Trixie Belden entdeckt das Haus im Moor
würde,
die eigens ihretwegen zu uns kommen. Und meine Mutter hat sich' soviel Arbeit
mit der Einladung gemacht.“
In diesem Augenblick erschien Martin im
Flur, das Geschirrtuch malerisch über der Schulter. Er hatte ein Stück
Blaubeerkuchen in der Hand und einen blauen Schnurrbart um den Mund.
„Entschuldige, Brigitte, ich muß jetzt
Schluß machen!“ sagte Trixie hastig in die Sprechmuschel. „Aber ruf mich wieder
an, wenn etwas Aufregendes passiert.“ Sie legte auf und musterte ihren Bruder
mit finsterem Blick. „Ich nehme an, du weißt, daß du das letzte Stück Kuchen ißt !“
„Traurig, aber wahr“, gab Martin zu und
nahm einen gewaltigen Bissen davon.
„Und zufällig war es mein Kuchenstück“,
eröffnete ihm Trixie eisig. „Ich hab’s nicht gegessen, weil ich es mir fürs
Frühstück aufheben wollte. Und jetzt verschlingst du es!“
„Himmel, das tut mir aber leid!“ Martin
grinste sie mit blauen Zähnen an. „Ich tu es nur, um dich vor der Sünde der
Völlerei zu bewahren, geliebte Schwester!“
„Pah!“ Trixie schnaubte verächtlich,
brach jedoch gleich darauf in entzücktes Gekicher aus. Martin hatte versucht,
den letzten Rest Kuchen auf einmal in den Mund zu schieben. Unglücklicherweise
war die Hälfte davon auf sein Hemd gefallen.
„Das ist die Strafe!“ Trixie stolzierte
an ihm vorbei in die Küche.
„He, wart einen Augenblick, Trix !“ Martin schielte verzweifelt auf die Bescherung
nieder. Sein vorher so sauberes weißes Hemd war blau gesprenkelt. „Heiliger
Strohsack, wie bekomme ich das bloß wieder weg? Mami skalpiert mich, wenn sie
das sieht. Kannst du mir nicht helfen, die Flecken wieder loszuwerden?“
Erst nachdem er hoch und heilig
versprochen hatte, nie wieder etwas zu essen, was seiner Schwester gehörte,
ließ sich Trixie herbei, ihm zu helfen, die Spuren seiner Blaubeer-mahlzeit zu entfernen. Die beiden bearbeiteten Martins Hemd gerade in schöner Eintracht
mit kochend heißem Wasser, als Klaus auf der Türschwelle erschien.
„Was braut ihr denn da?“ fragte er.
Trixie hielt das Hemd hoch. „Sieht es
nicht wie neu aus? Das heißt, wenn man nicht zu genau hinschaut. Unser Baby hat
sich mal wieder bekleckert.“ Sie drückte Martin das Hemd in die Hand. „Hier, häng’s auf die Leine, und wenn du mich morgen früh ganz
lieb bittest, bügle ich es dir vielleicht sogar.“ Sie ließ sich auf einen
Küchenstuhl fallen und wandte sich an Klaus. „Wie steht’s droben bei den Willers ?“
„Die Gäste kommen schon. Und ich hab
einen Blick auf die Primadonna erhascht — sie stand gerade am Fenster und
beobachtete die Ankunft ihrer Bewunderer.“
„Na, das bedeutet hoffentlich, daß sie
auftreten wird. Brigitte erzählte, sie wäre nach dem abenteuerlichen Nachmittag
ein bißchen durchgedreht gewesen.“
„Davon weiß ich nichts. Ich lieferte
nur Mami ab, hielt einen kleinen Schwatz mit Paps und machte mich wieder aus
dem Staub.“ Klaus nahm einen Apfel und lehnte sich neben Trixie an den Tisch,
während Martin pfeifend aus dem Garten zurückkam.
„Hoffentlich sind Mami und Paps zu
Hause, ehe ich ins Bett muß“, sagte Trixie. „Ich bin ganz wild darauf, Paps zu
fragen, wer Emily ist.“
„Wer Emily war, meinst du“, erwiderte
Klaus ruhig.
„He! Du hast es also herausgefunden?
Wer war sie denn?“ fragte Trixie begeistert.
„Rachel Martins kleine Schwester. Sie
kam im Sumpf ums Leben — in der Nacht, als das Herrenhaus abbrannte.“
„Lieber Himmel!“ Trixies blaue Augen
waren groß wie Suppentassen. „Weiter!“
Klaus hob die Schultern. „Es muß
ziemlich schlimm gewesen sein, sagt Paps, besonders für Fräulein Rachel. Die
beiden Schwestern waren die letzten der Familie Martin.“ Trixie schwieg einen
Augenblick. Dann sagte sie: „Kein Wunder, daß sie das Moor haßt! Aber warum
lebt sie noch immer dort? Der Brand war vor vierzig Jahren!“
„Es wird behauptet, daß sie sich selbst
die Schuld am Tod ihrer Schwester gibt und daß es für sie eine Art Sühne
bedeutet, weiterhin dort draußen zu leben. Außerdem ist ihr nur dieses kleine
Haus als Zuflucht geblieben.“
„Aber warum gibt sie sich die Schuld?“
fragte Martin. „Hat sie das Feuer selbst gelegt oder so etwas?“
Klaus schüttelte den Kopf. „Nein. Paps
meint, der Brand muß in der Küche entstanden sein, als Fett auf dem Ofen Feuer
fing. Das Haus ging so rasch in Flammen auf, daß kaum Zeit blieb, einige der
kostbaren antiken Möbelstücke und das Familiensilber
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