Troubles (German Edition)
Fensterscheiben oder den alten Vorhängen, die nur noch Fraß für die Motten sind … Und wir müssen einen Blick auf das Dach werfen; wie ich höre, hat es in den regnerischen Tagen über Weihnachten einen regelrechten Sturzbach auf einer der Dienstbotentreppen gegeben. Und natürlich müssen wir dieses M wieder aufhängen … das sieht ja wirklich lächerlich aus, wie es jetzt ist … ›AJESTIC‹ … wer hätte so etwas je gehört? … und dafür sorgen, dass von den anderen Buchstaben keiner runterfällt … Wenn man schon ein Hotel betreibt, könnte es doch auch ein gutes sein, finden Sie nicht auch?«
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, sagte der Major seufzend, denn er hatte seine Zweifel, ob Edwards Enthusiasmus lang genug anhalten würde, dass er sich auch in Taten niederschlug. »Ich denke, als erstes muss sichergestellt werden, dass niemandem etwas auf den Kopf fällt.«
»Vollkommen richtig! Darum geht es. Den alten Kasten wieder auf Vordermann bringen. Wir könnten den Swimmingpool saubermachen und vielleicht diesen verfluchten ›Do More‹-Generator wieder anwerfen …«
»Vielleicht auch das türkische Bad«, fügte der Major hinzu, der in diesem Augenblick gern in einem türkischen Bad gesessen hätte und Edward bereitwillig in seinen Träumereien Gesellschaft leistete. Doch Edward war es ernst.
»Also mit dem türkischen Bad, das wird nicht ganz einfach. Wir haben schon einmal versucht, es wieder in Gang zu bringen, vor ein paar Jahren, aber es war eine Katastrophe. Irgendwas stimmte mit den Kesseln nicht, und bevor wir überhaupt wussten, was geschah, war ein halbes Dutzend Gäste von der Hitze ohnmächtig geworden … Wir mussten sie raustragen, rot wie Hummer …«
»Mit dem Palmenhaus muss etwas passieren, bevor es die Fundamente untergräbt. Und die Sporthalle …«
»Ah ja, und die Sporthalle. Dann müsste ich natürlich einen anderen Platz für die Schweinchen suchen; aber das sollte nicht unmöglich sein. Hier im Hotel gibt es alles, was die Leute wollen … wir müssten es nur wieder instandsetzen. Bei den Zuständen im Land natürlich nicht gerade die beste Zeit, um Gäste aus England herüberzulocken. Aber mit etwas Glück sollte zu Beginn der Sommersaison die Lage wieder unter Kontrolle sein … Wie ich höre, plant Dublin Castle, systematisch Sinn-Fein-Leute zu erschießen, bis sie ihre Überfälle auf die Polizei einstellen. Wir könnten eine Anzeige in die
Times
setzen und die Tennisplätze in Ordnung bringen. Wäre doch ein Jammer, die nicht zu nutzen.«
Jetzt war Edward auf den Beinen, und seine Augen strahlten vor Begeisterung. Beim Sprechen klimperte er mit dem Kleingeld in seiner Tasche, und der Major fragte sich, woher wohl das Geld für all diese großartigen Renovierungsmaßnahmen kommen sollte. Doch Edwards Begeisterung steckte an. Wie könne es denn sein, dass ihm nie zuvor dieser Gedanke gekommen sei?, fragte er eben. Jetzt waren ihm die Augen geöffnet! Das Majestic war kein Phantasiegebilde. Es existierte. Es war hier! Es hatte alles, was man brauchte … ja, es war besser ausgestattet als die meisten anderen: es hatte elektrisches Licht. Es hatte sogar einen Ruf als modisches Luxushotel – verblasst, das schon, aber der Ruf war noch da.
Jetzt wieder zweifelnd hörte der Major zu, und Edward redete aufgeregt weiter. Zu seinen Füßen regte sich Rover und bellte erschrocken, starrte mit blinden Augen in das bedrohliche Dunkel rundum. Der arme Hund! Der Major ließ eine Hand sinken und kraulte ein ängstlich aufgerichtetes seidiges Ohr. Rover ließ sich daraufhin wieder auf dem Boden nieder und gähnte, wobei ihm ein grausiger Geruch entströmte.
Edward war zu erregt um schlafen zu gehen. Der Major musste all seine Kräfte aufbieten, um zu verhindern, dass er auf der Stelle zu einem Rundgang durch das Haus aufbrach, mit dem Notizbuch in der Hand, dass er Maurer und Zimmerleute aus dem Bett holte, Klempner, Anstreicher, Glaser. Als der Major ein wenig später die Stufen zu seinem Zimmer erklomm, ließ er Edward zurück, der in dem stillen, schlafenden Hotel von einem Raum zum nächsten wanderte, seinen vielarmigen Leuchter hob, um mit inspirierten Augen spinnwebverhangene Wände zu mustern, staubige Brokatvorhänge, die selbst nach all den Jahren, die sie schon hier hingen, immer noch mit ihren Goldfäden glommen, eingewoben in das schmutzige, zergangene Tuch wie der Faden der Hoffnung, der sich von der Jugend bis zum Alter zieht.
Weiter wanderte Edward durch das
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