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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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ist bei Edward in Sicherheit. Niemand wird sie anrühren.«
    »Niemand, so?«, höhnte Devlin. »Und wo ist sie jetzt gerade? Sagen Sie mir das. In Sicherheit? Der ist wahrscheinlich schlimmer als alle anderen zusammen!«
    »Sie sprechen von einem Gentleman!«, schnauzte der Major ihn an. »Mr. Spencer ist ein Ehrenmann.«
    Beschämt schwieg Devlin jetzt. Der Major blickte ihm ins Gesicht und war überzeugt, dass der Mann getrunken hatte. Dieses eine Mal sah der Bankdirektor schmutzig und ungepflegt aus; das geölte, glattgekämmte Haar war ihm nach vorn ins Gesicht gefallen und stand auf beiden Seiten lächerlich nach oben wie zwei Hörner. Seine Hosenbeine waren mit Fahrradklammern festgesteckt. »Die sind alle gleich«, dachte der Major. »Selbst wenn sie verantwortungsvolle Posten bekleiden, klappen sie beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten zusammen.«
    »Hören Sie, Sie sind mit dem Fahrrad gekommen. Weiß der Himmel, wie lange Sie dafür gebraucht haben. Ihre Tochter ist wahrscheinlich längst zu Hause.«
    Devlin ging nicht darauf ein; er spähte in die Schatten und murmelte unzusammenhängendes Zeug. »Er war so gut zu uns … Sie war ein Krüppel … die besten Ärzte, ja, ich bin dankbarer als ich mit Worten sagen kann, Sir … Nein, die Kosten, das hätte ich mir nicht erlauben können … Er hat alles für sie getan! Nichts war ihm zuviel …«
    »Gehen Sie nach Hause, Devlin. Sarah fehlt nichts. Das versichere ich Ihnen.«
    Doch ganz unvermittelt platzte Devlin heraus: »Er ist so gut … Er ist ein Schwein!«
    Die Worte hallten von den Wänden wider, schrill wie ein Mädchenschrei. Es folgten ein paar Augenblicke vollkommener Stille.
    »Gehen Sie nach Hause, Devlin. Kommen Sie, seien Sie vernünftig. Ich bringe Sie zur Tür.« Der Major packte den Bankdirektor am Arm und drehte ihn in Richtung Ausgang. Dabei fiel ihm auf, wie ein bläuliches Licht in Devlins Augen flackerte. Aber es war nur der Schein der Gaslampe, der sich darin brach. Als sie die Hotelhalle erreichten, hatte Devlin sich schon ein klein wenig beruhigt und entschuldigte sich mit leiser, monotoner Stimme dafür, dass er den Major zu dieser späten Stunde aus dem Bett geholt habe, er müsse ja erschöpft sein nach dem Ball, der, wie er gehört habe, ein großer Erfolg gewesen sei, der Major müsse ihm verzeihen, dass er sich diese Freiheit genommen habe, in Anbetracht der unglückseligen Umstände … und als sie sich das letzte Mal gesehen und ihre höchst angenehme Unterhaltung gehabt hatten, da habe der Major ihm ja zu verstehen gegeben, dass das Wohlergehen einer gewissen jungen Dame ihm am Herzen liege, nicht wahr?, und als die Betrunkenen gebrüllt und gesungen und die Fensterscheiben eingeschlagen und anständige Mädchen belästigt hatten, da habe er es einfach für seine Pflicht gehalten, sich ein Herz zu fassen und um Hilfe zu bitten …
    »Jetzt halten Sie doch um Himmels willen den Mund! Gehen Sie nach Hause, schlafen Sie erst einmal, und morgen früh reden wir darüber. Es muss doch fast fünf Uhr sein. So! Jetzt gute Nacht und ab mit Ihnen!«
    Devlin stand unschlüssig auf der obersten Treppenstufe. Er schien sehr darauf bedacht, sich weiter zu entschuldigen, doch der Major war mit seiner Geduld am Ende. Er huschte wieder nach drinnen und schloss die Tür hinter sich. Und ohne dass er noch einmal nachsah, ob Devlin sich wirklich auf den Weg machte, stieg er wieder die Treppe hinauf zu seinem Bett. »Und Sarah?«, dachte er, als er zwischen die Laken schlüpfte.
    »Wachen Sie auf, Brendan! Wachen Sie auf!«
    Der Major schwebte in weichem, schwarzem Wasser in einem alten Steinbruch. Das Wasser war so tief, wenn er einen weißen Kieselstein hineinwarf, dann konnte er ihn noch Minuten später sehen, er blitzte im Dunkel, während er in die Tiefe entglitt. Dann sank der Major mit ihm, tiefer und tiefer hinab. »Der Tod ist der einzige Frieden auf Erden«, dachte er dabei.
    »Wachen Sie auf!«
    Eine Hand berührte ihn, und er fuhr erschrocken hoch. Es war finster in dem Zimmer, er sah nichts. Aber er wusste, dass er nun nicht mehr träumte: Die Hand hielt ihn am Handgelenk, und er spürte warmen Atem auf seiner Wange.
    »Wer ist da?«
    »Wo sind die Streichhölzer? Ich sehe überhaupt nichts.« Es war eine von den Zwillingen.
    »Was ist los?«
    »Brendan, sind Sie wach?«
    »Ja, was ist?«
    »Unten hat es einen fürchterlichen Radau gegeben. Wir fürchten, es ist die Sinn Féin.«
    Ein Streichholz flammte auf und beleuchtete

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