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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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eines Tages, als er ihnen über einen Korridor nacheilte, Edward ausrufen hörte: »Du bist nicht die einzige Frau in Kilnalough!«
    »Welche andere würde dich denn auch nur ansehen?«, höhnte Sarah in einem Ton, den der Major nur zu gut kannte. Danach kam sie nicht mehr ins Majestic.
    U NRUHEN IN I NDIEN
    Das Zentrum der zunehmenden Unruhen in Indien hat sich offenbar vom Pandschab hin zu den Vereinigten Provinzen verlagert. Hier im Distrikt Oudh ist schon seit einem Monat ein Aufstand gegen die Landbesitzer im Gange. Es ist zu schweren Zusammenstößen gekommen, und die Vereinigten Provinzen erleben heute eine Krise, die durchaus mit jener zu vergleichen ist, welche vor vierzig Jahren in Irland ihre größte Zuspitzung erfuhr. Hass auf die Landbesitzer ist der Ursprung all dieses Aufruhrs, wobei sich nicht leugnen lässt, dass die Lebensumstände der Bauern jämmerlich sind
.
    Die Unruhen in den Vereinigten Provinzen kommen Mr. Gandhi sehr gelegen. Ihm geht es um die Vertreibung der Briten aus Indien, und der Beitrag eines Landarbeiters aus Faizabad ist ihm genauso willkommen wie der eines Sikh im Pandschab oder eines Brahmanen in Madras. Wenn die Unstimmigkeiten nicht innerhalb kurzer Zeit beigelegt werden, werden die Agitatoren die Aufständischen davon überzeugen, dass ihre eigentlichen Feinde die Briten in Indien sind

    Überall im Pandschab, in Delhi und jetzt sogar in Kalkutta hat dieser »Patriot« zum Boykott der britischen Herrschaft aufgerufen. Aus friedlichen Dörfern hat er Brutstätten der Aufsässigkeit und des Aufruhrs gemacht, und mit ihren betörenden Sophistereien setzen seine Sendboten den jungen Indern wahnwitzige Vorstellungen in den Kopf Mr. Gandhi ist der Urheber der Unruhen in seinem Land. Solange er seine Ziele predigen darf, wird in Indien weiterhin Unfrieden herrschen
.

    W AS WIR JETZT BRAUCHEN
    Irland wird zermahlen zwischen den beiden Mühlsteinen von Verbrechen und Strafe. Für alle, deren Sinn für Schreckliches noch nicht durch die jüngsten Ereignisse abgestumpft ist, werden die täglichen Zeitungsmeldungen zum Albtraum. Der tödliche Schlag, die verirrte Kugel, ob im Angriff oder zur Verteidigung gefeuert, machen vor Geschlecht und Alter nicht Halt. Am Montagabend wurde die Frau eines Polizisten in Mallow ermordet, er selbst schwer verwundet. Kurz darauf kam in einem Gefecht mit Soldaten der Krone ein Mann ums Leben, sieben wurden verwundet. Ein Menschenleben ist heute in Munster weniger wert als in Mexiko. Das Geräusch explodierender Bomben gehört in Dublin zum Alltag; dort wurde gestern auf dem Merrion-Platz ein weiterer Anschlag auf ein Polizeifahrzeug verübt … Wir sind der Überzeugung, dass die landesweite Forderung nach einem Ende des Mordens und der Gesetzlosigkeit, die unsere Kirchen, unsere Zeitungen, unsere öffentlichen Einrichtungen, unsere Bauernverbände, unsere Handelskammern mit einer einzigen, gemeinsamen Stimme vorbringen müssen, die Morgenröte eines neuen Tags der Hoffnung und des Friedens für Irland sein kann. Keiner hat das Recht zu sagen, dass ein solcher Akt des Glaubens aussichtslos wäre – nicht bevor wir es nicht versucht haben. Wer wagt es, einen Anfang zu machen?

    Inzwischen war der Major vollkommen immun gegen die Schreckensmeldungen, die er Tag für Tag in der Zeitung las. Er hatte sich daran gewöhnt, so wie er sich seinerzeit an das Sperrfeuer bei Sonnenaufgang gewöhnt hatte. Er glaubte daran, dass es auf die eine oder andere Art irgendwann zu einem Ende kommen würde, denn die Situation war keineswegs statisch. Im Gegenteil, sie wurde zusehends schlimmer. »Es muss schlimmer werden, bevor es besser werden kann«, meinte eine der Damen, die gewohnheitsmäßig stets die Sonnenseite sah. Anfang Januar kamen Gerüchte auf, der sinistre De Valera sei aus Amerika nach Irland zurückgekehrt – je nachdem, welcher Version man glauben wollte, war er mit einem deutschen Unterseeboot gekommen, per Wasserflugzeug oder auf einer Luxusjacht. Bald darauf hieß es, er werde Friedensverhandlungen mit Lloyd George führen – aber die Tage vergingen, dann die Wochen. Dann hörte man nichts mehr davon. Stattdessen beglückwünschte der Major sich im Geiste dazu, dass er dem Impuls, nach Dublin ins Theater zu fahren, nicht nachgegeben hatte; im dortigen Empire war mitten in der Kindervorstellung ein Mann im Parkett erschossen worden. Die Annonce für diese Aufführung in der
Irish Times
hatte gelautet: »Kein einziger langweiliger Augenblick, von

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