Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Braun registrierte den konspirativen Blick, mit dem sich Dimitri mit Gruber verbünden wollte, nach dem Motto: Wir beiden Schöngeister gegen diesen Proleten.
„Kannten Sie Tim Kreuzer näher?“, fragte Gruber dann zuckersüß. „Ich meine näher als die übliche Lehrer-Schüler-Beziehung. Vielleicht waren Sie ja auch irgendwann auf einen Drink mit ihm und haben über private Dinge geplaudert.“
„Worauf wollen Sie hinaus? Ich kannte Tim Kreuzer nur sehr flüchtig. Er war selten in der Schule und wir hatten wenig miteinander zu tun. Nein, ich habe nie mit Tim Kreuzer Champagner getrunken und schon gar nicht mit ihm über Privates geredet. Wie schon gesagt, wir standen uns nicht sehr nahe!“
Ein Ohrläppchen schien Dimitri zu jucken, denn er kratzte sich diskret. Doch Braun hatte es sehr wohl registriert. Diesmal war es keine glatte Lüge, sondern nur die Unwahrheit. Tja, die verräterische Körpersprache ließ man häufig außer Acht, ein Fehler. Braun war wieder am Zug.
„Warum lügen Sie uns an?“ Er schnellte aus seinem Stuhl hoch und baute sich direkt vor Dimitri auf.
„Gruber, das iPad!“, schnauzte er, schnippte mit seinen Fingern, ohne dabei Dimitri aus den Augen zu lassen.
Als Gruber ihm das iPad gereicht hatte, öffnete Braun das Fotoarchiv und tippte auf ein Bild, das Gruber auf der Fahrt nach Gmunden im Internet gefunden und ihm gezeigt hatte: Ein dünner, kleiner Mann, der seine dichten schwarzen Haare streng nach hinten gekämmt hatte, einen schwarzen Rollkragenpullover und weite schwarze Hosen trug, reckte sich zu Tim Kreuzer hoch und drückte ihm gerade einen Kuss auf den Mund. Eine seiner schwarz behandschuhten Hände schien Tims Wange zu streicheln, mit der anderen fuhr er Tim durch die aufstehenden glänzenden Haare. Am auffälligsten aber war seine Taille, die schmal wie die eines Magermodels war und den Körper des Mannes grotesk in zwei Teile abschnürte. Alleine deswegen war jeder Zweifel ausgeschlossen: Der kleine Mann auf dem Foto war Dimitri di Romanow.
„Nun?“ Braun hielt Dimitri das Display unter die Nase. „Nun?“, wiederholte er, ging wieder zu seinem Stuhl zurück, ließ sich hineinfallen, dass es nur so krachte. „Beginnen wir also nochmals von vorne.“
„Ja, ich kannte Tim näher!“ Dimitris Stimme bekam plötzlich einen volleren Klang, wurde selbstbewusster.
Jetzt war es an Braun, irritiert zu sein, normalerweise brachen Verdächtige zusammen, wenn man sie einer Lüge überführte. Doch bei Dimitri war es anders.
„Das kann jemand wie Sie nicht verstehen, aber Tim und ich waren Geistesverwandte.“ Er legte alle verfügbare Verachtung in seine Stimme und der Blick, mit dem er Braun von oben bis unten musterte, signalisierte, dass er am liebsten vor Braun auf den Boden gekotzt hätte.
„Geistesverwandte! Dass ich nicht lache!“ Braun schüttelte seinen Kopf. „Hatten Sie ein Verhältnis mit Tim Kreuzer? War er ihr Freund?“
„Was erlauben Sie sich!“, schrie Dimitri aufgebracht und warf gleichzeitig einen hilfesuchenden Blick zu Gruber, der sich zurückhielt und eine neutrale Miene aufsetzte. „Sie müssen sofort alles in den Schmutz ziehen! Wie sich das aus Ihrem Mund anhört: Verhältnis! Das hätten Sie wohl gerne mit Ihrer kleinen, schmutzigen Fantasie, dass wir es den ganzen Tag getrieben hätten! Was verstehen Sie als dummer Polizist schon von Liebe!“
„Ahhh!“ Braun war so schnell auf den Beinen gewesen, hatte Dimitri an seinem Zopf blitzartig nach hinten gerissen, dass dieser mehr vor Überraschung als vor Schmerz aufschrie.
Die ganze Aktion hatte sich innerhalb weniger Sekunden abgespielt und selbst Gruber hatte nicht alles mitbekommen. Doch schon hatte Braun den Zopf losgelassen, umfasste jetzt Dimitris Hände, die
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