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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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Courvenal gesagt. »Wenn dir Klugheit nicht hilft, benutze deine Kraft.« - Wie kam er jetzt darauf? Tristan drehte sich auf die andere Seite. In sich spürte er eine große Unruhe. Er brauchte den Schlaf und konnte ihn nicht finden. Als er die Augen aufschlug, war es immer noch finster um ihn herum. Er hörte sein Herz pochen. Noch nie hatte er eines Menschen Herz gesehen, nur das von Hirschen, Rehen, Hasen oder Rebhühnern. In Morolts Herz musste er sein Schwert stechen, das war seine Aufgabe. Und als er sich vorstellte, wie er das tat, und schon halb im Schlaf war, spürte er, dass er sich von dem Anblick des Sterbenden abwenden würde. Er würde ihn nicht ertragen. Doch wenn er es vollbracht hätte, würde ihn das Wohlgefühl der Genugtuung überkommen. Er würde …
     
    Nächte ~208~ Ein Schiff
     
    Es waren nicht die beiden Tage vor dem Kampf gegen Morolt, die sich für Tristan unauslöschlich in seine Erinnerung einbrannten, sondern die beiden Nächte, in denen sein Körper ausruhte, sein Geist ihn aber auf ungeheuerlichen Wegen in eine Welt schickte, die er zuvor nicht gekannt hatte. Was ihm des Nachts begegnete, war die reine Angst. Er erzählte Courvenal schon am nächsten Morgen davon.
    »Ich habe nicht wirklich geschlafen«, sagte er, »ich war wach und wie in einer anderen Welt gefangen.«
    »Du hast geträumt, mein lieber Tristan!«
    »Das waren keine Träume! Alles, was ich sah, befand sich so deutlich vor mir und war so naturelle, dass es keine Bilder gewesen sein konnten. Ich dachte nach im Schlaf, ich ritt auf meinem Pferd, ich führte die Lanze, bis mein Pferd in den Vorderhufen einknickte, ich stürzte, lag auf dem Rücken, Morolt stand neben mir und spießte mich auf, wie man mit einem Dolch ein Stück Fleisch aus einer Schüssel aufspießt.«
    »Ein Traumbild.« Courvenal lächelte, als wäre er damit zufrieden, dass Tristan ihm davon berichtete.
    »Aber ich hing vor seinem weit geöffneten Mund, war ganz klein geworden, klein wie eine gebratene Taube.«
    »Ein Traum!« Courvenal zuckte mit den Schultern. »Morgen wird das auch geschehen, nur andersherum.«
    »Nein, ich war dabei, ich habe es gesehen, mit offenen Augen!« Tristan wurde zornig. Er war von seinen Worten überzeugt.
    »Auch das ein Traum!« Courvenal wandte sich an Hench: »Bring das dritte Pferd, vielleicht hat es weniger Scheu vor den Strohgarben«, und wieder an Tristan gewandt: »Vor allem darfst du keine Angst bekommen, wenn er dich tatsächlich verletzt. Kämpfe einfach weiter, genauso wie du auch weitersingst, wenn du dich mal an deiner Laute verzupft hast, der falsche Finger auf der falschen Seite. Du weißt, was ich meine. Es ist dir schon manches Mal passiert. Du schüttelst den Kopf?«
    »Ja, doch, ja, du hast recht.«
    »Dann mach jetzt weiter! - Hench? Wo bist du?«
    Tristan übte auf dem Feld, das sie für ihn eingerichtet hatten, bis er völlig erschöpft war. Auch die Pferde waren abgekämpft. Eines, Arrow, wurde schließlich ausgewählt, um für den kommenden Tag, an dem der Kampf stattfinden sollte, auf die Insel gebracht zu werden. Da sich Courvenal und Marke über diese Auswahl einig waren, wagte Tristan nicht zu widersprechen. In der Nacht verfolgte ihn allerdings der Name, denn er hatte error verstanden. Mit einem Pferd, das »Irrtum« hieß, gegen Morolt anzutreten, konnte nur seine Niederlage bedeuten. Wie, grübelte er in der Nacht vor seinem Tod, denn er war sich sicher, am nächsten Tag sterben zu müssen - wie konnten seine besten Freunde, Courvenal und sein Oheim Marke, sich darauf einigen, ihn auf ein Pferd mit einem solchen Namen zu setzen? Hatten sie seinen Untergang beschlossen? Gab es eine Absprache mit Irland, mit der irischen Königin, sollte er ein Soldatenopfer sein, wie er es vom Schachspiel her kannte? Das Schachspiel! Warum kam es ihm erst jetzt in den Sinn? Er drehte sich auf seinem Lager hin und her. Das Pferd im Schachspiel! Deshalb hatten sie auf dem Übungsfeld so viele Strohhaufen aufgestellt, damit sich das Pferd nicht daran gewöhnte, wie beim Turnier immer geradeaus entlang der Barriere zu laufen. Ein Pferd springt! - das konnte er nicht träumen, das konnte kein Schlaf sein, in dem er bewusster war als am Tag, an dem ihm manchmal vor Müdigkeit die Augen zufielen.
    »Aufwachen!«, hörte er plötzlich Henchs Stimme. »Herr, Ihr müsst Euch ankleiden! Es sind nur noch sechs Glasstunden bis Sonnenuntergang. Alles steht bereit. Das Pferd, das Boot.«
    Das Pferd, der Tod - das war es,

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