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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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wollten Sie es haben. Falls Sie nicht entdeckt werden, während Sie den Alarm ausschalten, gibt es für Sie keinen Grund, die Flucht zu ergreifen.«
    Das Wort »Flucht« durchfuhr sie wie ein elektrischer Schlag. Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht: dass sie, falls etwas schiefging, auch würde flüchten müssen. Dann wäre alles für die Katz gewesen, weil sie gezwungen war zu verschwinden, während Ibrahim vielleicht noch am Leben war und die Möglichkeit hatte … Sie unterdrückte jeden weiteren Gedanken daran.
    »Falls Sie aus irgendeinem Grund wegmüssen, klettern Sie die Seile hinunter und gehen mit dem Team durch die Mauer. Springen Sie in eins der Fluchtautos. Sie werden an einem verabredeten Punkt abgesetzt, ich sammle Sie dann ein und bring Sie hier raus.«
    »Und was dann?«, fragte sie. Nicht an Tom gerichtet, sondern über seine Schulter hinweg ins Leere. Tom hatte den Charakter der Frage anscheinend verstanden, denn er antwortete nicht. Sie richtete ihren Blick zurück auf sein Gesicht. »Wer sind diese Männer? Ihre?«
    »Es sind Profis. Nicht zurückverfolgbar. Glauben Sie mir, die wissen, was sie tun. Und falls es irgendeinen von ihnen erwischt, kann er nicht mit uns in Verbindung gebracht werden. Oder mit Ihnen. Wir haben sogar Maßnahmen getroffen, damit es aussieht, als wäre es eine Aktion einer der konkurrierenden Fraktionen innerhalb der al-Mujari.«
    Für eine Weile saßen sie schweigend da. Sasha drehte sich der Kopf, sie fragte sich, was als Nächstes passierte. Wo sollte sie hin, was sollte sie tun, falls sie flüchten musste? Und wenn der Plan fehlschlug und Ibrahim überlebte? Wieder zwang sie sich, nicht daran zu denken. »Wie sieht der Notplan aus?«, fragte sie.
    Er sah ihr in die Augen. »Das liegt an Ihnen.«
    Sie wusste, was er meinte. »Deswegen haben Sie auch die Beretta nicht zurückverlangt, nehme ich an.«
    »Es liegt an Ihnen«, wiederholte er. »Ob der Plan funktioniert oder nicht, sie werden sie unzweifelhaft finden. Es dürfte unmöglichsein, eine Erklärung dafür anzubieten. Sie können sie immer noch abstoßen, wenn Sie wollen.«
    Sasha schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe mich schon entschieden. Ich werde eine Lösung finden – hinterher. Wissen Sie noch, was Sie sagten, als wir zum ersten Mal über diese Sache gesprochen haben?«
    »Was denn?«
    »Es muss sein.« Sie hörte die Festigkeit in ihrer Stimme und wusste, dass sie von der Reinheit ihres Motivs gestützt wurde. Aller Wankelmut war verschwunden, verdrängt von den Worten, die sie gerade ausgesprochen hatte.

    Sasha wich Ibrahim nicht von der Seite auf der Party am Abend,
dem
Abend. So hatte sie es schon den ganzen Tag lang gehalten, abgesehen von der Zeit, die er im Ministerium verbracht hatte, und einem Nachmittagsstelldichein mit Rachel Prinea, der neuen Konkubine. Sasha war es recht gewesen. Es war ein Freitag, und das hieß, dass ihr der Abend gehören würde. Nur ihr allein.
    Sasha trug ihre Haare hochgesteckt und präsentierte ihren schlanken Nacken in einem elfenbeinfarbenen Seidenkleid von Chloé. Ihr Brillant-Solitär lenkte die Aufmerksamkeit auf ihre Brüste. Beim Anlegen des Schmucks hatte sie sich überlegt, dass das zwar nicht ihrem Stil entsprach, aber mit einiger Sicherheit seine Lust anregen würde, und in dieser Beziehung durfte heute Abend kein Risiko eingegangen werden. Der Plan war, ihn ins Bett zu bugsieren und ihn dort so auf Trab zu halten, dass er erschöpft und zufrieden frühzeitig einschlief, möglichst noch vor Mitternacht.
    Er trinkt nicht genug
. Sie winkte einer Bediensteten und deutete auf Ibrahims Whiskyglas.
    »Lass uns bald gehen«, sagte sie später. »Es ist schon fast Schlafenszeit, und ich möchte nicht zu müde sein.«
    Er lächelte. »Da mache ich mir keine Sorgen. Du hast mich noch nie hängen lassen.« Die Bedienung reichte ihm einen weiterenScotch. »Die Band bereitet sich gerade auf den zweiten Set vor. Ein paar Songs noch, dann gehen wir.« Er streckte einem der Mädchen die Hand entgegen, und sie begannen zu tanzen.
    Als Sasha bemerkte, dass sie zu ihm hinstarrte, wandte sie schnell den Blick ab und achtete darauf, Haltung zu wahren. Noch einmal ging sie den Plan in Gedanken durch. Die Tasche war im Kleiderschrank. Die Abaya überstreifen für den Fall, dass sie im Flur gesehen wurde oder flüchten musste. Die Latexhandschuhe nicht vergessen. Hin zum Fenster, den Elektromagneten entrollen, mit der Steckdose verbinden, die Abdeckung vom Klebestreifen

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