Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
Vom Netzwerk:
von wo er die Auffahrt sehen konnte. Der Rolls-Royce stand nicht mehr da. Um sechs Uhr schob ein Dienstmädchen ihm einen Zettel unter der Tür durch. Er war von Ripon, und darauf stand: »Bitte sagen Sie Vater nicht, dass ich hier war. Ripon.«
    Mit der Erkältung in den Knochen war ihm der Appetit vergangen, und so ging er nicht nach unten zum Abendessen. Stattdessen legte er sich voll angezogen ins Bett (es war kühl im Zimmer) und verfiel in einen unruhigen Schlaf, bis es spät am Abend an der Tür klopfte. Er richtete sich auf.
    Es war Edward, der ein verdutztes Gesicht machte, als der Major in Weste, Kragen und Krawatte die Laken zurückschlug und behoste Beine über die Bettkante schwang.
    »Hören Sie, zum Thema Ripon …«, hob der Major an, der schlaftrunken die Bitte Ripons vergessen hatte.
    »Oh, der war in bester Verfassung«, versicherte ihm Edward munter. »Ich war den ganzen Nachmittag dort, in der Zeit, die Sarah bei ihrem Doktor in der Harcourt Street war. Natürlich muss man ihm schon noch unter die Arme greifen …«
    Er wurde unterbrochen durch eine ohrenbetäubende Salve von Niesern des Majors, der erschöpft den Kopf zwischen die Knie sinken ließ und dabei nach einem Taschentuch suchte.
    »Oh, da haben Sie sich eine ziemliche Erkältung geholt«, sagte Edward mitfühlend.
    Der Major nickte, mit tränenden Augen. Nach kurzem Überlegen beschloss er, die Beine wieder ins Bett zu stecken, und zog sich die Decken wieder bis ans Kinn.
    »Sie waren beim Friseur«, sagte der Major versonnen.
    »Hm? Ja, stimmt, das war ich. Am Nachmittag noch bei Prost vorbeigeschaut, bevor ich zu Ripon nach Rathmines fuhr. Konnte ja da nicht vor der Tür stehen und aussehen wie ein Tippelbruder, was?«
    »Versteht sich«, stimmte der Major ihm grimmig zu.
    Den ganzen nächsten Vormittag tobte Edward vor Wut. Seine Donnerworte tosten und hallten durch das Majestic, dass die Fensterscheiben klirrten und Dienstboten wie Tiere gleichermaßen vor Angst zitterten. Im Kotflügel des Standard hatte sich eine kleine Beule gefunden, die entstanden sein musste, während er in Dublin gewesen war. Obwohl sie nicht groß war, war offensichtlich allein diese Beule der Grund für seine Zornesausbrüche. Natürlich fiel der Hauptverdacht auf Faith und Charity, auch wenn sie sogleich beim Grabe ihrer Mutter (und als das nichts half bei dem ihrer Schwester) ihre Unschuld schworen. Der Major wurde gerufen, um den Schaden zu begutachten, konnte aber Edward mit dem Urteil, dass er ihn kaum der Rede wert finde, nicht beschwichtigen. Die Zwillinge warfen ihm derweil heimlich Blicke zu, ein telepathisches Flehen, es nicht zu sagen, falls er sie in der Nähe der Garage gesehen hatte.
    »Und außerdem«, log der Major wenig überzeugend – aber er brachte es einfach nicht fertig, einem weiblichen Wesen in Not den Beistand zu verweigern –, »waren sie die meiste Zeit bei mir.«
    Die Zwillinge machten ein erleichtertes Gesicht, Edward hingegen starrte den Major nur ungläubig und verächtlich an. Die Zwillinge wurden in separate Zimmer verbannt, bei verschlossener Tür, und zum Mittagessen bekamen sie nur Wasser und Brot. Edward zog sich zur Sporthalle zurück, um dort in Gesellschaft der Schweine seinen finsteren Gedanken nachzuhängen. Das eigentlich Verwerfliche, machte er zuvor noch klar, sei, dass sie sich nicht zu ihrer Tat bekannt hatten, mit anderen Worten, dass sie gelogen hatten. Das sei etwas, was er bei seinen Kindern nicht dulde.
    Der Major nahm diese Erklärung mit einem gewissen Staunen auf, eine Augenbraue spöttisch gehoben, und mit laufender Nase. Und in Anbetracht des Zustands, in dem sich das Hotel befand, fand er es geradezu exzentrisch, soviel Aufhebens wegen einer kleinen Beule in einem Automobil zu machen.
    Die Erkältung des Majors wurde zusehends schlimmer, und er hatte eben beschlossen, sich für den Rest des Tages ins Bett zu legen, da traf eine Nachricht von Sarah ein; sie langweile sich, schrieb sie, und würde gern ins Majestic kommen, um »alle zu besuchen«; ob er wohl zu ihr kommen und sie abholen könne? Er war krank. Er hatte hohes Fieber (so hoch, dass er sich bisweilen fragte, ob er die Ereignisse des Vortags nicht einfach geträumt hatte). Die Nase lief ihm und brannte und war rot. Immer wieder wurde er von gewaltigem Niesen geschüttelt. Von Zeit zu Zeit schwindelte ihm. Doch jetzt wo sich eine Gelegenheit dazu ergeben hatte, würde ihn all das nicht davon abhalten, Sarah Gesellschaft zu leisten.

Weitere Kostenlose Bücher