Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
Vom Netzwerk:
darauf stand er wieder auf, suchte in den Schubladen der Frisierkommode nach einer Zigarette, fand eine und zündete sie an. Der Tabak war trocken und ohne Aroma. Fast sofort drückte er sie wieder aus.
    Ein paar Minuten später war er wieder draußen auf dem staubigen Korridor und suchte sich ein Zimmer, von wo aus er die Auffahrt überblicken konnte. Der Rolls-Royce stand nach wie vor dort. Driscoll saß auf dem Trittbrett und schnippte Kies. Ripon redete eindringlich mit einem der Dienstmädchen, das in der Tür zur Orangerie stand; der Major sah nur die weiße gestärkte Manschette ihres Ärmels, die sich vor dem schwarzen Stoff der Uniform hin- und herbewegte.
    Ein paar weitere Minuten verstrichen, bis der Major sich entschied, doch wieder nach unten zu gehen. Aber Ripon war nirgends mehr zu sehen. Müde machte der Major sich auf die Suche nach ihm, klapperte einen Raum nach dem anderen ab. Rover, unruhig, weil Edward nicht da war, kam hinter dem Major her, genauso erpicht darauf zu finden, wonach sie suchten, was immer es sein mochte. Der Major blieb stehen. Ihm war schwindlig, und er dachte: »Offenbar habe ich mich erkältet. Das ist ja wie ein Irrgarten hier. Ich muss schon meilenweit gegangen sein. Höre ich da Schritte hinter mir, oder sind es Halluzinationen? Ich sollte die Salons meiden, in denen die alten Frauen sich um diese Tageszeit aufhalten … Also, ich fühle mich wirklich elend.« Abrupt drehte er sich um und ging mit raschen Schritten in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Es war Murphy.
    Der Major war verblüfft, denn er hatte noch nie gehört, dass Murphy jemandem nachgekommen war. Im Gegenteil, normalerweise machte der alte Gauner sich rar. Murphy floh auch nicht; er blieb, wo er war, wenn auch verlegen, und er blickte dem Major nicht ins Gesicht. Aber der Major war nicht in der Stimmung, in der man Scherze mit ihm treiben konnte; er packte den alten Mann bei den Aufschlägen seiner ausgebleichten, fleckigen Livree und fragte harsch: »Was wollen Sie?« Murphy gab nur unzusammenhängende Laute von sich. Was versuchte er zu sagen? Der Major schüttelte ihn. Dann begriff er, dass es nur das langgezogene, keuchende Husten des alten Mannes war, und der Handrücken des Majors war feucht davon.
    »Wo steckt Ripon?«
    Murphy wies nach oben und hauchte: »Vierter Stock.« Sein verschrumpeltes Totengesicht mit den buschigen gelben Brauen blickte zum Major auf, seine Lippen zogen sich über das bloße Zahnfleisch zurück, in dem noch zwei oder drei graue Zähne staken. Schockiert trat der Major einen Schritt zurück. Der alte Halunke lächelte! Er ballte die Faust; es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte sie Murphy ins Gesicht geschlagen. Mit großer Anstrengung hielt er sich zurück. Er machte auf dem Absatz kehrt und ging mit raschen Schritten in Richtung Foyer, Rover in seinem Gefolge. Er spürte, dass Murphy ihnen in einiger Entfernung folgte.
    Unter Schmerzen stieg er die Treppen hinauf. Er bekam keine Luft. Murphy war über eine finstere Nebentreppe verschwunden, deren Geheimnis vielleicht niemand außer ihm kannte. Und im zweiten Stock sah er ihn wieder, er stand da und beobachtete ihn reglos, halb verborgen hinter der Tür einer Wäschekammer. Der Major tat, als sehe er ihn nicht. Was führte der Gauner im Schilde, dass er ihm die ganze Zeit nachspionierte?
    Schließlich langte er im vierten Stock an. Nach ein paar Schritten über den Gang musste er stehenbleiben und sich festhalten, und er sagte sich: »Bestimmt habe ich Fieber.« Sein Hals schmerzte. Er hatte furchtbaren Durst. Immer wieder musste er schlucken.
    Rover hatte gewartet, dass er weiterging, aber jetzt stellte er die Ohren auf; irgendwo hatte er etwas gehört. Nun achtete er nicht mehr auf den Major, sondern stürmte, Nase über dem Teppich, voran. An einer der Zimmertüren blieb er stehen und kratzte daran. Der Major hielt ein wenig abseits inne und beobachtete ihn. Rover kratzte noch einmal an der Tür.
    Die Tür öffnete sich ein paar Zollbreit. Rover verschwand in dem Zimmer. Die Tür schloss sich wieder.
    Für kurze Zeit versuchte der Major noch, sich auszumalen, was Rover dort drinnen wohl vorfand, dann machte er kehrt und ging auf Zehenspitzen den Weg zurück, den er gekommen war, stand noch eine Weile auf dem Treppenabsatz, dachte: »Na, eigentlich geht es mich ja nichts an« und beschloss, sich in sein eigenes Zimmer zurückzuziehen. Nach etwa einer Stunde stand er auf und ging noch einmal zu dem Fenster,

Weitere Kostenlose Bücher