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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Schatzes eine Münze besorgen und dieses Geld in Schenken und anderen Vergnügungsetablissements der Hauptstadt ausgeben. Zumindest tischte Guin dem König und seinen Höflingen diese Geschichte auf, als die Wache ihn am Tor mit einem Sack voller Gold- und Silbermünzen schnappte. König Marcel (Trix wusste nicht mehr genau, welcher) wollte ihm zwar nicht glauben, doch die adligen Damen, von dem romantischen Flair verzückt, erweichten ihn, Guin ziehen zu lassen, damit er die Nixe retten konnte. Er erledigte seine Aufgabe mit Bravour und kehrte nach einem Monat mit einer schönen Frau zum König zurück, die er als die entzauberte Meerjungfrau vorstellte. Nachdem er noch um eine gute Mitgift für sie gebeten hatte, begab er sich mit ihr auf Hochzeitsreise zum Meer.
    Trix stand dieser Geschichte durchaus skeptisch gegenüber. Doch so oder so, eine in unterirdischen Anlagen leuchtende Nixe war ein derart seltener Fall, dass er sich kaum wiederholen dürfte. Deshalb blieb Trix stehen und kramte in seinem Gedächtnis nach einem Erkundungszauber.
    Tiana machte ebenfalls halt. Sie hatte die Geschichte von Guin Davian zwar nicht gelesen, wurde diese jungen Mädchen doch gern vorenthalten. Aber sie erinnerte sich an einen verrückten Alchimisten, der den Regenten Hass gebeten hatte, Forschungen zu den Brenneigenschaften unterirdischer Gase zu finanzieren. Der Mann versicherte, man bräuchte bloß ein Loch in die Erde zu bohren und könne dann mit Gas die Stadt heizen und beleuchten, ja, notfalls sogar Feinde in die Luft sprengen. Welche dieser Aussichten Hass am meisten reizte, ist nicht bekannt. Jedenfalls erhielt der Alchimist sein Geld, heuerte ein paar Zwerge an, damit sie das Loch bohrten, und hielt ein geteertes Fass bereit, in das er das Gas füllen wollte. Das Experiment wurde von Erfolg gekrönt: Das Gas strömte ins Fass, explodierte mit einem ohrenbetäubenden Knall, beleuchtete die ganze Stadt tadellos und heizte sie sogar ein wenig auf. Tiana hatte damals vom Balkon des Palasts aus die bläulich-grüne Flamme gesehen – und kurz darauf brennende Bretter, fluchende Zwerge und einen unflätig schimpfenden Alchimisten, die kreuz und quer über den Himmel flogen. Diese durchaus nicht angenehme Erinnerung hatte sie anhalten lassen.
    Hallenberry war noch zu jung, als dass er Lebensbeschreibungen las oder sich an den legendären Knall erinnerte. Deshalb schrie er entzückt auf und stürzte auf das Licht zu, ohne auch nur auf Tianas (»Gas!«) oder Trix’ (»Eine Nixe!«) Ausrufe zu hören.
    Folglich mussten die beiden ihm unvorbereitet und ohne die gebührende Erkundung nachsetzen.
    Sie gelangten aus der weiträumigen Höhle mit dem See in einen breiten Gang, der ohne Frage künstlich angelegt worden war. Dafür sprachen: gleichmäßige, mit schlichter Eleganz behauene Wände; der glatte und akkurat mit Stein ausgelegte Boden; die Decke mit Intarsien aus Halbedelsteinen; bronzene Lampen in Form von Nixen an den Wänden, aus deren offenen Mündern Gas strömte, das mit einer aquamarinfarbenen Flamme verbrannte; sowie sieben Zwerge, die ihnen entgegenkamen und Hacken auf dem Rücken trugen.
    Als die Zwerge den auf sie zustürzenden Hallenberry und hinter ihm auch noch Tiana und Trix erblickten, blieben sie unverzüglich stehen und formierten sich zur in der ganzen Welt berühmten Gnomenkavallerie. Dafür trat der kleinste von ihnen vor, um dem Gegner die Beine abzuhacken, während drei andere sich rittlings auf die Schultern ihrer Kameraden setzten, damit sie mit dem Feind auf Augenhöhe waren, und die Hacken anlegten.
    Sobald Trix begriff, dass ein blutiger Kampf bevorstand, wobei Magie den Gnomen nichts und der Kampfbesen angesichts ihrer Harnische und Bärte kaum etwas anhaben würde, rannte er Klaro mit letzter Kraft nach, holte ihn ein und packte ihn, um ihn am Weiterlaufen zu hindern. Sieben Paar über Vollbärten und unter buschigen Brauen gelegener, aufmerksamer Augen musterten Trix. Die spitzen Hacken funkelten im Licht der Kerzen. Einem der Gnome hing ein Stück Dörrfleisch aus dem Mund, was das Imposante ihrer Erscheinung etwas schmälerte, aber er ging das Problem bereits energisch mit seinen Kiefern an.
    Eigentlich hatte Trix zu Zwergen ein gutes Verhältnis, sogar ein wesentlich besseres als zu den dünkelhaften Elfen. Der ruhmreiche Ritter Paclus, bei dem er einige Zeit (etwas mehr als einen Tag) als Knappe gedient hatte, war ja auch zu einem Viertel ein Zwerg – und wirklich ein ruhmreicher Wicht.

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