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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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nachfolgten bis ins Foyer.
    Im Haus war es vollkommen dunkel. Alle waren schlafen gegangen. Doch nein … unter dem Spalt der Tür zum Schreibzimmer drang noch immer ein Lichtschein hindurch. Die Köchin wies auf diese Tür und trat zurück.

Das Schreibzimmer sah schrecklich aus. Es war unmöglich gewesen, rechtzeitig zum Ball sämtliche Räume im Erdgeschoss sauberzumachen; und damit keiner von den Gästen sich in Staubwolken verirrte, hatten sie die schlimmeren Ecken einfach verschlossen. Eine Gaslampe brannte, doch nichts spiegelte sich in den eingestaubten Möbeln und Vertäfelungen; nur ein einziger Strahl kam von der gläsernen Elfe, für die Mrs. Bates ihr Leben geopfert hatte, als sie sie oben auf die Standuhr stellte; auch die übrigen Weihnachtsdekorationen hingen noch in den vier Ecken des Zimmers von der Decke wie die Fallstricke einer großen Spinne.
    Ein kleiner Mann stand dort, den Kopf unmittelbar vor dem Gaslicht, sodass sein Gesicht für den Major im Dunkel blieb. Sein langer Schatten fiel riesengroß über die gesamte Fläche des Fußbodens und umschloss den Major – ja, es schien, als gingen sämtliche Schatten von ihm und der einen Lichtquelle hinter seinem Kopf aus, sodass er wie eine schwarze Spinne im Mittelpunkt eines weiteren Spinnennetzes wirkte. Der Major konnte die Umrisse nicht ausmachen. Unverkennbar waren allerdings die unterwürfigen und doch vorwurfsvollen Töne, in denen der Mann, der ihm nun entgegenkam, zu sprechen anhob. Es war Mr. Devlin, und er bedauerte es sehr, dass er den Major zu solch unverzeihlicher Stunde stören musste, aber gewiss werde er ihm verzeihen, wenn er erst einmal höre, weswegen er komme … (»Kann dieser grässliche Kerl denn nicht ein einziges Mal etwas geradeheraus sagen?«, fragte sich der Major und knirschte mit den Zähnen.)
    »Ja doch. Worum geht es?«
    Es gehe um seine Tochter, Sarah … sie sei noch nicht nach Hause gekommen, und auch wenn er ja wisse, dass sie in guten Händen sei … kurz, ihm sei zu Ohren gekommen, dass der Ball früher als erwartet zu Ende gegangen sei … obwohl alle sich einig gewesen seien, dass es ein großer Erfolg gewesen sei … deshalb, und weil es doch so viele Unruhen überall im Land gebe …
    »Sarah? Wie spät ist es denn jetzt?« Er hatte seine Uhr in der Westentasche gelassen. Er dachte an die Kerzen, die in seinem Zimmer brannten.
    »Mr. Spencer hat sie nach Hause gebracht, vor einer Stunde etwa … vielleicht auch schon länger. Länger, denke ich. Wo
ist
Mr. Spencer?« Er sah sich nach der Köchin um, aber die war natürlich verschwunden.
    Er packte Devlin am Arm und zog ihn tiefer in den Raum hinein, näher zu dem einsamen Gaslicht, damit er sehen konnte, was der Mann für ein Gesicht machte. Aus dem Dunkel kam ein leises, gereiztes Miauen, und etwas bewegte sich in den Schatten. Die Katzen waren zurückgekehrt. Einen Moment lang hatte er geglaubt, es sei Devlin selbst, der miaute.
    Aber auch Devlin sprach, in hohen, aufgeregten Tönen, die unbeschreiblich an den Nerven des Majors zerrten. Er habe es ja immer gewusst! Er habe sie gewarnt … Doch nein, sie wollte nicht auf ihn hören. Kein anständiges Mädchen gab sich mit diesen versoffenen Teufeln ab. Er hatte sie gewarnt! Noch keine Stunde war es her, dass sie in Kilnalough randaliert hatten, und sie war noch immer nicht zu Hause … Sie hatte unbedingt mit den vornehmen Herrschaften tanzen wollen – tja, das hatte sie nun davon. Er hatte gesehen, was sie angerichtet hatten … Die Milchkannen hatten sie umgeworfen, und die Hauptstraße war jetzt wie ein weißer Fluss; das Fenster von Finneran mit einem schwarzen, sternförmigen Loch darin … und das Fenster des Schlachters lag in Scherben unter dem Sims, wie Schnee! Und alle waren sie groß herausgeputzt, im Frack wie Gentlemen. Ha, schöne Gentlemen waren das! Und er hatte Mädchenschreie gehört … Aber selbst da war sie noch nicht nach Hause gekommen … Und
er
, der Major, sei dafür verantwortlich. Er habe sie seiner Obhut anvertraut. Er sei kein Gentleman. Er sei ein Schwein, ein Unhold! Das Mädchen in einer solchen Nacht im Stich zu lassen … Ein Krüppel, und ohne jeden Schutz … Und dann Mr. Spencer, der glaube, er könne ihn, Devlin, kaufen, mit seinem Geld und seinen heuchlerischen Reden, was sei denn das für ein Mann? Hören Sie, was ich sage?
    Der Major schüttelte Devlin dermaßen heftig, dass dessen letzte Worte nur noch ein Japsen waren. Anschließend war Devlin still.
    »Sarah

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