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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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hat. Auch: Freiheit von Wünschen, die unglücklich machen, wenn sie unerfüllt bleiben und dem allzu kurzlebigen Glücksgefühl, wenn sie wahr werden. Irgendwie, fand ich, stand die Befriedigung von Wünschen, das Erleben von Erfolgen, nie im Verhältnis zur vorherigen Sehnsucht und dem Glauben an das daran geknüpfte Glücksgefühl. Immer setzte danach sofort der nächste Wunsch an, dessen Erfüllung das Gleiche versprach und dieselbe Enttäuschung bereithielt. Das konnte nicht alles sein.
    Und wenn ich mir Elisha anschaute, die jeden Tag von fünf Uhr früh bis sechs meditierte – und ihren Tag abhängig davon machte, wie diese morgendliche Sitzung verlief, die immer und überall ihr Mantra rezitierte – und sich schlecht fühlte, wenn sie es mal vergaß, die auf ihre Träume achtete und in allen Details einen tieferen Sinn suchte, den sie nie wirklich herausfand, weil es so viele Interpretationen gab - dann war mir klar: glücklich ist sie auch nicht.
    Schau dich doch um: Wer ist das schon? Dauerhaft? Ja, mal kurz, weil mal dieses oder jenes geklappt hat, aber dann? Ich beobachtete die Menschen, mich eingeschlossen, und was ich immer wieder feststellte, war Unzufriedenheit. Eine Dauer-Unzufriedenheit, die uns weitertrieb, jeden auf seinem Weg.
    Anscheinend war doch in uns allen dieser Funke enthalten, der uns sagt: Das kann nicht alles sein. Der uns auf viele verschiedene Wege mit Sackgassen schickt, bis wir irgendwann mal den richtigen Pfad erwischen. Aber ich wusste noch nicht mal, was das Endziel sein soll. Wirklich Glück? Alle Ratgeber, die ich darüber gelesen hatte, sagen: Du brauchst Freunde, eine gute Beziehung, einen Job, der dich ausfüllt und so weiter. Ja, aber schlag mich tot, natürlich ist das alles schön – aber ich wollte noch nicht einmal von diesen Dingen abhängig sein. Konnte man nicht auch glücklich sein ohne das? Ohne herausragenden Sex? Ohne einen Traummann an seiner Seite? Ohne einen Job, der Millionen bringt und Freunde, die einem unbeirrt zur Seite stehen? Mich nervte dieses Gerenne nach Glück. Und vor allem diese Ratgeber mit 1., 2., 3.,... den berühmten zehn Regeln, wie man garantiert ein schlechtes Gewissen bekam, statt glücklich zu sein, weil man es nämlich nie schaffte, alle diese Punkte einzuhalten.
    Das mit den Reinkarnationen fand ich nett, ich glaubte auch dran, ehrlich, aber immerzu „Mensch ärgere Dich nicht“ oder „Monopoly“ spielen war auch nicht mein Ding. Tatsache war, dass ich ein paar ernste Fragen an Gott hatte. Und an das Leben.
     
    Die Bücher legte ich bald zur Seite. Doch wenn ich nicht abgelenkt war, spürte ich Verbitterung und Zorn. Dann kroch Wut in mir hoch wie ein Krake mit seinen Tentakeln und durchsetzte mein ganzes Sein. Wut auf meine Eltern, die nicht fähig waren, ein bisschen Liebe zu zeigen, Wut auf Emilie, auf J, auf E!Liza, auf die Menschheit, auf die Welt, inklusive meiner selbst. Ich wusste, es war nicht gut, all das zu fühlen. Aber ich konnte mich nicht dagegen wehren. Wut staute sich, wurde teilweise zu Hass und ich schwor mir, nie mehr so dumm zu sein wie bisher. Nein, mein Leben muss anders aussehen, dachte ich. Du musst aufpassen, dass du nicht gefressen wirst in dieser Welt. Niemand gibt dir etwas, außer, du gibst es dir selbst. Das war ein wahrer Satz – ich interpretierte ihn nur falsch.
     
    Unter großer Überwindung fing ich wieder an zu joggen, lief oft spazieren auf einsamen, neu entdeckten Wegen im Wald, dort, wo keine Menschen waren, schottete mich komplett ab. Ich bewunderte die Schönheit der Natur und fand Trost darin. Dann ging es mir zeitweise so gut, dass ich mich fragte, woraus ich überhaupt so ein Drama machte. Wenn ich am nächsten Tag aufwachte, war die Natur immer noch schön, nur konnte ich sie nicht mehr bewundern. Alles war noch da, nur sah ich es nicht mehr und die Schwärze meiner Gedanken holte mich ein.
    Manchmal lag ich weinend auf dem Bett, aber ich weinte immer nur kurz, danach starrte ich die Wände an. Dann konnte ich mich zu gar nichts mehr aufraffen und hing nur rum. Als ich einmal drei Tage am Stück so verbracht hatte, zwang ich mich, unter die Dusche zu gehen, zwang mich, etwas zu essen, zwang mich, mich zu bewegen,  raus zu gehen, dahin, wo es schön war und es keine Menschen gab.
    Der Wald wurde mein Refugium mit seinen alten und jungen Bäumen, Sonnenstrahlen, die durch Äste fielen, Lichtungen, voller Ruhe und Magie und dem würzigen Duft von Erde und Harz.
    Schon immer hatte der

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