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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Ablegen von Kleidungsstücken Schlüsse zu seinen Ungunsten ziehen würde. Er nahm neben ihr in dem Nest Platz, sie küssten sich kurz, und so wurde eine Szene wahr, die der Major sich schon so oft in seinen Tagträumen ausgemalt hatte. Doch die Realität erwies sich als weniger befriedigend als die Szene in seiner Phantasie. Binnen Kurzem lief ihm der Schweiß in Strömen; das Hemd klebte ihm am Rücken, der Kragen juckte, dass es nicht auszuhalten war. Auch Sarah litt sichtlich unter der Hitze; ihre Stirn glänzte; als sie die Hand hob, um eine Haarlocke beiseitezuschieben, die ihnen beim Küssen in die Quere zu kommen drohte, sah er, dass ein schwarzer Fleck unter dem Ärmel ihres grauen Seidenkleids entstanden war. Er fürchtete, sie könne jeden Moment beschließen, dass die Hitze zu viel war. Nun schon mit einer Spur Verzweiflung setzte er zum nächsten Kuss an und schickte sich an zu sagen, was er sagen musste, die Worte zu sprechen, von denen sein Glück abhing. Er räusperte sich und … doch nein, er sagte doch nichts, sondern überdachte die Worte, die er sprechen wollte, noch ein letztes Mal.
    Kurz darauf löste sich Sarah und sagte: »Ich fürchte, mein Kleid wird zerknittert.« Sie zögerte einen Moment lang, halb erwartungsvoll, dann stand sie mit einem Seufzer auf. Auch der Major sprang auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte mit abgehackten Worten: »Hör zu. Ich will, dass du meine Frau wirst.« Mehr brachte er nicht heraus. Er konnte sich nicht rühren. Er stand da und wartete, wie zur Salzsäule erstarrt. Er sah jedoch schon, dass nichts daraus würde.
    Sarahs Gesicht hatte wieder den bitteren, höhnischen Ausdruck angenommen, den er schon so oft bei ihr gesehen hatte. Sie sagte ärgerlich: »Aber das weiß ich doch, Brendan.« Eine Weile sagte keiner ein Wort, dann fügte sie hinzu: »Diese Hitze ist entsetzlich. Ich muss mir das Gesicht waschen gehen.«
    Sie wandte sich ab. Die Kerze auf dem Fußboden warf riesige Schatten auf Decke und Wände.
    »Sie sind aber auch so ein Kind. Sie haben nicht die geringste Vorstellung davon, wie ich in Wirklichkeit bin … Oh, Sie meinen es gut, sicher, aber das ist vollkommen undenkbar … Ist Ihnen eigentlich klar, dass ich Katholikin bin? Ja, natürlich wissen Sie das. Aber wissen Sie überhaupt, was ein Katholik
ist
? Wahrscheinlich denken Sie, es ist eine Art Aberglaube oder schwarze Magie oder … Aber lassen wir das, eigentlich will ich etwas ganz anderes sagen. Es spielt keine Rolle, ob ich katholisch bin oder nicht. Es ist einfach unmöglich, verstehen Sie? Und liebe Güte, jetzt schauen Sie mich doch nicht so an mit einem Gesicht wie ein Schaf! Sie sind nicht die Art Mann, die ich will, und das ist alles … Mehr ist es nicht. Und damit ist das ein für allemal erledigt. Ich dachte, Sie wären längst von diesem ganzen Unsinn kuriert. So, und jetzt gehe ich und wasche mir das Gesicht.«
    »Aber warum denn nicht?«
    »Das habe ich doch gesagt. Sie sind nicht der Mann, den ich will. Reicht das nicht?«
    »Dann willst du wohl Edward, nehme ich an.«
    »Ich will einen Mann, der nicht dauernd zu jedem anderen nett sein will, wenn Sie es wirklich wissen wollen. So! Und jetzt lassen Sie mich bitte gehen und mir das Gesicht waschen … Und um Himmels willen, schauen Sie mich doch nicht so niedergeschlagen an. Es tut mir leid … und es geschähe Ihnen nur recht, wenn ich Sie heiratete. Sie würden schon sehen, was Sie davon haben. Nein, Sie müssen nicht mitkommen … ich finde den Weg allein.«
    Der Major, allein zurückgeblieben, zog seine Frackjacke aus und fächelte seinem roten, unglücklichen Gesicht Luft mit einem Kissenbezug zu, steif gestärkt wie Pappe. Er brauchte jetzt etwas Süßes und griff in die Tasche nach der Tafel Schokolade, die er dort hatte. Doch die Schokolade war weich geworden und quoll schon zwischen dem Silberpapier hervor.
    Als der Major sich ein wenig gefasst hatte, ging er wieder nach unten. Der Ballsaal war leer bis auf einen feminin wirkenden jungen Mann mit Monokel, der auf dem verlassenen Klavier klimperte, und eine massige Dame, die auf einem Schemel neben ihm saß und eine Kleinigkeit verzehrte. Dieser junge Mann, hatte der Major sich sagen lassen, war G. F. Edge, der Rennfahrer, aber er konnte es nicht recht glauben. Doch die beiden achteten nicht auf den Major, und so begab er sich, obwohl er kein bisschen hungrig war, zum Speisesaal, wo das Abendessen serviert wurde.
    Schon seit vielen Jahren hatte der

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