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Trinken hilft

Trinken hilft

Titel: Trinken hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxi Buhl
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wir draußen, und als unsere Wohnung für die Fülle von Büchern zu klein wurde, sahen wir uns nach einer geräumigeren Bleibe um.
    Wir kauften ein altes Fachwerkhaus mitten in der Stadt, zwischen Kinos, Galerien und Kleintheatern, ein Haus mit Patina und Würde. Kein exhibitionistischer Wintergarten, der Einbrecher anlockt, und auch keine Doppelgarage als Ikone einer geschwindigkeitsorientierten Religion. Es war bescheiden in seinen Ausmaßen, aber fantastisch im Detail. Tief hängende Deckenbalken und überall Nischen und Simse und Gefache, die zum Innehalten einluden und jede Art von Aktionismus im Keim erstickten. Der betagte Herr, dem wir das Haus abkauften, war in der fünften Generation Apotheker gewesen, ein Junggeselle ohne Nachkommen. Vielleicht ein besessener Alchimist, spekulierten wir, oder ein heimlicher Morphinist? Das krönte unser frisch erworbenes Domizil mit einer Aura von Geheimnis und Magie.
    »Wenn Sie wollen, überlasse ich Ihnen das Inventar«, bot er an, »denn ins Altersheim kann ich nichts mitnehmen.« Wir waren hingerissen von den blank polierten Arzneischränken mit ihren zahllosen Schubladen, vom Glockenklang ehrwürdiger Standuhren. Wir ließen uns Zeit bei der Ausgestaltung unseres Heims. Das Alter verlangt nach Behutsamkeit, auch die alten Dinge. Raum für Raum, Stück für Stück wollte mit Bedacht erfasst und zu einem harmonischen Ganzen geführt werden. Bis wir in den Keller vordrangen, sollten zwei wunderbare Jahre vergehen.
    Eines Tages, wir hatten zu Abend gegessen, Elmar mit seiner Vorliebe für ausgefallene Gerichte hatte Köstliches aufgetischt: Rehgeschnetzeltes mit braunen Champignons an Rosinenrahmsoße. Dazu hatten wir einen 2003er Valpolicella dekantiert und Mahlers Lied von der Erde in einer Besetzung mit Christa Ludwig gehört. Die warme Altstimme, das Kerzenlicht, der aus dem alpinen Boden hervorgezauberte Wein – das alles hüllte uns in eine romantische Stimmung, und so setzten wir den behaglichen Abend im Bett fort, ganz hingegeben an unser zweisames Glück, das uns keiner trüben konnte. Hinterher tapsten wir ins Badezimmer, versonnen ließ ich mich auf der Toilette nieder, während Elmar die Zahnpasta auf unsere beiden Zahnbürsten verteilte. Als ich an der Spülung zog, passierte es. Nämlich nichts. Nichts passierte.
    »Du, da kommt kein Wasser«, stellte ich fest. Meine Stimme hatte auf einmal den trockenen Klang der Nüchternheit.
    »Ach, schließ einfach den Deckel und lass es, wie’s ist«, meinte Elmar lakonisch, »wir sind doch unter uns.«
    »Kommt es am Waschbecken?«, wollte ich wissen.
    »Was?«
    »Na, das Wasser natürlich, was denn sonst?«, sagte ich unwirsch.
    »Ach so.« Er drehte den Hahn auf. Nichts. »Dann eben nicht!« Es schien ihn nicht zu beunruhigen. »Komm«, sagte er friedlich, »morgen ist auch noch ein Tag.« Schon wollte er mich sanft hinter sich her ins Schlafzimmer ziehen, aber ich blieb wie angewurzelt stehen.
    »Wenn kein Wasser kommt, stimmt was nicht«, appellierte ich an seinen Verstand, auf den er sich etwas zugutehielt. Man weiß, dass Rohrbrüche auch im virtuellen Zeitalter noch vorkommen, normalerweise allerdings bei den anderen. Sie bieten immer wieder Anlass für Gespräche unter Eigenheimbesitzern, an denen wir uns nie beteiligt haben, weil wir uns der Trivialität handwerklicher Themen ungern aussetzten. Und nun: »Haben wir eigentlich eine Rohrbruchversicherung?«, fragte ich Elmar. Sein erloschener Blick verriet mir, dass er meine Sorge um heraufziehendes Unheil ungern teilte.
    »Weiß ich nicht auf Anhieb«, gestand er und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften. »Wo sind eigentlich die ganzen Rohre?«, setzte er hilflos nach und erschrak selbst über seine Frage, als ahnte er in diesem Moment, dass nach rollenspezifischer Tradition von ihm eine gewisse Umsicht, wenn nicht sogar Tatkraft erwartet wurde. Denn die Haustechnik gehört noch immer zum männlichen Ressort, auch in Intellektuellenkreisen.
    »Hab noch keines gesehen, aber ich vermute, im Keller. Schauen wir mal nach«, schlug ich vor, warf mir einen Bademantel über und schlüpfte in Pantoffel.
    »Jetzt noch …?! Ich weiß nicht.« Er sah auf die Uhr. »Können wir das nicht morgen erledigen? Heute lässt sich sowieso nichts mehr in die Wege leiten.«
    »Wenigstens den Hauptwasserhahn sollten wir zudrehen«, sagte ich unduldsamer, als ich wollte. Es ärgerte mich, dass ich die Entscheidungen treffen musste, während er wie ein gerupfter Uhu zwischen

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