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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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seinen Schweinen (um nicht zu sagen der Verdacht, dass er den Verstand verloren hatte). Speck sei unwiderruflich von der Speisekarte gestrichen, hatte er der Köchin verkündet. Zusammen mit den Messern und Gabeln sollten zu den Mahlzeiten Revolver gedeckt werden, damit sie im Notfall zur Hand waren. Besser, man belastete seine Nerven nicht weiter. Früher oder später mussten die Gäste in jedem Falle das Haus verlassen. Im Geiste hörte der Major noch immer das irrsinnige Lachen von hoch oben auf dem Dach.
    Doch manche von den Damen waren nun wirklich schon sehr lange da. Sie hatten den Winter überstanden; damit hatten sie sich das Recht verdient, im Sommer zu bleiben. Genau genommen hatten sie natürlich keinerlei Rechte. Sie waren nur einfach schon so lange da, dass es ganz selbstverständlich schien, dass sie für immer bleiben würden – das heißt bis zu ihrem Tode, denn man ging ja doch davon aus, dass dieser irgendwann eintreten würde. Aber bis dahin konnte es noch eine ganze Weile dauern.
    Der Major gesellte sich zu ihnen und schnitt ganz unverbindlich das Thema an, dass es vielleicht keine schlechte Idee wäre, wenn sie sich in den nächsten Tagen einmal Gedanken machten, wo sie sich – natürlich war bisher nichts entschieden – niederlassen würden, wenn … ja, wenn was? Wenn Edward endgültig den Verstand verloren hatte? … wenn die I.R.A. ihr Hauptquartier im Majestic aufgeschlagen hatte? (da wünschte er ihr alles Gute!) … wenn das Unvorhergesehene, was immer es sein mochte, geschehen war? … Was konnte der Major sagen, was nicht unpassend war?
    Er blieb so unbestimmt, dass er sie nur weiter beunruhigte. Mit abweisenden Mienen hörten sie ihm zu. Nach und nach machte sich Empörung breit. Der Major sank tiefer in ihrer Wertschätzung als je zuvor seit dem Tag, an dem er ihren Straf- und Einkaufsexpeditionen ein Ende gemacht hatte. Zuerst hatten sie mit den Dienstboten um den Zugang zu den Badezimmern »kämpfen« müssen (der eherne Grundsatz, dass die Diener sich »niemals wuschen« und zu Hause Kohlen oder Kartoffeln in der Badewanne lagerten, hatte sich als falsch erwiesen). Zuerst das, dann dies hier. Unerträglich war das. Sie hatten nicht übel Lust abzureisen! Der Major hatte den Blick auf seine Schuhe geheftet, nickte reumütig und blickte betreten drein, und einen Augenblick lang hatte er vergessen, dass es genau das war, was er sich von ihnen wünschte.
    »Ich wollte nur sagen, dass Mr. Spencer beschlossen hat, keine neuen Gäste mehr aufzunehmen – in der Absicht, das Haus in einiger Zeit zu schließen.«
    Doch das beschwichtigte die Damen nicht, zumal ausgerechnet in diesem Augenblick Murphy herangeschlurft kam und verkündete, dass eine Gesellschaft junger Herren eingetroffen sei.
    »Aber das ist doch unmöglich!«, rief der Major, entsetzt darüber, wie schnell sein Schwindel aufgeflogen war. »Sagen Sie ihnen, sie können nicht bleiben.«
    »Der Herr hat schon bestimmt, dass sie das können«, entgegnete Murphy mit Gusto.
    Der Major stürmte los; er wollte zu Edward und protestieren. Aber Edward hatte die Gruppe bereits willkommen geheißen, ein halbes Dutzend junger Studenten aus Oxford, die ihre Semesterferien in Irland verbrachten, um sich vor Ort ein Bild von der irischen Frage zu machen. Aus Oxford! Endlich die Aussicht auf ein gebildetes Gespräch … Sie hatten Irland zu ihrem Forschungsgebiet erkoren und wollten unterschiedliche Gesellschaftsschichten befragen, ein ernsthafter Versuch, etwas über die Stimmung in der irischen Bevölkerung in Erfahrung zu bringen und nicht nur die Meinung der Shinner zu hören! Man konnte es nicht leugnen, die jungen Leute heutzutage hatten eine direktere, vernünftigere, überhaupt weniger heuchlerische Art, mit der Politik umzugehen als die ältere Generation. Ein ganz neuer Sinn für soziale Gerechtigkeit trieb sie an … »Doch, doch, Brendan; ich sehe Sie lächeln, aber es stimmt. Wir können von den jungen Leuten etwas lernen, wenn wir die Ohren offen halten. Außerdem sind sie auch nur für ein oder zwei Nächte hier.« Und dann beschrieb Edward, wie er einmal vor dem Krieg ein prächtiges Dinner in All Souls miterlebt hatte … Ah, die Zitate von Aristoteles und Thomas von Aquin! Auch die Meeresfrüchte waren exquisit gewesen. Und der Portwein unvergleichlich.

Da war nichts zu machen. Der Major wandte sich schon ab, als Edward noch fragte: »Ach übrigens, es ist kein Paket für mich aus London gekommen, oder?«
    »Soviel ich

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