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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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zeigten ihr die Jemezberge, wo sie vor einem ganzen Leben aus dem Regen hereingetaumelt war, gleich nach Jeffs Tod, als Mrs. Canapelli sie in den wärmenden Schutz des Jahres 1943 hereingewinkt hatte.
    Warum konnte sie also nicht einfach alles zu Ende leben, wie ein ganz normaler Mensch? Vergessen, die Welt zu verändern – schließlich wusste sie doch bereits, dass das Leben viel komplizierter war, als sie ihm das zugetraut hätte. »Du musst tun, was du tun musst. Und zum Teufel mit den Folgen«, hatte Ted Walblaken gesagt. Lebte er überhaupt in dieser Zeitlinie? Wahrscheinlich war er noch ein Baby. Der Gedanke ließ sie frösteln.
    Manche Dinge mussten unveränderbar sein, ganz gleich, welche Mühe sie sich auch gab, sie zu ändern. Aber war der Krieg eines dieser Dinge? In ihren Gedanken bezeichnete sie ihn bereits nicht mehr als Zweiten Weltkrieg. Hatte sie vielleicht unerklärliche Kräfte in Bewegung gesetzt, die sich nicht mehr aufhalten ließen? Was war denn, wenn Deutschland wirklich diesen Krieg gewann? Das schien in Anbetracht der letzten Ereignisse und nach den Bildern in den Wochenschauen nicht möglich. Aber was war, wenn die Ereignisse später sich zum Schlechten wendeten? Was war, wenn der Kalte Krieg schlimmer wurde und die Kubakrise zu einem richtigen Atomkrieg eskalierte? Was war, wenn die Welt nicht überlebte, die Tage von Glasnost und Perestroika nicht mehr erlebte, nicht mehr sah, wie die Berliner Mauer fiel und der Ostblock zerbrach?
    Der Gedanke munterte sie nicht auf, aber sie war außerstande, das, was sie einmal in Bewegung gesetzt hatte, wieder zu ändern. Sie beugte sich vor, um ihre Taschen aufzuheben, wusste weniger denn je, was sie eigentlich tun wollte. Mrs. Canapelli öffnete die Tür, als Elizabeth davorstand.
    »Schön, dass Sie wieder da sind, Liebes. Willkommen. Sie wirken ja völlig erschöpft. Kommen Sie doch rein und nehmen Sie ein Bad und stellen Sie die Füße eine Weile ins warme Wasser. Um die Tageszeit gibt es, glaube ich, welches.« Sie beugte sich vor, um Elizabeth mit ihrem Gepäck zu helfen und fing dann in ihrem üblichen Tempo zu reden an.
    »Seit Sie hier weg sind, hat sich alles rasend schnell entwickelt. Im ganzen Projekt sind alle schrecklich nervös, weil bald etwas geschehen wird. Ich nehme an, uns steht ein großer Höhepunkt bevor, und das bald.« Als Elizabeth drinnen war, hörte Mrs. Canapelli plötzlich zu plappern auf. Sie zog einen Umschlag aus der Schürzentasche.
    »Das hätte ich beinahe vergessen. Dr. Feynman hat das heute Morgen gebracht und gesagt, ich soll es Ihnen unbedingt sofort geben. Er wusste, dass Sie heute zurückkommen würden.«
    Elizabeth öffnete den Umschlag mit zitternden Händen. All die Selbstzweifel und Sorgen, die sie gerade noch gequält hatten, waren wie weggeblasen. Sie sah Feynmans vertrautes Gekritzel, das ihr nach den vielen Schriftstücken, die sie für ihn abgetippt hatte, keine zu große Mühe bereitete:
Elizabeth,
wenn Sie diese Zeilen bekommen, sind wir bereits zum Testgelände unterwegs. Ich habe mir erlaubt, Ihre Sicherheitsfreigabe nach Trinity zu schicken; bitte, kommen Sie, sobald Sie können. Oppie hat Ihre Anwesenheit genehmigt. Schließlich war die Implosion Ihre Idee!
Dick
    Mrs. Canapelli schob eine Augenbraue hoch, als Elizabeth aufblickte. »Also? Alles in Ordnung?«
    Sie wusste selbst nicht recht, ob sie jetzt stolz auf sich war oder angewidert von dem, was sie getan hatte. Schließlich war es Ihre Idee! Aber man hatte sie eingeladen, dem Test beizuwohnen, und wenn das Testgerät funktionierte, würde das Ende des Krieges mit Deutschland nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Elizabeth lächelte, behielt aber für sich, was auf dem Blatt stand. »Ja, alles in Ordnung.«
    Graham Fox arbeitete auf dem Trinity-Gelände bis in die späten Nachtstunden hinein, aber das war nichts Ungewöhnliches. Alle arbeiteten bis spät in die Nacht, jede Nacht, manchmal bis vier Uhr morgens, um dann ins Bett zu torkeln und drei Stunden später wieder aufzustehen und weiterzumachen. Der Termin nahte, und Ausreden wurden nicht akzeptiert. Fox war einen Augenblick ins Freie gegangen, starrte zu dem unendlichen Sternenhimmel auf und spürte die kalte Herbstluft im Haar – das half, Klarheit in seine Gedanken zu bekommen und ihn in seinem Entschluss zu bestärken und sich dann wieder dem zuzuwenden, was er tun musste.
    Als der letzte Techniker die hölzernen Stufen des Turms hinuntergeklettert war, arbeitete Fox noch

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