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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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komme es ja nicht auf den Lack an, sondern auf das, was darunter sei. Aber wo er schon einmal da sei, könne er da auch noch zum Abendessen bleiben? Es würde für einen weiteren Esser reichen, oder?
    »Aber ja.«
    Ah, damals, da wussten sie noch, wie man baut. Da bestand ein Haus nicht nur aus ein paar Reihen Backsteinen mit ein wenig Mörtel dazwischen, so wie heute. Sehen Sie hier, Major, hören Sie sich das an – und er klopfte mit den Knöcheln seiner Patschhände gegen die Wand des Korridors.
    »Das höre ich mit großer Erleichterung. Ich hatte angefangen, mir Sachen auszumalen.«
    »Es gibt nichts hier, weswegen Sie sich Sorgen machen müssen. Darauf haben Sie mein Wort.« Lächelnd tat Mr. Delahunty dem Major den Gefallen und ging trotzdem mit ihm ins Schreibzimmer, um sich den Riss hinter dem Gobelin anzusehen. Nichts von struktureller Bedeutung, erklärte er, es habe sich einfach nur »das Mauerwerk gesetzt«. Komme in jedem alten Haus vor. Aber die oberen Stockwerke? Der Hausschwamm? Die Stelle, an der der Major durch den Boden gebrochen war?
    »Sie werden feststellen, dass manches hier, was aus Holz gebaut ist, nicht in bester Verfassung ist. Das liegt an der hohen Luftfeuchtigkeit. Jedes alte Haus in Wicklow oder Wexford sieht so aus. Aber das heißt nicht, dass sie allesamt baufällig sind. Keineswegs. Wenn Ihnen danach ist, Major, erneuern Sie ein paar von den Balken. Machen Sie es in Ruhe. Kein Grund zur Eile. Das alte Majestic wird noch stehen, wenn wir zwei längst tot und begraben sind.«
    »Wir brauchen also gar nicht nach oben zu gehen?« Über dieses Ansinnen lachte Mr. Delahunty laut. Er fasste den Major am Arm und sagte: »Major, Sie können gegen mich sagen, was Sie wollen, aber vom Bauen verstehe ich was. Glauben Sie mir, wenn das hier in vier Wochen noch steht, dann steht es auch in zweihundert Jahren noch. So ist das. Sagen Sie gegen mich, was Sie wollen …« Er zögerte, als warte er darauf, dass der Major etwas gegen ihn sagte. Da nichts kam, fügte er eilig hinzu: »So, und jetzt lassen Sie uns den guten Tee trinken, den Sie mir versprochen haben.«
    Der Major hatte einige Mühe darauf verwendet, es so einzurichten, dass er und Mr. Delahunty in Ruhe im Schreibzimmer Tee trinken konnten, ja, er hatte den Raum sogar sicherheitshalber am früheren Nachmittag abgeschlossen.
    Doch seltsamerweise verlor Mr. Delahuntys Konversation nach der ersten Tasse ihren Schwung, das gutmütige laute Lachen erklang immer seltener. Auf ein oder zwei (zugegebenermaßen langweilige) Anekdoten, die der Major in seiner Not hervorkramte, reagierte er sogar überhaupt nicht.
    »Tee in Ordnung?«
    »Oh, wunderbar. Absolut erstklassig.«
    Der Major probierte es mit mehreren Themen und bedauerte, dass er so wenig über Architektur wusste. Schließlich versuchte er noch, Mr. Delahunty für die politische Situation in Irland zu interessieren, ein Thema, zu dem er doch gewiss eine Menge zu sagen habe. Doch auch wenn er lächelte und belanglose Antworten murmelte, schien er doch mit seinen Gedanken anderswo. Sein Blick streifte versonnen über Wände und Decke. Man hatte den Eindruck, dass er horchte. Als das Dienstmädchen das Teetablett holen kam und dabei die Tür zuschlug, fuhr er heftig zusammen.
    Bald darauf sah er auf seine Uhr und reichte dem überraschten Major die Hand.
    »Aber ich dachte, Sie wollten zum Abendessen bleiben?«
    »Noch eine Verabredung, die ich ganz vergessen hatte. Ein andermal, alter Junge.«
    Auch als sie sich im Foyer voneinander verabschiedeten, ließ Mr. Delahunty wieder versonnen den Blick hierhin und dorthin schweifen.
    »Na, ich bin froh, dass kein Grund zur Besorgnis besteht. Da fällt mir ein Stein vom Herzen.«
    »Nein, es gibt nicht den geringsten Anlass zur Sorge«, murmelte Mr. Delahunty, und bevor er ging, pochte er noch einmal mit seinen dicken Fingerknöcheln an die Wand, diesmal allerdings recht vorsichtig.
    Nun, da die Sorgen des Majors um die Stabilität des Majestic ausgeräumt waren, schien es ihm nicht mehr unmittelbar notwendig, die Gäste zur Abreise zu ermuntern. Allerdings war ja der Einsturz des Gebäudes nicht die einzige Gefahr, die ihnen drohte. Auch die zunehmende Gewalt auf dem Lande wollte bedacht sein, und bei seiner einsamen Lage war das Majestic sehr verletzlich. Einfach lächerlich auch, dass sie das Haus weiter als Hotel betrieben, obwohl nichts mehr daran nach Hotel aussah. Und vor allen Dingen war da Edwards Geisteszustand seit dem Massaker an

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