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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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aufschlugen, erlaubte es Courvenal sogar, dass Tristan Nella zu ihnen ans Feuer holte. Tristan rief die Hündin, die bislang immer einen gehörigen Abstand zu den Pferden gehalten hatte. Jetzt näherte sie sich dem Feuer, indem sie sich auf den Boden niederließ und sich mit den Vorder- und Hinterbeinen voranzog und abstieß, kriechend wie ein Vasall, der sich etwas hatte zuschulden kommen lassen.
    Dieses Verhalten machte Courvenal ganz wirr, er hatte etwas Derartiges bisher nur bei königlichen Hunden erlebt, die von den Dresseuren wie Untertanen zu absoluter Folgsamkeit erzogen worden waren. Courvenal glaubte nicht an Zauberei und Verwünschungen, wusste aber, wie sich hinter Liebedienerei oft Heuchelei versteckte. In der Geschichte der Römer gab es genügend Beispiele dafür, dass sich der beste Freund als schlimmster Feind entpuppte und der Bruder zum Mörder des Bruders geworden war. Auch hatte er davon gehört, dass keltische Druiden die Macht besitzen sollten, ihre Verwünschungen in die Seelen und Augen der Tiere einzupflanzen, um sie zu ihren Gehilfen zu machen. Vielleicht war diese Nella ein Späher der eruischen Macht?
    Wer den Feind im Auge behält, kann ihn besser bekämpfen, dachte Courvenal und sah geduldig und zugleich misstrauisch mit an, wie die Hündin an den Lagerplatz herankroch und sich leise winselnd und dessen Hände leckend neben Tristan legte. Tristan strahlte seinen Lehrer an und war ihm dankbar. Dieser Blick des Jungen zerstreute seine Sorge, doch er konnte nicht vergessen, was er während des Aufenthalts in der Aachener Abtei in Erfahrung gebracht hatte.
     
    Vertrauen -115 - Etwas Heiliges
     
    Um von der Reichsstadt Aachen nach Conoêl zu reiten, brauchte es viele Tage. Der Überfall, den Courvenal und Tristan durch Glück oder auch nur einen Zufall überlebt hatten, war so schwerwiegend gewesen, dass Courvenal Rücksprache mit Rual und Floräte halten wollte. Also hatte er, kaum in Aachen angelangt, einen ausführlichen Bericht verfasst und einen Boten damit nach Conoêl geschickt. Er bat in dem Schreiben um Aufklärung darüber, warum man Tristan nach dem Leben trachten könnte, und auch darum, Personen ihrer confidentia, die Parmenien womöglich am Hofe der irischen Königsfamilie hatte, einzusetzen, um heimlich zu erfahren, warum Isolde oder Gurmûn den Tod des Knaben herbeiführen wollten - denn das war sein Verdacht, niemand anders als das Königshaus selbst konnte dahinterstecken. Die Weissagungen irgendwelcher Druiden erschienen ihm wie eine Geisterbeschwörung.
    Esgibtin unserer Welt, schrieb er an Rual, nur einen Geist, und das ist der Geist Gottes. Er ist mit Jesus, unserem Herrn, Mensch geworden, aber immer Geist geblieben. Geister hingegen sind Gebilde, die wir uns in <«sererphantasia vorstellen. Sie existieren nur in uns selbst und begegnen uns vor allem in der Nacht, wenn unsere Augen nicht sehen können. Eulen kennen keine Geister, nur die Maus, die glaubt, ihnen in der Finsternis zu entkommen. Ebenso wollen die Druiden, die sich die Nachtblindheit der Menschen zu eigen machen, am Tag gut zu essen bekommen.
    Außerdem hatte Courvenal geschrieben, dass er so lange in Aachen bleiben würde, bis er von Rual eine Antwort erhalten hätte. Tristan wäre währenddessen bei den Mönchen gut untergebracht und würde sich mit Lesen und Schreiben und der Buchmalerei beschäftig en.
    Ruals Antwort erreichte Courvenal gegen Ende des Monats. Es würde erzählt, hieß es in dem Brief, die Königin von Irland sähe in Tristan jemanden, der das Leben ihres einzigen Kindes bedrohe und dereinst Unglück über das Königshaus bringe. Von ausgesandten Häschern wisse man nichts. Es heiße auch, König Gurmûn würde von all den mairen nichts halten. Und die Druiden seien wohl nichts als gekaufte alte Männer, die der Königin nach dem Mund redeten.
    Setzt also Euren Weg fort in Gottes Namen, beendete Rual seinen Brief, und schickt mir bald einen neuen Bericht, um mir mitzuteilen, was Tristan in der Zwischenzeit gelernt hat. Vergesst bei allen Büchern und auch der Heiligen Schrift nicht, dass er ein Kämpfer ist und werden soll, um als mein Sohn eines Tages Parmenien zuführen, seine Geschicke zu leiten und ein guter Lehnsmann zu werden. Das Leben ist nur so lang, wie wir es als Glück empfinden, geboren worden zu sein.
    Nachdem Courvenal dieses Schreiben, dessen Existenz er Tristan verschwieg, gelesen hatte, war er zufrieden und beruhigt. Er erhielt es genau an dem Tag, als Tristan aus

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