Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
Vom Netzwerk:
Fingerknöchel knacken und sah in allem wie ein Irrsinniger aus.
    Der Tag, an dem die Zwillinge abreisen sollten, kam, und der Abschied oder die Aussicht auf die bevorstehende Trennung machte anscheinend weder ihnen noch Edward das Geringste aus. Auf dem Bahnsteig von Kilnalough packte Edward mit beiden Händen je eine blonde Haarsträhne und sagte: »Werdet ihr euch in London auch benehmen?«
    »Ja, ja!«
    »Wirklich?«
    »Autsch! Daddy, du tust uns weh!«
    »Versprecht ihr mir das?«
    »Ja, ja!«
    Daraufhin verfrachtete er sie in ihr Abteil und gesellte sich wieder zum Major, der als einziger ein gewisses Maß an Rührung bei diesem Abschied empfand. Trotzdem war er froh, dass sie nun außer Gefahr sein würden. Er wünschte nur, auch Mrs. Rappaport wäre zu einer Reise bereit gewesen, doch in ihrem Falle hatte er lediglich ihren Starrsinn geweckt. Sie hasse Kalkutta; habe es immer gehasst. Da gehe sie nicht noch einmal hin. Grauenhaft, die Hitze dort.
    »Kalkutta? Aber niemand will, dass Sie nach Kalkutta fahren!« Daran hatte sich eine lange und zermürbende Auseinandersetzung angeschlossen. Dort sei sie in Sicherheit, das gestand sie zu. Aber Sicherheit sei nicht alles. Schließlich habe man auch seine Pflichten. Sie werde an Ort und Stelle bleiben. Die Einwände des Majors verhallten ungehört. Einmal hatte es einen flüchtigen Augenblick lang den Anschein, als verstehe sie, dass der Major sie nach England schicken wollte, nicht nach Kalkutta, denn sie rief: »Ich bin doch nicht etwa schwanger?«
    »Gütiger Himmel! Das will ich nicht hoffen!«
    »Nun, das Klima hier ist durchaus zuträglich.« Im Verlauf dieser denkwürdigen Unterhaltung hatte die riesige Katze, die auf ihrem Schoß lauerte wie eine haarige Bulldogge, den Major durchdringend angestarrt. Schließlich gab dieser sich geschlagen; als sie das spürte, ließ auch die Anspannung der Katze nach, und sie rieb den Kopf an dem harten Lederholster, das Mrs. Rappaport nun gewohnheitsmäßig um die Taille trug (wobei die besonnene und praktisch denkende Mrs. Roche allerdings die Patronen herausgenommen hatte). Die Katze gähnte, leckte sich die Pfote und wusch sich das Gesicht. Die Audienz war beendet.
    Ein Erfolg (die Zwillinge) und zwei Fehlschläge (Edwards Urlaub, Mrs. Rappaport). Als nächstes wandte der Major sich dem Majestic selbst zu, denn er fürchtete, dass der Zusammenbruch des Hauses unmittelbar bevorstand. Der Major wusste allerdings auch, dass er von Natur aus ein ängstlicher Mensch war und dazu neigte, Dinge zu übertreiben. Aber nach wie vor war ihm, als höre er die merkwürdigen knackenden Geräusche, die er zum ersten Mal durch das Tosen des Sturms vernommen hatte. Jetzt, wo alles ruhig und friedlich war, hätte man sie doch deutlich hören sollen. Doch in Wahrheit konnte er sie zwar
spüren
, aber er hörte nichts. Es war nur ein plötzliches Gefühl der Spannung, gefolgt von einer ominösen Ruhe – wenn man ein Bild dafür suchte, hätte man sagen können: verrottete Äste, die unter Wasser zerbrachen. Zweifellos war es ein Hirngespinst. Um seines eigenen Seelenfriedens willen rief er aber doch einen Architekten in Dublin an, einen gewissen Delahunty, berichtete ihm von seinen Sorgen und bat ihn, herauszukommen und sich das Haus anzusehen.
    Delahunty war ein fröhlicher, optimistischer Mann in mittleren Jahren, den ein gemeinsamer Bekannter dem Major empfohlen hatte. Er lachte über die Sorgen, die der Major sich machte; er kenne das Haus gut, sagte er. Als Kind sei er oft mit seinen Eltern dort gewesen. Fest wie ein Fels! Ebenso gut könne man befürchten, dass Dublin Castle zusammenstürze. Aber wenn der Major Gewissheit haben wolle, komme er gern vorbei und sehe es sich einmal an. Würde ihm ein Vergnügen sein, nach all den Jahren. Wenn das Wetter schön sei, könne er ja seine Badesachen mitbringen und eine Runde im Swimmingpool drehen … Es sei doch gefüllt?, nun, ja … genau genommen … also, Wasser sei schon drin, aber … Wunderbar! Der Major solle am Dienstag mit ihm rechnen. Delahunty, ein vielbeschäftigter Mann, hatte aufgelegt, bevor der Major noch weitere Bedenken anbringen konnte.
    Und wie versprochen tauchte er am Dienstag auf, ein kahlköpfiger, rundlicher Mann, der den Major mit strahlenden Augen begrüßte wie einen alten Freund. Sei ja schon Ewigkeiten her, seit er zuletzt in dieser Ecke von Irland gewesen sei. Ein bisschen Renovierung könne nicht schaden, aber das Haus stehe fest wie ein Fels. Schließlich

Weitere Kostenlose Bücher