Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
man beschlösse, vielleicht doch nicht bald zurückzukehren?«
    »Hah.« Zaqarbal stellte den leeren Becher auf die Fuge zwischen zwei grünlichen Bodenfliesen. »Ist es so?«
    »Die Gerüchte und Berichte… Ich glaube nicht, daß in den nächsten Monden viele Handelszüge an Land und viele Lastschiffe auf dem Meer sein werden.«
    »Krieger, meinst du? Nur Krieger?« Er grinste; dann gähnte er wieder und stand auf. »Heimkehr zur Insel ist eines; die Überlegung, daß Krieger essen und trinken wollen und Klingen brauchen, ist etwas anderes. Ich werde es erwägen, während ich schlafe. Mein Geist wird wägen, während der Schlaf neben mir liegt und schnarcht.«
    Djoser wies mit dem Hinterkopf zum kleinsten Raum des Gebäudes. »Ich habe da drin geschlafen. Die Decken sind nicht mehr warm, aber auch nicht verlaust.«
    »Gut, gut. Wir sehen uns.«
    »Nicht zu vermeiden.«
     
    Morgens hatte ein nicht gerade unwirscher, aber doch unwacher Awil-Ninurta den drei Freigelassenen ein paar Ratschläge und einen Beutel gegeben. Die Ratschläge enthielten vor allem Warnungen, der Beutel Kupfer und Silbersplitter, Steinstückchen und einen Kupferfinger mit Rillen. Sie sollten, sagte er, in der Unterstadt bleiben, sich von den hochgelegenen Tempeln und Palästen fernhalten, nicht zuviel reden, umsichtig beim Bezahlen von Gegenständen oder Diensten sein. Schließlich hängte er allen dreien Lederriemen mit Tonplättchen um den Hals.
    »Das heißt, ihr seid Eigentum der Handelsherren von Yalussu. Im Ugarit gehört alles dem König, mit geringen Ausnahmen, und Fremde ohne Ansehen und ohne großen Besitz können einfach so… verlorengehen.«
    »Warum hast du uns freigelassen, Herr? Wenn wir hier doch nicht frei sind?«
    »Später; wir reden später darüber.«
    Später, später… zuerst sehen, wie die Dinge in Ugarit stehen – immer wieder hatte Ninurta sie auf dem Marsch vertröstet; aber schließlich hatten sie, als der Zug das Reich des Königs von Ugarit erreichte, nicht in der langen Kette gehen müssen wie die übrigen Sklaven. Eine schwere Kette aus vielen groben Gliedern, mit schweren Metallspangen um die Leibesmitte befestigt. Sie waren frei, aber wovon? Wozu?
    Natürlich hielten sie sich nicht an Ninurtas Rat; der alte Babilunier wollte die Tempel sehen, der Mann aus Kashka die Werkstätten, und Lamashtu ganz einfach die Stadt. Sie wanderten eine Weile durch die Gassen am Hafen, stiegen dann die gepflasterte Hauptstraße zur Oberstadt hinauf. Die Wächter vor dem Tempel des Dagan warfen fast gleichgültig Blicke auf ihre Sklaventäfelchen und ließen sie ein. Jenseits der Mauern lag ein Palmenhain, dahinter der eigentliche Tempel: Mauern, Säulen, ein dunkler, fast schmuckloser Innenraum mit Wandbehängen und einem nackten Altarstein.
    »Nicht sehr beeindruckend«, sagte Adapa, als sie wieder draußen waren. »Kein Vergleich, gewissermaßen.«
    Tsanghar pfiff leise. »Wo du herkommst, sind die Tempel groß und mächtig, nicht wahr? Ihnen gehören Ländereien und ganze Dörfer. Ninurta sagt, hier gehört alles dem König.«
    Lamashtu schob die beiden weiter. »Kommt. Sehen wir uns den anderen da vorn an.«
    »Alberne Vorstellung.« Adapa blieb stehen, die Hände in den Hüften. »Tempel, die dem König gehören? Wovon leben die Priester denn?«
    Tsanghar kicherte leise. »Vielleicht müssen sie anständig arbeiten.«
    Lamashtu ging allein weiter, während die Männer über die Vorzüge und Nachteile mächtiger Priester und mächtiger Könige stritten. Vor ihr gingen zwei dunkel Gekleidete, die sich leise, aber beinahe heftig unterhielten. Sie hörte nur Bruchstücke dessen, was der Ältere sagte; jäh blieb sie stehen und wartete auf Adapa und Tsanghar.
    »Was ist los? Hat etwas deinen Magen zum Kreiseln gebracht?« Der Kashkäer musterte sie aufmerksam.
    »Ich habe etwas gehört«, sagte sie.
    »Was denn? Von wem?«
    »Wenn es schön ekelhaft ist, sag es uns. Wenn es nur widerwärtig ist, behalt es für dich.« Adapa grinste.
    Die Frau zögerte. »Hat Ninurta nicht gesagt, er will mit dem Berater des Königs reden und später mit dem König selbst?«
    »Ja, und?«
    »Was ist das da? Wessen Tempel?«
    »O ihr Götter!« Tsanghar hob die Hände. »Kannst du nicht Fragen beantworten, statt neue zu stellen?« Er ging schneller, wandte sich an einen der Wächter vor dem Eingang. Adapa und Lamashtu folgten nicht, sondern warteten, als sei ihnen plötzlich Ninurtas Rat wieder eingefallen.
    Der Wächter deutete auf Tsanghars

Weitere Kostenlose Bücher