Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Sherban registrierte wie in Trance, dass sich auf der Beifahrerseite des Geländewagens die dunkle Scheibe langsam nach unten senkte und der Lauf eines Gewehrs auftauchte. Wie paralysiert starrte er in eine kreisrunde Mündung, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen oder einfach nur auf das Gaspedal zu steigen, um der Bedrohung zu entrinnen. Die Zeit schien stillzustehen und als der gelbe Mündungsblitz aus dem Lauf fauchte, wunderte sich Sherban noch darüber, wie lange es dauerte, bis die Scheibe auf seiner Fahrerseite mit einem lauten Knall in tausende kleine Teile zersplitterte.
Als Sherban erwachte, war ihm fürchterlich kalt. Die Kälte kroch von dem Steinboden hoch, durch seine Haut hindurch und verwandelte seinen Körper in einen Eisblock. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, die ihn umgab. Er versuchte einen Arm zu heben, doch das war nicht möglich, denn er war mit einem eisernen Ring am Boden fixiert. Auch der andere Arm ließ sich nicht bewegen, ebenso wenig die Beine. Mit einer großen Kraftanstrengung hob er den Kopf und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass er völlig nackt auf dem Steinboden in einem undefinierbaren Gebäude lag. Irgendwo entfernt hörte er leises Scharren und ein dumpfes Hecheln, ansonsten war es gespenstisch still.
Irgendetwas stimmte nicht mit seiner Haut. Er war zwar nackt, das konnte er fühlen, trotzdem war seine Haut mit etwas Kaltem bedeckt, mit etwas, das einen intensiven Geruch verströmte. Einen Geruch nach frischem Fleisch. Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Auch hatte er keine Ahnung, wo er war oder wie er hierher gekommen sein konnte. Alles, woran er sich noch erinnerte, war die zersplitternde Scheibe und der brennende Schmerz, den er verspürt hatte. Dann war es schwarz geworden, bis jetzt.
Denn jetzt zerschnitt ein schmaler Lichtstrahl die Dunkelheit und er hörte Schritte, Winseln und hektisches Getrappel. Sherban schloss die Augen und erinnerte sich an die Zelle in dem Gefängnis in den Karpaten, an das Taubenpärchen, das ihn vor dem Verrücktwerden gerettet hatte. Aber er wusste, dass ihn jetzt nichts mehr retten würde und sein Herz schlug wie verrückt, weil er sich vor den Schmerzen fürchtete. Der Lichtstrahl fuhr langsam und tastend über seinen Körper, der jetzt nicht mehr eiskalt war, sondern vor angstvoller Hitze glühte.
Der grelle Strahl der Taschenlampe traf ihn mitten ins Gesicht und blendete ihn, so dass er die Augen schloss. Irgendein Tier schnüffelte an seinen Fußsohlen herum, aber mehr noch erschreckte ihn die Stimme, die jetzt dicht neben seinem Kopf erklang.
„Sherban, wir sind die Könige von Bratislava. Erinnerst du dich noch daran?“, hörte er Danilowitsch den Russen. „Möchtest du wissen, wie es meinem Ohr geht? Komm, ich zeige es dir!“
Der Strahl der Lampe schwenkte von Sherbans Gesicht weg und beleuchtete ein mit Heftpflaster verklebtes, verstümmeltes Ohr. „Sieht nicht gut aus, was meinst du? Die Ärzte sagen, ich werde auf diesem Ohr nie wieder hören können. Dein Knochenmesser hat das Trommelfell durchstoßen. Das war dein erster Fehler!“ Der Strahl der Lampe glitt wieder über Sherbans Körper und verharrte auf seinem vernarbten Oberkörper.
„Die Bullen haben dich in meinem Club aufgespürt. Das war Fehler Nummer zwei. Ich kann unmöglich mit Leuten zusammenarbeiten, die ständig Fehler machen, das verstehst du doch. Du und der Österreicher, ihr seid einfach zu anstrengend geworden. Deshalb muss ich dir eine Lektion erteilen.“
Sherban hörte Danilowitsch leise in sich hineinlachen.
„Ich habe lange über die Art der Bestrafung nachgedacht. Soll ich dich erschießen? Nein, das wäre zu primitiv. Foltern? Wozu sollte ich mir die Hände an dir schmutzig
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