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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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monotonen Laute nannte, ließ diesen Rhythmus in die Worte einfließen, die er sich dazu ausdachte, und befand sich plötzlich in einer ganz anderen Welt als der, in die Marke ihn hineinzwingen wollte. Doch er sagte schließlich auf dessen Drängen hin, ja, er komme zur Versammlung. Und dort geschah es.
    Tristan zeigte sich unbeteiligt gegenüber den Reden, die sich immer um dasselbe drehten: Es ging um Geld, um Macht, um den Bau von Schiffen, um Handelswege. Er hörte das alles nur mit einem Ohr an. Seine Gedanken waren damit beschäftigt, dieses neue Instrument, das Courvenal drum genannt hatte, musisch mit der Harfe zu vereinigen, das Zupfen der Saiten mit dem Schlagen einer gespannten Tierhaut. Wie könnte das gelingen? Es waren entgegengesetzte Bewegungen, die die Hände vollführen müssten. Wie erst sollte sich der Sänger dazu verhalten, der weder zupft noch schlägt, sondern die Luft aus seinem Körper beherrscht strömen lässt? Die Aufgabe, hierfür eine Lösung zu finden, schien ihm verlockend. Andere Worte, ein anderer Rhythmus, andere Inhalte, ein Voraussein - das schwebte ihm vor, ohne dass er es zugleich fassen konnte. Alles war ein Tun, kein Zustand. Doch konnte man das denken?
    »Sir Tristan, was haltet Ihr davon?«
    Tristan vernahm die scharfe Stimme von Baron Ferrow.
    »Wovon? - Was meint Ihr?« Er erschrak und wusste nicht, um welche Dinge es gerade ging.
    »Von dem Konflikt mit den Irländern, den nicht zuletzt Ihr selbst zu verantworten habt.«
    Nun waren einige Proteste anderer anwesender Barone zu hören, die aufgrund von Tristans mutiger Tat ihre Kinder vor der Sklaverei hatten retten können. Die Einwürfe gaben ihm Zeit, sich eine vernünftige Antwort zu überlegen. Hass, dachte er, ist nur durch Liebe zu überwinden. Das Zupfen und das Schlagen, fuhr er in Gedanken fort und sah dabei auf seine Hände, wie sie das sich Widersprechende durch Zupfen und drumben vereinen wollten - und faltete sie schließlich, um sie zu beruhigen, ineinander. Er nahm eine aufrechte Haltung auf seinem Sitz ein und sagte, indem er versuchte mit seinem Blick genau die Mitte des Kreises zu finden, in dem sie alle saßen: »Eine friedliche Lösung kann es nur geben, wenn mein Oheim, König Marke, die Tochter der irländischen Königin heiratet.«
    Auf diese Worte hin entstand in der Runde ein entsetztes Schweigen. Dann brach plötzlich Beifall los! Eine Königsheirat unter Feinden! Natürlich, das war des Rätsels Lösung.
    Courvenal, der hinter Tristan stand, legte ihm die Hände auf die Schultern, beugte sich zu ihm hinunter und flüsterte ihm etwas auf Lateinisch ins Ohr, das Tristan nicht verstand. Denn mit dem Beifall stürmten auch viele Fragen auf ihn ein, wie er sich das vorstelle, Marke könne doch nicht einfach so nach Irland aufbrechen und um die Hand der Königstochter bitten.
    »Natürlich nicht!« Jetzt hatte Tristan eine Lösung für den Widerspruch zwischen Zupfen und Schlagen! »Es muss einen Vermittler geben. Ich werde es sein, der für Marke um die schöne Isôt von Irland wirbt und sie nach Cornwall bringt! Und ihr alle werdet mich begleiten: auf einem Schiff, das voller Barone, Lords und Ritter ist!«
    Er spürte, dass Courvenal die Hände von seinen Schultern nahm, aber nicht wie eine Last, von deren Druck er sie befreien wollte, sondern es war eher wie das Zurücknehmen der Verantwortung, die nun auf Tristan lastete. Wieder beugte er sich zu Tristan hinunter und flüsterte ihm zu: »Ich komme mit«, und diesmal verstand ihn sein Schüler trotz des Stimmengewirrs, das im Saal entstanden war.
    Marke hob die Hand, Schweigen trat ein. Er sah Tristan an, seufzte und sagte: »Du sagtest …«, ein Zögern, er lehnte sich zurück: »Dann soll es so geschehen! Alle meine Lords werden dich begleiten und deinen Anweisungen Folge leisten.«
    Für kurze Zeit entstand wieder Stille im Saal. Dann brandeten die Gespräche erneut auf. Marke, Tristan und Courvenal entfernten sich aus dem Lärm der Worte. Im Flur gab Marke Befehle für die Bereitstellung eines großen Schiffes aus, des größten, das er besaß, und zog sich mit den beiden in seine Kemenate zurück, um Tristan zu fragen, was um Gottes willen er sich bei diesem Vorschlag gedacht habe.
     
    Im Gemach ~228~ Der Befehl
     
    »Wie bist du nur auf diesen Gedanken gekommen?«
    »Habt Ihr eine Harfe hier in Eurem Gemach?«, fragte Tristan zurück. »Eine Harfe?« Marke sah seinen Neffen verständnislos an. »Ja, dahinten steht eine. Was willst du

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