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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Allerdings wusste man im Königreich (genau wie in Samarschan) wenig über Zwerge. Die Gnome handelten gern mit Menschen und kämpften begeistert gegen sie, ließen sich jedoch nur selten in Städten nieder, noch seltener heirateten sie einen Menschen und quasi niemals baten sie einen Menschen in ihre unterirdischen Städte. Die wenigen genaueren Beschreibungen des Zwergenlebens und ihrer Bräuche nahmen sich allesamt recht überzeugend aus, widersprachen sich jedoch leider vielfach. So behauptete eine höchst renommierte Abhandlung, bei einer Begegnung mit feindlich gesonnenen Gnomen müsse man sich hinhocken, damit man kleiner als sein Gegenüber sei und auf diese Weise seine freundlichen Absichten bekunde. Eine andere, nicht minder anerkannte Quelle versicherte, eine solche Geste würde die Zwerge beleidigen und aufbringen, deshalb solle man sich möglichst gerade aufrichten und vorzugsweise noch einen hohen Hut aufsetzen, denn alle Zwerge hätten Angst, jemanden anzugreifen, der größer war als sie.
    Während Trix also noch schwankte, ob er sich hinhocken oder aufrichten solle, verpasste er die Gelegenheit, das Gespräch anzuknüpfen. Das übernahm Hallenberry. »Zwerglein!«, rief er begeistert.
    Starr blickten die Augen der Gnome ihn an. Trix erinnerte sich entsetzt daran, dass in dieser einen Frage alle Forscher übereinstimmten: Man darf im Gespräch mit Zwergen auf gar keinen Fall Verkleinerungsformen gebrauchen. Schon gar nicht, wenn es irgendwie um diese selbst ging. Jedes Zwerglein, Händchen und Bärtilein verbot sich.
    »Seid ihr also immer noch hier unten?«, plapperte Hallenberry weiter. »Klaro, ihr helft uns jetzt? Wir haben uns nämlich verlaufen! Und ihr kennt euch hier doch aus! Und was für schöne Harnische ihr habt! Mit diesem Pickel kann man wohl jeden Stein zerschmettern?«
    Unvermittelt wurden die Gesichter der Zwerge weich – was bei Gnomengesichtern etwa der Feststellung gleichkam, Kalkstein sei weicher als Granit. Weicher ist er – aber macht ihn das zum Federbett?
    »Das kann man, kleiner Mensch«, sagte der vorn stehende Gnom mit überraschend angenehmer Stimme. Er war genauso groß wie Hallenberry. »Das ist ein universelles Bergmanns- und Kampfgerät aus legiertem Molybdänstahl mit hohler, rippenverstärkter Griffröhre. Die Menschen nennen sie normalerweise Hacke. Aber genau wie du ziehen wir dafür das gute alte Wort Pickel vor.«
    »Klaro! Gefällt mir auch besser«, erwiderte Hallenberry. »Schließlich flößt das Respekt ein.«
    Die Gnome, die auf den Schultern ihrer Freunde saßen, senkten die Hacken (pardon, Pickel) und stiegen herunter.
    »Aber sagt mal«, fuhr Hallenberry fort, »warum sind eure Pickel gespalten? Wäre eine durchgehende Spitze nicht besser geeignet, um den Stein zu bearbeiten?«
    Trix knuffte Tiana und fragte: »Sein Vater war doch erst erfolgloser Barde und dann Gärtner, oder? Das war doch kein Bergmann?«
    »Sein Vater ist mein Vater«, rief ihm Tiana in Erinnerung.
    »Ich meine natürlich seinen Stiefvater. Woher weiß Hallenberry so viel über diese Werkzeuge?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Die Zwerge traten nun vor und bildeten einen Kreis um Hallenberry. »Das wäre in der Tat bequemer«, sagte der kleinste Gnom, »da hast du recht, Menschlein. Aber ein erfahrener Zwerg zertrümmert mit einem leichten Schlag am richtigen Punkt ganze Gesteinsbrocken. Die gespaltene Spitze verringert die Gefahr, die im Stein verborgenen Edelsteine zu zerschmettern.«
    »Beim eigentlichen Streitpickel ist jedoch eine durchgehende Spitze von Vorteil«, äußerte sich ein anderer Zwerg. »Wenn der Gegner einen soliden Harnisch trägt, kannst du ihn dann erst mal mit einem Schlag ausschalten oder alle Knochen brechen, um ihm anschließend die Spitze in den Leib zu bohren.«
    »Das sehe ich anders, Fru«, sagte der kleinste Gnom. »Ein guter Soldat haut mit jeder Waffe jeden Harnisch durch.«
    Anscheinend hatte er hier das Sagen, denn niemand wagte es, ihm zu widersprechen.
    »Klaro«, bemerkte Hallenberry. »Aber am Ende geht nichts über einen Hammer. Seht euch mal mein Hämmerchen an!«
    Er nahm den Spielzeugstreithammer vom Gürtel, den der Barbar Hort ihm geschenkt hatte, und zeigte ihn den Zwergen: »Der ist natürlich sehr klein, klaro. Aber damit habe ich einen Vitamanten auf den Meeresgrund geschickt!«
    »Darf ich mal?«, fragte der kleinste Gnom, nahm den winzigen Hammer an sich, musterte ihn eingehend und nickte schließlich. »Keine schlechte Arbeit …

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