Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
der verschwindet, gibt es das Problem auch nicht“, schlug Petrovic vor.
„Ja, das stimmt“, pflichtete ihm Drakovic bei. „Üzkül ist die Schwachstelle. Üzkül will seine Haut retten und wird auspacken, da bin ich sicher.“
„Wann soll ich ihn umlegen?“, fragte Petrovic und war dabei ganz in seinem Element. Er klopfte sich auf die diskrete Ausbuchtung, die seine Pistole im Schulterhalfter auf der linken Seite seines Sakkos machte.
„Immer langsam! Zuerst denken, dann handeln“, wies ihn Drakovic zurecht. „Wenn Üzkül ermordet wird, haben wir die ganze Türkenmafia am Hals. Die lassen nicht locker: Ehre, Blutrache, die kennen kein Pardon.“ Er verschränkte wieder seine Hände, stützte sein fleischiges Kinn darauf und versank erneut in nachdenkliches Schweigen.
„Was machen wir mit der Spur, die nach Kroatien führt?“ Petrovic schüttelte den Kopf, er merkte, dass sie im Augenblick nicht weiterkamen und wechselte daher das Thema.
„Kroatien?“, fragte Drakovic und schreckte aus seinen Gedanken hoch.
„Die Spur, die uns Nemec vor ein paar Tagen in Prag aufgrund meiner vertrauensbildenden Maßnahmen geflüstert hat“, grinste Petrovic. „Der Kroate. Wir wissen ja, wen er damit gemeint hat!“
„Der läuft uns nicht weg“, sagte Drakovic und verzog ärgerlich seinen Mund. „Ein paar Tage früher oder später sind doch egal. Deswegen wird Milan auch nicht mehr lebendig! Wir müssen uns vorrangig um unsere aktuellen Probleme kümmern!“
Petrovic nickte zustimmend. Abrupt stand Bogdan Drakovic auf, knöpfte sein doppelreihiges Sakko zu und sagte: „Ich muss nachdenken. Ich muss intensiv nachdenken, damit wir eine Lösung finden.“ Er riss die stählernen Flügeltüren auf und trat hinaus auf die Galerie.
„Ich muss nachdenken! Ich muss nachdenken!“, wiederholte er ständig auf dem Weg in sein Büro.
Die Glasplatte des riesigen Schreibtischs blitzte im Sonnenlicht, das durch die Schießschartenfenster hereinstrahlte, doch Bogdan Drakovic hatte kein Auge für das ästhetische Wechselspiel aus Licht und Schatten. Er beugte sich über seinen Schreibtisch und zerteilte mit seiner schwarzen Kreditkarte das weiße Pulver auf der rechteckigen Silberplatte zu zwei exakt gleich langen Straßen. Mit einem silbernen Röhrchen schnupfte er gierig die zwei Linien auf, wartete kurz, bis die Droge in seinem Hirn angelangt war. Das unverschnittene Koks explodierte förmlich in seinem Schädel, verwandelte Bogdan Drakovic von einem Defensivspieler in einen Stürmer, in einen Master of the Universe, einen Leitwolf, dessen Gedanken messerscharf auf den Punkt kamen und für den Probleme nicht existierten.
„Probleme existieren nicht!“, röhrte er und streckte seine Arme mit krallenartig gespreizten Fingern in die Höhe, als wollte er die Decke seines Büros herunterreißen, auseinanderbrechen, um den nackten Himmel zu sehen. Er wollte die Luft einer brutalen Wildnis einatmen, in der nur der Stärkere eine Überlebenschance hat.
Bogdan Drakovic war der Stärkere und er hatte eine Idee. Eine Idee, wie er den Polizisten und seinen Partner Üzkül Bordar für immer vernichten konnte. Eine Idee, mit der er genial unter Beweis stellen würde, dass es nur einen Master of the Universe geben konnte. Eine Idee, die seine Überlegenheit widerspiegelte. War es zuerst nur ein kurzes, fragmentarisches und euphorisches Aufblitzen, so formte sich seine Idee nach und nach zu einem Plan, bei dem es nur einen Gewinner geben konnte – Bogdan Drakovic.
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