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Trinken Sie Essig, meine Herren: Werksausgabe Band 1, Prosa (German Edition)

Trinken Sie Essig, meine Herren: Werksausgabe Band 1, Prosa (German Edition)

Titel: Trinken Sie Essig, meine Herren: Werksausgabe Band 1, Prosa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniil Charms
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eine Bank, nahm meinen rechten Fuß in die Hand und zog ihn an mein Gesicht. Es gelang mir, meinen dicken Zeh zu küssen. Ich war glücklich.
    Ich verstand das Glück der anderen Menschen.
    Alle huldigten mir! Und nicht nur Menschen, sogar wilde Tiere, sogar verschiedene Käferchen krabbelten vor mir herum und wedelten mit den Schwänzen. Und erst die Katzen! Die waren einfach vernarrt in mich und liefen, die Pfoten irgendwie ineinander verschlungen, vor mir her, wenn ich durchs Treppenhaus ging.
    Zu der Zeit war ich wirklich sehr weise und verstand alles. Es gab nichts, was mich ratlos gemacht hätte. Eine Minute der Konzentration meines ungeheuren Verstands, und die schwierigste Frage löste sich auf die einfachste Weise. Man brachte mich sogar ins Gehirnforschungsinstitut und führte mich den gelehrten Professoren vor. Die maßen elektrisch meinen Verstand und waren einfach platt. »Wir haben noch nie etwas dergleichen gesehen«, sagten sie.
    Ich war verheiratet, sah meine Frau jedoch selten. Sie hatte Angst vor mir: Mein kolossaler Verstand erdrückte sie. Sie lebte nicht, sie zitterte, und wenn ich sie ansah, bekam sie einen Schluckauf. Wir lebten lange zusammen, aber dann muss sie wohl irgendwohin verschwunden sein; ich weiß es nicht mehr genau.
    Ich war immer gerecht und habe nie jemanden ohne Grund geschlagen, denn wenn man jemanden schlägt, dann verliert man jedes Mal den Kopf und kann es leicht zu weit treiben. Kinder zum Beispiel soll man nie mit einem Messer oder überhaupt mit Metallgegenständen schlagen, Frauen dagegen sollte man niemals treten. Tiere, so heißt es, sind zäh. Aber ich habe auf diesem Gebiet Erfahrungen gesammelt und weiß, dass das nicht immer der Fall ist.
    Dank meiner Biegsamkeit konnte ich Dinge tun, die sonst niemand tun konnte. Einmal zum Beispiel fischte ich sogar mit der bloßen Hand aus dem extrem gebogenen Abflussrohr eines Klosetts den zufällig dort hineingefallenen Ohrring meines Bruders heraus. Ich konnte zum Beispiel in einen vergleichsweise kleinen Korb kriechen und den Deckel über mir zumachen.
    Ja, natürlich, ich war einfach phänomenal!
    Mein Bruder war das vollkommene Gegenteil von mir: Erstens war er größer und zweitens dümmer. Mein Bruder und ich waren nie Freunde. Obwohl, eigentlich waren wir Freunde, enge sogar. Ich habe hier etwas verwechselt: Gerade mit meinem Bruder war ich nie befreundet, sondern immer zerstritten. Und zerstritten haben wir uns so: Ich stand vor einem Geschäft; dort wurde Zucker ausgegeben, und ich stand in der Schlange und bemühte mich, nicht zu hören, was um mich herum gesprochen wurde. Ein Zahn tat mir ein bisschen weh, und meine Laune war nicht die beste. Draußen war es sehr kalt, denn alle trugen wattegefütterte Pelzmäntel und froren dennoch. Auch ich hatte so einen wattege fütterten Pelzmantel an, aber ich fror nicht besonders, nur meine Hände waren kalt, denn ich musste sie immer wieder aus den Taschen nehmen und den Koffer zurechtrücken, den ich zwischen die Beine geklemmt hatte, damit er sich nicht selbstständig machte. Plötzlich haute mir jemand auf den Rücken. Mich überkam eine unbeschreibliche Empörung, und ich überlegte blitzschnell, wie ich den Schuldigen bestrafen konnte. In dem Moment wurde ich zum zweiten Mal auf den Rücken geschlagen. Ich war auf der Hut, beschloss aber, den Kopf nicht umzudrehen und so zu tun, als hätte ich absolut nichts bemerkt. Ich nahm lediglich für alle Fälle den Koffer in die Hand. Etwa sieben Minuten vergingen, und ich wurde zum dritten Mal auf den Rücken geschlagen. Da wandte ich mich um und erblickte vor mir einen großen, älteren Mann in einem ziemlich abgetragenen, aber immer noch guten wattegefütterten Pelzmantel. »Was wollen Sie von mir?«, fragte ich ihn mit strenger und sogar leicht metallisch klingender Stimme. »Warum drehst du dich auch nicht um, wenn man dich anspricht?«, sagte er.
    Ich dachte noch über die Bedeutung seiner Worte nach, als er wieder den Mund aufmachte und sagte: »Das gibt’s doch nicht! Erkennst du mich etwa nicht? Ich bin doch dein Bruder.«
    Ich dachte wieder über seine Worte nach, und er machte erneut den Mund auf und sagte:
    »Hör mal, Bruder. Mir fehlen noch vier Rubel für den Zucker, aber jetzt aus der Schlange wegzugehen, wäre ärgerlich. Pump mir doch fünf Rubel, ich zahl sie dir später zurück.«
    Ich dachte gerade darüber nach, warum dem Bruder wohl vier Rubel fehlten, da packte er mich am Ärmel und sagte: »Also was

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