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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Haus, behutsam wie ein Geist, nahm alles in sich auf mit pochendem Herzen und Tränen in den Augen. Einmal setzte er sich auf eine Sessellehne wie trunken, überwältigt von seiner eigenen Begeisterung, ließ den Blick über das Haus schweifen, das er irgendwie nie richtig
gesehen
hatte. Eine ganze Weile saß er so da, und die Freudentränen kullerten ihm über die Wangen, und er dachte abwechselnd an seine Frau, an Angela und an seinen Freund, den Major. Er saß da, bis seine Kerzen zu kleinen, schwimmenden Wachsplättchen heruntergebrannt waren. Plötzlich kam ihm die Idee, dass er ein Fest veranstalten könnte – einen grandiosen Ball, die Art von Ball, die es im Hotel in der guten alten Zeit gegeben hatte. Seine Begeisterung schwang sich zu neuen Höhen auf. Damit würden sie die Wiedergeburt des Majestic feiern! Er musste sofort zum Major und ihm das erzählen, ihn notfalls sogar wecken. Das Majestic in Kilnalough veranstaltet einen Frühlingsball. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns mit Ihrer geschätzten Anwesenheit beehrten … die formelle Strenge dieser Wendung bezauberte ihn. Ihrer geschätzten Anwesenheit.
    Leise drang von draußen im Park der erschütternde, einsame Schrei eines Pfauen herüber. Einen Augenblick lang beunruhigte ihn dieser Schrei – so schmerzlich, so hoffnungslos. Als er sich erhob, regte sich etwas zwischen den finster schwankenden Schatten. Aber es war nur eine aus der großen Schar der Katzen, zu Jagd oder Paarung unterwegs im unendlichen Möbelwald des Majestic.
    An einem Abend gegen Ende März konnte man Edward und den Major beisammen im Foyer stehen sehen; letzterer rauchte eine dünne Havannazigarre, ersterer hielt aufgeregt Ausschau in Richtung Auffahrt. Der Major war makellos gekleidet in weißer Krawatte und Frack – man sah sofort, dass nicht nur er, sondern auch sein Schneider Männer von Rang waren. Auch Edward trug einen Cutaway, allerdings von konservativerem Zuschnitt – was erstaunlich war, wenn man bedachte, wie viel Wert er sonst auf sein Äußeres legte. Außerdem hatten sich seine Körperformen auch ein wenig geändert, seit der Schneider seine Arbeit getan hatte: die Jahre zeigten sich in der Spannung des Stoffes, da wo der Hosenbund seinen Bauch umfasste, an der Art, wie die Jacke sich in die Achselhöhlen zwängte, sodass er die Arme vom Körper entfernt hängen ließ wie ein Pinguin. Trotzdem war er eine imposante Erscheinung. Der Abendanzug passte zu seinem kantigen Löwenantlitz und war ein kultiviertes Gegengewicht. Edward sah darin grimmig und liebenswürdig zugleich aus, ein Löwe im Käfig. Sogar die rote Nelke, die er im Knopfloch trug, passte – obwohl sie ein klein wenig schockierend war, fast als blicke man einem Preisboxer ins Gesicht, der eine Blume hinter dem Ohr stecken hatte.
    »Ich glaube, da kommt jemand.«
    Ein Bentley war gemächlich die Auffahrt heraufgefahren und beschrieb jetzt im Schritttempo einen Bogen um die Statue von Königin Viktoria. Hinter den Scheiben bleiche Gesichter, die das Hotel anstarrten.
    »Was sagt man dazu? Sie fahren wieder ab. Meinen Sie, sie haben es sich in letzter Minute anders überlegt?«
    Aber der Major antwortete nicht. Er sorgte sich nicht um ein paar Gäste, die dort draußen im Dunkel nicht wussten, was sie wollten. Er horchte angestrengt. Hatte er da gerade ein tiefes, verräterisches Miauen aus den entlegeneren Winkeln des Hotels gehört?
    Diese elenden Katzen, was hatten sie für einen Ärger mit denen gehabt! Zuerst hatten sie versucht, sie mit Hilfe von Besen aus den oberen Stockwerken zu verjagen, hatten sie aus den Zimmern gekehrt, über die Korridore, hinaus auf den Hof. Aber man kann eine Katzenhorde nicht unter Kontrolle halten; jede hat ihre eigenen Vorstellungen davon, wohin sie will. Zuerst treibt man sie wie eine große pelzige Welle vor sich her, und sie sträuben sich ängstlich. Aber blitzschnell haben sie kehrtgemacht, flitzen einem zwischen Beinen durch oder springen über einen hinweg, sausen die Vorhänge hinauf oder jagen über die Schränke, und dann sitzen sie oben und fauchen, wenn man versucht, mit dem Besen an sie heranzukommen, und inzwischen hat die Gesellschaft sich wieder zerstreut. Man hat schon Glück, wenn man einen einzigen zerzausten rotbraunen alten Krieger hinausscheucht, und meist findet man ihn doch wieder oben auf dem nächsten Treppenabsatz, weil er durch ein Loch im Fenster wieder hereingekommen ist, oder durch den Kamin.
    »Hallo, jetzt kommen sie doch

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