Troubles (German Edition)
beobachteten ihn unheilvolle gelbe Augen, und dann … Ah! Der Gedanke an Sarah setzte erneut zum Sprung an und zerfleischte sein empfindsames Herz.
»Sie sympathisieren tatsächlich in vielem mit den Sinn Féin, nicht wahr? Nein nein, geben Sie sich keine Mühe, es zu bestreiten, Major. Bei mir … ach, ich bin ein nutzloser alter Mann, das wissen Sie, alle sagen das … bei mir müssen Sie sich nicht verstellen. Aber Sie sollten abreisen, bevor es zu spät ist. Die grässlichen Zustände in Irland sind nicht Ihre Schuld. Sie haben die Sache nicht besser gemacht, aber das spielt keine Rolle. Hören Sie, wenn Sie auch nur einen Funken Verstand haben, dann verschwinden Sie, solange es noch geht.«
»So wie die Dinge stehen, kann ich nicht abreisen. Das Hotel ist in einem beklagenswerten Zustand.«
Der Major hatte den alten Dr. Ryan aufgesucht, um Rat einzuholen, wie man mit Edward verfahren solle, denn er machte sich zunehmend Sorgen um ihn. Edward ließ sich dieser Tage nur selten blicken. Er verbrachte große Teile seiner Zeit im Freien mit irgendeiner Beschäftigung auf dem Anwesen (selbst Seán Murphy hatte ihm nicht sagen können, was genau er machte). Einmal, als er die Auffahrt hinaufging, hatte der Major Edwards massige Silhouette ganz oben auf dem Dach erspäht, deutlich sichtbar vor einer weißen Wolkenbank über Wales. Bei anderer Gelegenheit, als er im Hof die Hunde fütterte (Evans, der Hauslehrer, war am Tag nach dem Ball verschwunden, ohne auf seine Kündigung zu warten, und hatte Mr. Nortons sämtliche Seidenhemden mitgenommen, die auf einer Wäscheleine zum Trocknen hingen), hatte er raues Gelächter zwischen den Schindeln und Türmchen über sich hallen hören – doch dann herrschte wieder Stille, und als er Edwards Namen rief, kam keine Antwort.
Was man tun könne, um Edwards Gemütszustand zu bessern, wollte er wissen. Aber Dr. Ryan, der wie üblich tief zu schlafen schien, hatte deutlich erkennen lassen, wie wenig geneigt er war, über Edward zu sprechen. Stattdessen hatte er hartnäckig auf der sofortigen Abreise des Majors bestanden, was aber für den Major nicht in Frage kam.
»Meinetwegen. Wenn Sie sich unbedingt wie ein grüner Junge benehmen und sich in Schwierigkeiten bringen wollen … !«
Gewiss doch, aber was war mit Edward? Wenn man ihn zum Beispiel überreden könnte, ein paar Wochen Urlaub zu machen? Aber der alte Mann hatte keine Geduld für die Theorien des Majors und seine umständlichen Erläuterungen zu Edwards Geisteszustand. Edward sei ein einziges Ärgernis und schon seit Jahren übergeschnappt!
»Aber mit einem Urlaub?«
»Ja, ja, schaffen Sie diesen Gauner weg und sorgen Sie dafür, dass er nicht wiederkommt!«
Der Major knirschte vor Verzweiflung mit den Zähnen und dachte bei sich, dass es doch höchste Zeit war, dass der alte Knabe sich zur Ruhe setzte. Er wurde von Tag zu Tag seniler.
Natürlich sah Edward den Major erstaunt an, als dieser ihm vorschlug, er solle mit den Zwillingen für ein paar Tage oder sogar länger verreisen (»Ich könnte mich so lange um das Hotel kümmern«). Irland verlassen, ausgerechnet jetzt? In solchen Zeiten müsse man Entschlossenheit und Stärke zeigen! Erst gestern habe sich jemand an seinem Eigentum vergriffen und ein Warnschild, das er am Torpfosten aufgehängt hatte, entfernt. Der Übeltäter müsse aufgespürt und seiner gerechten Strafe zugeführt werden!
Der Major (der selbst der Übeltäter war) seufzte und starrte auf seine Fingernägel. Mit vernünftigen Argumenten war Edward offensichtlich nicht beizukommen. Aber vielleicht wuchs ja Gras über die ganze Sache, die »Unruhen« hörten auf, und Edward nahm wieder Vernunft an. Bei aller Sanftheit war der Major doch ein willensstarker junger Mann, und er war entschlossen, zu retten, was zu retten war. Die Zwillinge sollten zu ihrer Tante nach England geschickt werden, der Pfarrersgattin; die galt zwar als leichtlebig, aber darauf konnte man nun keine Rücksicht nehmen. Außerdem, dachte der Major bei sich, war es nicht sehr wahrscheinlich, dass sie sich als leichtlebiger erweisen würde als die Zwillinge ohnehin schon waren. Mrs. Rappaport sollte ebenfalls an einen anderen Ort gebracht werden. Vielleicht konnte man auch die Gäste zur Abreise bewegen …
»Tun Sie, was Sie für richtig halten, alter Freund. Ich überlasse es ganz Ihnen«, erwiderte Edward unbestimmt, wie jemand, der sich um wichtigere Dinge zu kümmern hat. Dabei starrte er in die Ferne, ließ seine
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