem man anmerkte, dass er ganz Asri gehörte, von dem

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